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(06. Juli 2023)
(Überarbeitet: 17. Oktober 2023)

Tigerpfote

Tigerpfote legte die Amsel vor sich ab und begann zu fressen. Springpfote tat es ihr gleich und auch die anderen Schüler aßen. Tigerpfote beobachtete aus dem Augenwinkel wie sich Rabenpfote und Staubpfote ansahen und Staubpfote mit dem Ohr in Richtung Tigerpfote zuckte.

Rabenpfote hatte schwarzes, glänzendes Fell und grüne Augen, wodurch sie keinem ihrer beiden Elternteile ähnlich sah. Auch Staubpfotes Aussehen glich nicht wirklich dem von Teichfuß oder Eichenfell. Nur seine Augen hatten denselben grau-blauen Ton, wie die von Teichfuß. Vom Charakter her war Rabenpfote wie Eichenfell und Staubpfote wie sein Vater.

Tigerpfote hatte nicht viel mit den beiden zu tun, außer sie trainierten, was aber nicht oft vorkam, da die beiden erst neun Monde alt waren, während Tigerpfote schon zwölf Monde alt war.

„Tigerpfote?", meldete sich Rabenpfote zu Wort.
„Mmh?", machte Tigerpfote. Sie bemerkte aus dem Augenwinkel, dass auch Springpfote aufgehört hatte zu fressen und interessiert zu der schwarzen Schülerin sah.
„Ich weiß ja, dass ich das nicht hätte tun sollen, aber ich habe gelauscht wie du dich mit Springpfote unterhalten hast", begann Rabenpfote zu erzählen. Tigerpfote riss überrascht die Augen auf, hatte sich aber schnell wieder unter Kontrolle.
Rabenpfote zuckte mit dem Ohr und redete weitere.
„Ich habe das Staubpfote erzählt. Wir beide sind der Meinung, dass es stimmt und wollen helfen!"

Die Spannung fiel von Tigerpfote ab, als sie hörte, dass die beiden sie nicht an Distelstern verraten, sondern helfen wollten. Sie wusste nicht, wie die beiden ihnen helfen konnten, aber ihr würde etwas einfallen.

„Danke", sagte sie deshalb und blickte rasch zu Springpfote hinüber. Diese neigte leicht den Kopf.
„Ich würde gerne kurz mit Springpfote reden", meinte Tigerpfote. Mit der Nase schupste sie die Heilerschülerin etwas von den beiden anderen Schülern weg.
„Was hältst du davon? Ich will sie nicht in Gefahr bringen. Sie sind zwar keine Jungen mehr, aber noch immer nicht fertig ausgebildet", gab Tigerpfote ihre Meinung ab. Springpfote nickte nachdenklich.

„Ich glaube ich habe eine Idee. Ich weiß nicht, ob sie gut ist", murmelte die hellbraun gefleckte Kätzin. Während sie das sagte kniff sie ihre gelben Augen zusammen.
„Gut?", miaute Tigerpfote fragend und legte den Kopf schief.
Jetzt war sie wieder neugierig. In ihrem Kopf jagte eine Idee die andere, aber keine davon war wirklich gut. Doch immer wieder landeten ihre Gedanken bei Milo und dem Traum, den sie gehabt hatte.

„Was wäre, wenn wir heimlich die anderen Clans informieren würden und versuchen sie zu überzeugen. Wenn uns alle oder zumindest ein Anführer glaubt, kann der dann die anderen überzeugen", sprach Springpfote ihren Einfall aus.
Sofort war Tigerpfote davon begeistert, aber auch Zweifel beschlichen sie, nachdem sie sich das ganze kurz durch den Kopf gehen ließ.
„Was ist, wenn kein Anführer uns glaubt? Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir Sturmstern überzeugen können. Er hat schon bei der Versammlung so misstrauisch geschaut", antwortete Tigerpfote und fuhr ungeduldig die Krallen aus.

„Wir können es versuchen. Wenn wir bei Flugstern beginnen und Sturmstern uns zum Schluss vornehmen, haben wir schon Übung im Überreden", schlug Springpfote vor und zuckte aufgeregt mit dem Schweif. Mit einer Kopfbewegung wies sie auf die beiden jüngeren Schüler, die noch immer etwas abseits standen und sich ebenfalls leise unterhielten.

„Und was machen wir mit denen?", wollte Springpfote wissen und nickte zu Rabenpfote und ihrem Bruder. Tigerpfote wiegte den Kopf hin und her.
„Sie könnten lauschen, welche Katzen in unserem Clans mir und Milo glauben", überlegte Tigerpfote leise, während sie wieder zurück gingen.
Rabenpfote blickte hoch und spitzte gleichzeitig die Ohren. Staubpfoten neben ihr war Rabenpfotes komplettes Ebenbild. Kurz musste Tigerpfote schmunzeln, dann fing sie sich wieder und ihre Gedanken kehrten wieder zu Milo, dem vergifteten Wasser und ihrer Aufgabe zurück.

Springpfote sah von Rebenpfote zu Springpfote und dann zu Tigerpfote, die ihre Gedanken noch ordnen musste. Schließlich trappten sie wieder zu Rabenpfote und Staubpfote zurück.

„Gut, ihr beiden seid unsere Ohren im Clan", verkündete Tigerpfote und wartete darauf, dass die beiden Schüler das Gesicht verzogen. Wenn sie diese Aufgabe zugeteilt bekommen hätte, wäre sie ausgerastet.
Zu ihrer Überraschung hellten sich die Gesichter der Geschwister auf. Staubpfote schien sogar erleichtert. Verwirrt blickte Tigerpfote zwischen den beiden hin und her.

„Ist das in Ordnung für euch?", wollte sie wissen. Die beiden nickten.
„Was sollen wir machen?", fragte Staubpfote und trat aufgeregt von einer Pforte auf die andere, auch sein Fell war leicht gesträubt. Rabenpfote schien im Vergleich dazu eher ruhig.
Überfordert blickte Tigerpfote zu der Heilerschülerin hinüber, die sie ebenfalls ansah und mit den schmalen Schultern zuckte.
„Ich denke, dass ihr momentan einfach nur darauf achten sollt, was die Katzen im Clan zu dem Thema Milo sagen und was sie darüber denken. Sobald wir eine andere Aufgabe für euch haben, sagen wir Bescheid", antwortete Springpfote an Tigerpfotes Stelle.

Die getigerte Kätzin nickte Springpfote dankbar zu und die beiden verabschiedeten sich voneinander.
Tigerpfote lief mit gesenktem Kopf zum Schülerbau. Sie war noch müde von der großen Versammlung und brauchte dringend etwas Schlaf.
Aber ihre Gedanken kamen nicht zur Ruhe.

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