4. Kapitel
Lilienwolke verzog das Gesicht, bei dem Geschmack der Reisekräuter, die ihr Blütenpfote gegeben hatte. Die Clans würden gleich in ihr neues, unbekanntes Zuhause aufbrechen. Lilienwolke ging zurück zur Jungenecke, wo ihre Jungen schon auf sie warteten. Strahlenjunges blickte zu ihr hoch. Die dreifarbige Kätzin hatte als einzige die Augen noch nicht geöffnet und Lilienwolke wurde immer aufgeregter. Sie hoffte so auf gelbe Augen. Rauchjunges, ihr Erstgeborener, hatte wie erwartete blaue Augen mit einem leichten grauen Schimmer. Die beiden anderen Jungen hatten grüne Augen. Eine grau- schwarze Kätzin trat zu Lilienwolke und deutete auf Strahlenjunges. „Darf ich sie tragen?", fragte sie. Lilienwolke nickte und Gipfelschatten nahm die kleine Kätzin am Nackenfell. Im Vorbeigehen murmelte sie: „Gib Rauchjunges vielleicht Luftsturm, damit es mehr nach seinem Junge aussieht." Lilienwolke dachte nach und kam zu dem Entschluss, dass sie es so machen würde. Sie sah sich suchend nach dem grau- weißen Kater. Er stand bei Gipfelschatten und beschnupperte sein angebliches Junges, bevor er zu Lilienwolke rannte. „Wenn soll ich nehmen?", fragte er und reib seine Wange kurz an Lilienwolkes Wange. „Ich werde Farnjunges nehmen und du kannst Rauchjunges tragen.", schlug sie vor. Sie wartete nicht einmal auf seine Antwort und machte sich auf die Suche nach Stacheleis. Ihm hatte sie versprochen, dass auch er ein Junges tragen durfte. Stacheleis unterhielt sich mit Luftblatt und machte mit ihr aus, dass er ihr ebenfalls beim Transportieren ihrer drei Junge helfen würde. Lilienwolke winkte Stacheleis mit dem Schweif zu sich. Er verabschiedete sich und lief zu der Kätzin. „Du wolltest du eines deiner Jungen tragen, oder?", sagte sie kaum hörbar. Stacheleis' Augen begannen zu strahlen und er nickte. Er folgte der Königin und sie übergab ihm Rabenjunges.
„Katzen aller Clans! Wir brechen auf!", hallt Silbersterns Ruf über das Lager der Clans und auch die letzten Nachzügler kamen aus den Bauen. Sie versammelten sich beim Ausgang und die drei Anführerinnen begaben sich an die Spitze des Trupps. In den nächsten Tagen würden die Clans den Zweibeinerort durchqueren. Ob wir es schaffen, ohne entdeckt zu werden? Lilienwolke wirkte unsicher. Seit dem Traum, in den sie den Zweibeinerort gesehen hatte, hatte sie keine weiteren Träume erhalten und langsam machte sie sich sorgen. Was ist, wenn der SternenClan mir keine weiteren Zeichen schickt und die Clans ohne Ziel herumstreunen müssen? Kann es sein, dass ich die Träume falsch gedeutet habe? Lilienwolke schüttelte sich und konzentrierte sich. Die Clans würden jetzt aufbrechen und durch den Zweibeinerort ziehen.
