9. Kapitel

Der Weg zur großen Versammlung war mühselig und am liebsten hätte sich die Schülerin in ihr weiches Moosnest plumpsen lassen.

Der gleißende Vollmond hatte bereits den Himmel erklommen und strahlte dort in seiner begierigen Pracht, auf all die Katzen herab, die diese Nacht auf die Lichtung traten.

Das Laub unter den Pfoten der Schülerin knisterte bedrohlich und unterstützte die Vorstellung von dem, was auf sie wartete.

Mich darf niemand sehen, nur Bruchpfote.

Geduckt schlich sie durch die dichten Farnwedel, die die Senke umwucherten und spähte zwischen ihnen hinaus auf die silbern getränkte Lichtung.

Die verschiedensten Gerüche strömten zu ihr hinauf und es schien, als wären sie diese Vollmondnacht besonders stark.

Sie werden meinen Geruch überdecken.

Unsicherheit überkam sie und ein weiteres Mal begann sie zu zweifeln.

War es wirklich richtig, was sie da tat?

Ihr Herz sagte ihr, dass sie zurück zu ihrem Clan sollte, aber ihr Verstand sagte das Gegenteil.

Es war alles so kompliziert.

Innerlich hoffte sie, dass man sie entdecken würde, dann müsste sie sich nicht mehr entscheiden, auf wen sie hörte.

Sie schüttelte ihre Gedanken ab um sich voll und ganz auf das Geschehen in vor ihr zu konzentrieren.

Die Anführer hatten bereits auf dem großen Felsen Platz genommen und auch die Heiler hatten sich zu ihren Füßen niedergelassen.

Darunter auch Senkerschweif.

Nein! , sagte sie sich gleich und wandt den Blick schnell von ihm ab, bevor ihr Herz wieder stehen blieb.

Stattdessen beobachtete sie wie die FlussClan Katzen auf die Lichtung strömten und sich unter den anderen Katzen niederließen.

Auch wenn sie schon so einige Versammlungen besucht hatte beschleunigte sich ihr Puls vor Aufregung.

Wieviele Katzen dort waren!

Mit den Augen strich sie über die Menge und versuchte Bruchpfote unter ihnen auszumachen.

Wo ist er bloß?

Am Rand konnte sie eine Gruppe von Schülern ausmachen, die mit gespitzten Ohren zu dem Plataue hinausblickten.

Ob er da dabei ist?

Genau konnte sie es nicht erkennen, da die Katzrn ihr den Rücken zugewandt hatten.

So leise wie möglich schlüpfte sie unter den Farnwedeln hervor und suchte Schutz in einem zwischen dem Farn eingebetteten Ginsterstrauch, von wo aus sie eine bessere Sicht auf das Treiben hatte.

"Psst, Forellenstern spricht!", hörte sie das fauchen einer Katze, die ihr beunruhigend nahe saß.

Neben dem Kater konnte sie eine junge Schülerin erkennen, die sich ängstlich duckte.

"Tut mir leid, Nadelsprung!", wimmerte sie und legte ängstlich die Ohren an.

"Dem FlussClan geht es bestens. Wir haben einen neuen Krieger. Brauntropfen", hallte die Stimme des FlussClan-Anführers durch die Katzenmenge und sie sah, wie Forellenstern dem frisch ernannten Krieger zunickte, der daraufhin stolz die Brust rausstreckte.

"Brauntropfen! Brauntropfen! Brauntropfen!", leiteten die FlussClan-Katzen jailend ein, woraufhin sich die anderen Katzen anschlossen.

Ob ich jemals Kriegerin werde?

Betrübt richtete sie ihren Blick auf ihre Pfoten.

Ich habe mit meinem Clan einfach alles verloren.

Diesmal war sie sich sicher, das es ihr nicht gelingen würde diesen schrecklichen Gedanken loszuwerden.

Selbst Bruchpfote hat mich vergessen.

Ein Knurren ließ sie hochschrecken. Der Kater, der scheinbar den Namen Nadelsprung trug, hatte die Pfote gehoben und bedrohlich die Krallen ausgefahren.

"Bruchpfote hat nichts getan er kann nicht für deine Taten!", fauchte die Schülerin und entblößte ihre Zähen.

