16. Kapitel
Mittlerweile war es fast Sonnenhoch und Streifenpfote wusste, dass jeden Moment die Patroullie kommen könnte.
Ihr Pelz kribbelte bereits vor Aufregung.
Irgendwie hatte sie Angst vor der Begegnung, gleichzeitig freute sie sich darauf ihre Clangefährten wieder zusehen und auf der anderen Seite vermisste sie Bruchpfote.
Ihr Freund war bereits nach ihrer Heimkehr aus dem Wald zurück zu seinem Clan aufgebrochen, obwohl Streifenpfote gerne nocheinmal mit ihm gesprochen hätte.
Meisenschatten, Nieselwind und Zweigpfote hatten sich ebenfalls vor einigen Augenblicken auf den Rückweg gemacht, wobei ihr der Blick der Heilerin keineswegs entgangen war.
Mittlerweile musste sie sich sogar fragen, ob sie womöglich mehr über Bruchpfote wusste, als sie selbst.
Vielleicht kannte sie die Antworten auf ihre Fragen?
Streifenpfote beschloss sie auf jeden Fall bei der nächsten großen Versammlung aufzusuchen, falls sie selbst überhaupt mitgehen durfte.
"Mach dir keine Sorgen, sie werden dich bestimmt wieder aufnehmen", Senkerschweif kam neben sie gelaufen und setzte sich.
Sie seuftzte und blinzelte wegen der blendenden Sonne.
"Ich hoffe es", miaute sie bedrückt und blickte auf ihre Pfoten.
Wie hatte sie ihren Clan nur so einfach verlassen können?
"Ich nehme an du kennst Nebeljunges noch nicht, hab ich recht?", maunzte er mit einem Schmunzeln.
Traurig schüttelte sie den Kopf.
Sie hatte ihre Mutter im Stich gelassen.
"Ich bin mir sicher du wirst ihm eine großartige Schwester sein!", versicherte er ihr und Streifenpfote brachte nur ein schwaches Nicken von sich.
Sie hatte ihren gesamten Clan im Stich gelassen!
Unsicher sah sie zu Senkerschweif hinüber, der sich gerade die Pfote säuberte.
Wieder musste sie an ihre gemeinsame Nacht denken, so sehr sie auch versuchte diese Gedanken zu bändigen.
Am liebsten hätte sie all das einfach vergessen, schließlich bereute sie es jetzt schon überhaupt etwas gesagt zu haben.
Wieso hatte sie sich jemals ihm zugewandt?
Ich wollte das Gesetz nie brechen und trotzdem habe ich es getan.
Sie schüttelte sich und versuchte neuen Mut zu fassen.
Es war geschehen und sie konnte es nicht mehr ändern.
Es war schon geschehen, als sie ihn das erste Mal im Heilerbau besucht hatte, damals, als sie sich auf ihrer ersten Patroullie einen Dorn eingetreten hatte.
Nein!
Sie durfte das nicht! Und sie würde es auch nie wieder tun!
Warum auch immer war sie plötzlich sehr zuversichtlich.
Sie würde einfach wie immer weitermachen. Sie musste sich einreden, dass sie nur Freunde waren.
Und um genau zu sein waren sie das ja auch irgendwie.
Doch dann schoss ihr wieder das Bild aus ihrem Traum ins Gedächtnis und sie konnte Mohnhauchs Worte so lebendig wiederhallen hören, dass sie erneut zusammenzuckten musste.
Wenn sie wirklich Junge erwartete, dann musste Senkerschweif davon erfahren.
Nein.
Sie bohrte die Krallen in die Erde.
Sie durfte ihm nichts sagen, bis sie sich vollkommen sicher war, dass sie mit ihrer Vermutung richtig lag, auch wenn sie dringend hoffte, dass es nicht stimmte.
Ich bin eine Schülerin. Ich kann keine Junge haben!
Genau genommen hatte sie noch nie gehört, dass eine Schülerin überhaupt Junge bekommen konnte.
Sie schüttelte den Kopf.
Es war einfach unmöglich.
Das war der letzte Gedanke, den sie fassen konnte, weiter kam sie nicht, denn ein Rascheln am Waldrand verkündete die Ankunft der Patroullie.
Sofort durchfuhr ein Zucken ihren Körper und ihre Ohren begannen vor Unruhe wil umherzuschnippen.
Sie werden mich hassen!
Kaum hatte sie ihren Kopf etwas angehoben, tauchte auch schon Spinnenstern aus dem Gebüsch aus.
Sie hielt die Luft an und fluchte leise.