Geduckt lief Lilienwolke den Zweibeinerweg entlang. Hinter ihr gingen Stacheleis und Gipfelschatten mit Rabenjunges und Strahlenjunges. Sie selbst trug Farnjunges, während Luftsturm, vor ihr Rauchjunges im Maul hatte. An der Spitze des Trupps waren Sonnenstern, Silberstern und Lichtstern, gefolgt von Flussstein, Echoherz und Wurzelpelz, den Zweiten Anführern der Clans. Verteilt über die ganze Gruppe liefen die Heiler. Das Schlusslicht bildeten die Ältesten mit ein paar Kriegern zur Verteidigung. Apfelschweif holte zu Lilienwolke auf, auch sie trug eines ihrer Jungen im Maul. Es war Pfützenjunges. „wie geht's?", fragte die weiß-braune Kätzin. Als Antwort wiegte Lilienwolke den Kopf hin und her. Apfelschweif schien zu verstehen und schwieg. Silberstern richtete den Schweif auf. „Halt!", lautete das stumme Zeichen. Taujunges, der zu den beiden Schwestern aufgeholt hatte, reckte den Kopf um zu erkennen was vorne los war. Lilienwolke hob ebenfalls den Kopf, konnte jedoch nichts erkennen. Stacheleis hinter ihr hatte Rabenjunges abgelegt und blickte über die Köpfe der anderen hinweg. „Donnerweg", knurrte er und setze sich. Der Schweif kringelte er um das schwarze Junge. „Die Ältesten zuerst!", hallte Sonnensterns Ruf von den Zweibeinerbauen wieder. Langsam drängten die älteren Katzen sich an den restlichen Katzen vorbei. Die Krieger, die sie vorhin begleitet hatten, folgten ihnen. Die Ältesten wurden in drei Gruppen aufgeteilt. Jeder Trupp wurde durch zwei oder drei Krieger begleitet. Leise hörte Lilienwolke Lichtsterns Befehl: „Wenn ich „Jetzt!" rufe, lauft ihr so schnell ihr könnt!" Es folgte Stille. Der Schrei zerriss die Luft und die Ältesten beeilten sich auf die andere Seite zu kommen.
Schließlich war Lilienwolke zusammen mit ihren Jungen und Apfelschweif an der Reihe. Sie begann zu zittern. Kupferpfotes Tod kam ihr wieder in den Sinn und sie sah wieder wie Kupferpfote auf dem Donnerweg stand, während ein Monster auf sie zuraste. Unkontrolliert zitterte Lilienwolke. Stacheleis und Luftsturm bemerkten es und der grau-weiße Berg-Clan Kater drückte sich tröstend an sie. Stacheleis' Augen begannen wütend zu blitzen. Doch all dies bekam Lilienwolke nicht mit. Silberstern kauerte sich nieder und presste ihr Ohr auf den Donnerweg, um zu prüfen, ob es sicher war ihn zu Überqueren. „Jetzt!", schrie die Anführerin und die sieben Katzen sprinteten los. Lilienwolkes Pfoten brannten. Der Donnerweg war von der Sonne aufgeheizt worden und schmolz unter der Hitze. Von rechts näherte sich ein Monster und Lilienwolke wäre beinahe mitten am Weg stehen geblieben, wenn Stacheleis sie nicht angestupst hätte. Auf der anderen Seite legte Lilienwolke Farnjunges ab und legte sich um ihr Junges ins dreckige Gras. Auch Luftsturm legte sein Junges ab und miaute Lilienwolke zu: „Gut gemacht! Aber so knapp beim Donnerweg können wir nicht bleiben. Komm!" Lilienwolke nickte und nahm Farnjunges am Nackenfell. Sie würde sich bald eine Katze suchen müssen, die ihr das Junge abnahm. Sie duckte sich unter einer Hecke hindurch und fand sich auf einer freien Fläche wieder. Diese Fläche war gelb und mit merkwürdigen Stoppeln bedeckt. Lilienwolke schnupperte und roch durch das Fell ihres Jungen hindurch Mäuse. Automatisch begann ihr Magen zu knurren. Gipfelschatten winkte ihr mit den Schweif zu und die Kätzin ging zu der Kriegerin und Strahlenjunges. Vorsichtig setzte sich ihr Junges zu dem dreifarbigen Kätzchen und legte ihren Schweif um die beiden. Sie maunzten kläglich und bettelten um Milch. Lilienwolke kuschelte sich um sie und begann sie zu säugen. Stacheleis kam hinzu und gab ihr Rabenjunges zurück, kurz darauf folgte Luftsturm der sich wie ein Wächter neben die dreifarbige Königin stellte.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top