Die Augen des SchattenClan-Kriegers verengten sich und er musterte sie streng.

"Ein Wort und du endest wie Bruchpfote!"

Entsetzt beobachtete Streifenpfote das Geschehen.

Was hat das alles zu bedeuten?

"Dem DonnerClan geht es ebenfalls gut und wir können ein neues Junges im Clan begrüßen", leitete Spinnenstern ein.

Würde er sie erwähnen?

"Blütentupfen hat geworfen!?", hörte sie die entsetzte  Stimme von Veilchenhauch, die direkt neben Nadelsprung Platz genommen hatte und ihrem Gefährten daraufhin etwas zuflüsterte.

Streifenpfote wusste, dass die Kriegerin ihre Mutter ganz und gar verabscheute, warum war ihr jedoch nie bewusst gewesen.

Klar waren SchattenClan so oder so immer feindselig, doch Veilchenhauchs Verhalten war sonderbar.

Sie sah, wie Nadelsprung zu protestieren schien und ein leises Fauchen an sie gab, sich dann jedoch wieder an die Schülerin wandte.

"T..... Tut mir leid, Nadelsprung!", jammerte diese und Streifenpfote konnte erkennen, das auf ihrer Schulter ein tiefer Kratzer klaffte aus dem tiefrotes Blut tropfte.

Wie kann er nur!? Er, er hat ein Clanmitglied verletzt!

"Das will ich hoffen!", zischte der Krieger, "Noch ein Wort und du kannst dich von deinem Pelz verabschieden!"

Wut kochte in ihr auf und am liebsten wäre sie aus dem Gebüsch gesprungen und hätte der Schülerin geholfen.

"Wo ist Bruchpfote?", fragte Veilchenhauch misstrauisch und funkelte die gefleckte Schülerin böse an.

"Er weiß etwas, was er nicht wissen sollte!",knurrte Nadelsprung.

"Er ist dein Sohn!", sagte Veilchenhauch wütend.

"Ich weiß, aber er....",er brach ab und fauchte.

"Was ist mit ihm?",entgegnete die Kriegerin provokant und kniff die Augen zusammen.

Ich darf mich nicht damit aufhalten es ist nicht meine Angelegenheit!

Also schaute sie einfach weg und lief weiter über die staubige Erde, auch wenn ihr das, was sie beobachtet hatte nicht aus dem Kopf weichen wollte.

Typisch SchattenClan!

Erst jetzt bemerkte sie, wie sehr ihr alles wehtat und wie wund sich ihre Ballen anfühlten.

Ein Keuchen entwich ihrem Mund.

Ich muss weitermachen, ich muss Bruchpfote finden!

So gut es ging versuchte sie den Schmerz auszublenden, der mittlerweile von einem quälenden Hunger unterstützt wurde.

Ich muss dringend Mal eine Pause einlegen!

Doch ging das überhaupt? Konnte man es sich als Streunerin überhaupt leisten eine Pause einzulegen, wo man doch ständig auf Gefahren achten musste? War sie überhaupt eine Streunerin? Was war sie überhaupt noch?War sie überhaupt noch eine Schülerin, eine Clankatze?War sie überhaupt noch Streifenpfote? Sollte sie sich anders nennen?Einen Streunernamen tragen?

Ein lautes Jaulen ließ sie erstarren und augenblicklich konnte sie sehen, wie sich der Himmel zunehmend dunkler färbte und der Mond hinter einer Wolke verschwand.

"Der SternenClan ist zornig!" "Angriff!""Hilfe!"

Panische Stimmen erfüllten die gesamte Senke und als die Schülerin ihren Kopf hinausstreckte konnte sie ihren Augen nicht trauen.

Was zum!?

Überall auf der Lichtung wimmelte es nur so von kämpfenden Katzen, Krallen flogen, Fellbüschel landeten auf dem Boden, Blut spritzte aus tiefen Wunden und befleckte den tiefschwarzen Boden der Nacht.

Was ist bloß passiert! Sie haben die Waffenruhe gebrochen und damit das Gesetz der Krieger!

Wie erstarrt blieb sie stehen ihre Augen auf das Geschehen gerichtet.

Für einen Moment schien alles in ihr still zu stehen, dann umschlossen sie eine gefährliche Dunkelheit.

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