Wieso musste ausgerechnet ihr Anführer die Katze sein, der sie als erstes bgegenen würde?
Hinter dem Kater schlüpfte eine gräuliche Kätzin heraus, die Streifenpfote fast sofort als Nebelblüte erkennen konnte.
Sie seuftzte, als sie die Kätzin so munter ihrem Anführer folgend sehen konnte, schließlich war sie vor ihrem Alleingang noch immer im Heilerbau gewesen.
Nach Nebelblüte folgten noch Distelpfote und zum Schluss Graskralle.
Distelpfote kam aufgeregt auf sie zugehoppelt und blinzelte sie mit ihren leuchtenden Augen an.
"Ich dachte schon du kommst nie wieder!", meinte die Schwarze gespielt vorwurfsvoll.
Einen Moment brachte Streifenpfote keinen Ton heraus, viel zu sehr war sie auf ihren Anführer fixiert, welcher sich ihr nun ebenfalls nährte.
Sie traute sich nicht auch nur eine einzige Bewegung zu machen, stattdessen hielt sie die Luft an und ignorierte Distelpfotes Freudigkeit.
"Hallo Streifenpfote, es ist schön, dich so gesund wiederzusehen", meinte er überraschend gelassen und Streifenpfote stellten sich vor Unbehagen die Nackenhaare auf.
Allmählich ging ihr die Luft aus, weshalb sie langsam wieder ausatmete, auch wenn sie weiterhin sehr angespannt war.
War er nun wütend oder froh?
Ihr Bauchgefühl sagte ihr, dass er sie endgültig verbannen würde, aber irgendwie blieb sie vergleichsweise ruhig.
Sie versuchte sich zu entspannen.
Nur keine voreiligen Schlüsse ziehen.
Sie entschloss sich ersteinmal abzuwarten.
Jetzt gesellte sich auch Nebelblüte zu ihrem Anführer und lächelte ihr freundlich zu.
Erst jetzt fiel ihr auf, dass Senkerschweifs Eltern beide anwesend waren.
Waren sie extra mitgekommen?
Sie verbot es sich einen Blick auf Senkerschweif zu werfen, doch sie spürte, dass auch er etwas angespannt war.
Automatisch senkte sie ihren Blick auf ihre Pfoten und hob ihn gleich wieder, als sich Nebelblüte ihnen nährte und Senkerschweif mit einem Schnurren in Empfang nahm.
Keinen Herzschlag später kam auch Graskralle angelaufen und leckte dem Heiler zur Begrüßung den Kopf, ehe er sich geneinsam mit seiner Gefährtin wieder hinter Spinnenstern einreihte.
Erst jetzt spürte Streifenpfote, dass ein Pelz ihre Flanke streifte und sah beim Umdrehen genau in die leuchtend blauen Augen von Distelpfote, die sich neben ihr niedergelassen hatte.
"Ich bin so froh, dass du wieder da bist! Dann muss ich endlich nicht mehr alleine trainieren!", rief diese erleichtert und man konnte ihr die Freunde ganz deutlich ansehen.
Angesteckt von dem Ausdruck der anderen Schülerin zeigte sich dann doch ein wenig Freude auf Streifenpfotes Gesicht.
Sie würde wieder trainieren!
Erst jetzt spürte sie ihre Wunden, die noch immer nicht ganz verheilt waren und doch die Energie, die in ihrem Körper aufstieg.
"Lasst uns zurück ins Lager gehen, ich bin sicher ihr seit etwas erschöpft", Spinnenstern schnippte mit dem Schweif und gab somit das Zeichen sich bereit für den Aufbruch zu machen.
"Den Rest erklärt ihr mir im Lager", fügte er etwas leiser hinzu und marschierte direkt auf den Waldrand zu.
Aufgeregr erhob sich Streifenpfote und lief gemeinsam mit Distelpfote ihrem Anführer hinterher.
Auch wenn sie versuchte ruhig zu bleiben, dennoch war das Hämmern in ihrer Brust kaum auszuhalten.
Sie würde gleich ihre Mutter wiedersehen und....
Sie stockte.
....und Nebeljunges.
Jetzt war es endgültig mit ihr geschehen und sie konnte es plötzlich gar nicht mehr erwarten ins Lager zurückzukehren.
Selbstsicher hob sie den Kopf und merkte erst jetzt, dass Senkerschweif sich von der Seite nährte.
Es gelang ihr sogar einen kurzen Blick mit ihm zu wechseln bevor sie angeführt von Spinnenstern ins nächste Brombeergebüsch tauchten.
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