8. Kapitel
Flamme verließ das verlassene Lager gegen Morgengrauen. Die Nacht hatte er in dem Nest verbracht, das nach ihr gerochen hatte. Nun putze er sich und verspeiste eine Maus, die er sich gefangen hatte. Sein Magen knurrte noch immer, doch er ignorierte es und machte sich auf den Weg. Flamme wollte diesen Katzentrupp so schnell wie möglich einholen. Er wollte sie finden.
Mit einem Schlag fand er sich in einer Vision wieder. Die Kätzin mit den hübschen eisblauen Augen stand an dem Waldrand, an dem Flamme vor ein paar Sonnenaufgängen übernachtet hatte und erklärte einer jüngeren Kätzin mit braunem Fell irgendetwas. Auf leisen Pfoten schlich der Kater näher. „Okay, du zeigst mir was du draufhast, Kleepfote", befahl die Kätzin. Kleepfote nickte brav. „Ja, Feuerglanz." Feuerglanz. So heißt du also! Zufrieden mit seiner Entdeckung tappte Flamme noch näher zu Feuerglanz hin und flüsterte ihr ins Ohr: „Feuerglanz! Ein hübscher Name." Mit gesträubtem Fell fuhr die Kätzin herum und fauchte leise.
Dann war es vorbei. Schnell hatte er sich wieder gefangen und lief los. Wenn er sich beeilte, konnte er die Katzen bei Sonnenuntergang eingeholt haben und dann würde er endlich...endlich auf Feuerglanz treffen. Mit schnellen Schritten steuerte er auf den Wald zu. Hinter ihm lag die aufgehende Sonne und vor ihm dunkle Wolken, die den Himmel schwärzten. Gegen Sonnenhoch würde es zu regnen beginnen, vermutete Flamme. Das raue Gras vor dem Zweibeinerort wechselte bald schon weicheres Gras und Wildblumen ab. Hin und wieder musste er ein goldgelbes Feld überqueren. Vor ihm tauchte ein Fluss auf. Och nö! Wasser! Mit weit geöffneten Augen suchte er den Fluss nach einer Überquerungsmöglichkeit ab. Es nervte ihn, dass er sich die Stelle nicht gemerkt hatte, wo die Trittsteine lagen. Flamme vertrödelte wertvolle Zeit indem er nach den rettenden Steinen suchte. Schließlich entdeckte er sie. In der Nacht hatte es geregnet, weshalb sie jetzt tiefer im Wasser lagen, als vor ein paar Sonnenaufgängen. Schaudernd stellt der junge Kater sich vor wie eine Welle ihn von einem der Steine spülte und fortriss. Nachdem er ein paar Mal tief durchgeatmet hatte, duckte Flamme sich und sprang auf den ersten Stein. Mit dem Schweif balancierte er sich aus und setzte gleich zum nächsten Sprung an. Flammes grüne Augen waren vor Konzentration zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen. Seine Pfoten verließen den Stein. Fest stieß er sich mit den Hinterläufen ab. Sicher landete er auf dem Stein. Nach und nach legte er die Steine zurück und kam schließlich unversehrt auf der anderen Seite an. Mit gesträubten Schweif fuhr er herum und schnurrte triumphierend. Geschafft! Dann verschwand er auch schon in der nächsten Wiese. Grashalme streiften seine Flanke und Tau benässte seine Pfoten und das Bauchfell. Schnuppernd schlich er über die Wiese. Er entdeckte den Geruch einer Maus, die ganz in der Nähe sein musste. Aus Reflex duckte Flamme sich und verlagerte sein Gewicht auf die Oberschenkel. Der Wind wehte von vorne auf den Kater zu und trug ihm somit den Duft der warmen, braunen Maus zu. Tief geduckt schlängelte er sich zwischen den Pflanzen hindurch und erspähte kurze Zeit später die Maus. Sie knapperte an irgendwelchen Körnern und bemerkte die Katze nicht. Pfoten flogen auf die Maus zu und erschrocken quiekte sie auf, doch es war bereits zu spät. Flamme erlegte das Beutetier mit einem Schlag und setzte sich hin, um sie zu verspeisen. Entschlossen verdrängte er die bösen Gedanken, die ihn bei dem Geschmack von Blut durch den Kopf schossen. Nein, diese Gedanken darf ich nicht zulassen! Verärgert knurrend fraß er seine Beute mit ein paar Happen auf und machte sich sogleich auf den Weg. Der Blutgeruch hing ihm noch in der Nase und so bemerkte er seine Verfolger nicht.
***
Soul duckte sich ins hohe Gras. Neben ihr tat ihr Gefährte Viper dasselbe. Vor der Kätzin kauerte der Anführer vom Stamm. Niemand wusste seinen Namen. Hin und wieder gingen Gerüchte um wie sein Name lauten konnte, doch jeder der Gerüchte in die Welt setzte, verschwand spurlos. Die Kätzin mit dem hellbraunem Fell und den weißen Pfoten ging dem Anführer hinterher, als dieser sich bewegte. Anscheinend war er wieder weiter gegangen. Seit Morgengrauen verfolgte der Trupp den Kater. Der Anführer war sich sicher, dass er sie zu den Clans bringen würde.
***
Inzwischen wurde es dämmrig und Flamme näherte sich dem Wald. In der Luft hing eindeutig der Geruch der Clans. Suchend blickte Flamme sich um, konnte jedoch keine Katze entdecken. Enttäuscht senkte er den Kopf und begann nach einer Spur zu suchen. Wenig später hatte er einen Geruch gefunden, der tiefer in den Wald führte. Anscheinen waren es viele Katzen, die hier entlanggelaufen waren, den einige Zweige und Farne waren umgeknickt. Flamme folgte der Spur und duckte sich schnell unter einen Brombeerstrauch, als eine Kätzin an ihm vorbeilief. Erleichtert stieß er die angehaltene Luft aus und schlich näher an das Lager heran. Die Clans hatten ihr Lager zwischen fünf Eichen aufgeschlagen. Am Rande der Lichtung unter Büschen sah Flamme schlafende Katzen. Daneben lagen Kätzinnen und deren Jungen. Der Kater versuchte zwischen all den Katzen den Pelz von Feuerglanz auszumachen. Weiter hinten entdeckte er ihn schließlich. Auf leisen Sohlen tappte er außen um das Lager herum. Zwischen den Zweigen erkannte der ihren rot-getigerten Pelz. Feuerglanz schien zu schlafen. Flamme machte es sich etwas vom Lager entfernt gemütlich und schlief kurz darauf ein. In Gedanken war er bei Feuerglanz.
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