21. Kapitel
Funkenblitz kauerte sich an den Rand der Lichtung. Bussardfeder hatte das Fell gestäubt, sie hörte das ängstlich-unruhige Atmen von Hagelkralle, Tupfenpelz und Drosselpfote.
Die Nebellichtung war leer. Der Gestank des KrallenClan war fast verschwunden. Doch nochimmer war es still.
>> Wir müssen weiter. << murmelte Bussardfeder und winkte die Patrouille hinter sich her.
Schnell huschten die Katzen am Rand der Lichtung entlang, auf der BlattClan-Seite, und verschwanden auf der gegenüberliegenden Seite im Gebüsch.
Vorsichtig horchten sie auf mögliche Verfolger - doch es blieb still. Etwas langsamer, aber immer noch im Trab, durchdrangen sie die schmale Linie an Büschen und traten auf die weite, steinige Ebene hinaus.
Hier pfiff der Wind, eiskalt wirbelte er um sie herum, sodass sie sich näher aneinander stellten.
>> Sollen wir auf eine Patrouille warten? << fragte Drosselpfote und sah sich unbehaglich um. Er war noch nie auf fremden Territoriom gewesen. Funkenblitz schüttelte den Kopf, bevor Bussardfeder antworten konnte.
>> Nein. Wir gehen sofort in ihr Lager. Das kann nicht warten, wir haben keine Zeit. <<
Sofort übernahm Funkenblitz die Führung. Auch ihr war unbehaglich zumute, das lag aber eher daran, dass sie sich ungeschützt fühlte - ihr fehlte das warme Kribbeln, wenn ihr Pelz das dunkle Fell von Fichtenzweig berührte. Erst jetzt, wo er nicht mehr an ihrer Seite lief, wusste sie plötzlich, wie sehr sie diesen Kater liebte - und sie wollte ihn unbedingt zurück.
Plötzlich bewegte sich etwas seitlich von ihnen - eine Katze löste sich aus den Schatten der Steine.
>> Was wollt ihr? << fragte Aschenschnee, der Zweite Anführer des EisClans. Sein weißgraues Fell war misstrauisch gestäubt.
>> Es ist wichtig. Wir müssen mit Schneestern reden - eigentlich mit allen von euch. << antwortete Funkenblitz und schnitt Bussardfeder so erneut das Wort ab.
>> Worum geht es? << fragte Aschenschnee, nun weniger misstrauisch.
>> Finsternis. << sagte Busssardfeder schnell und warf ihr einen warnenden Blick zu. Sie sollte ihm nicht immer ins Wort fallen -
>> Folgt mir. Und seid leise. Dies ist eine unruhige Nacht. <<
Die BlitzClan-Patrouille folgte dem Kater schweigend, konnten es aber nicht lassen, immer wieder ein schnelleres Tempo einzuschlagen, als Aschenschnee vorgab. Dieser schnippte immer nur verärgert mit dem Schweif, wenn Funkenblitz fast gegen ihn stolperte.
>> Tritt mir nicht in die Pfoten! << fauchte er, doch da waren sie schon am Eingang der Höhle angekommen - Funkenblitz rannte ohne ein weiteres Wort los, vorbei an Sternenfell, und rannte fast Schneestern um, der sich gerade mit Regenherz die Zunge gab. Der Anführer sprang auf und legte sofort die Ohren an, bis er sie erkannte und Aschenschnee durch den Lagereingang eilte.
>> Funkenblitz. << miaute er, leich sauer, da sie mit einer Pfote auf seinen Schweif getreten war. Verlegen leckte sie sich über ihr Brustfell. Bussardfeder ergriff das Wort.
>> Es ist sehr wichtig Schneestern, deshalb tut es mir leid wegen der Störung. << miaute er. Mittlerweile krochen auch die restlichen Katzen aus ihren Bauen und bildeten einen Kreis um die Patrouille und ihren Anführer. Ein kleines weißes Junges rannte aus einer dunkeln Öffnung, ganz hinten in der Höhle, wurde aber sofort von jemanden zurückgezogen. Elfentanz trat aus der Kinderstube und blockierte den Eingang.
>> Schon gut. Worum geht es? <<
>> Könnt ihr die Dunkelheit bei Sonnenuntergang erklären? << fragte Regenherz leise. Funkenblitz hielt sich diesmal zurück und überließ Bussardfeder es erzählen. Sie hatte es eindeutig mittlerweile satt die Geschichte immer wiederholen zu müssen.
Schneestern hörte dem Zweiten Anführer des BlitzClans ruhig zu und stellte keine Fragen.
Funkenblitz beobachtete den EisClan.
Fühlte sich jemand entdeckt?
War jemand nervös?
Als Bussardfeder endete, herrschte Schweigen. Schneestern musterte nun ebenfalls seinen Clan.
>> Und im EisClan gibt es ebenfalls Verräter, die den KrallenClan unterstützen? << fragte er leise.
>> Soweit wir wissen, ja. << miaute Funkenblitz. Aufmerksam musterte sie den Clan erneut. Nichts regte sich.
Alle Katzen sahen sich untereinander an - jeder darauf gefasst neben einem Verräter zu sitzen.
Plötzlich löste sich jemand aus dem Schatten und versuchte durch den Tunneleingang zu huschen.
Doch niemand hatte mit Drosselpfote gerechnet.
Der Schüler hatte sich in einer Niesche am Eingang versteckt, um notfalls Katzen aufhalten zu können - nun sprang er gegen die Katze und zusammen kugelten die beiden zurück in die Mitte des Lagers. Schneestern sprang auf und ging dazwischen. Drosselpfote erhob sich, zitternd, aber mit stolzem Blick. Bussardfeder nickte ihm zu.
Schneestern stand vor der Katze. Das weiße Fell des Katers war zerzaust und ein einzelner Kratzer war auf seiner Schulter.
>> Tropfenblatt. << sagte Schneestern leise. Der Kater sah auf. Die grünen Augen funkelten.
>> Finsternis wird siegen. << murmelte Tropfenblatt und blinzelte heftig.
>> Finsternis wird siegen! << schrie der Kater erneut und wollte sich auf Schneestern stürzen. Doch Aschenschnee nagelte ihn zusammen mit Bussardfeder auf den Boden. Schneestern trat näher und sah mit gefletschten Zähnen auf Tropfenblatt herab.
>> Er wird niemals siegen. Nicht solange ich noch am Leben bin. << fauchte er.
>> Schneestern! Schneestern! << Schneestern wirbelte herum. Sternenfell kam angerannt.
>> Mondfell und Muschelherz sind weg! Und Seesturm und Sturmschnee auch - ich konnte sie nicht aufhalten. << murmelte die Kätzin, als sie außer Atem zum Stehen kam. Schneestern wandte sich zum restlichen Clan um.
>> Will sich noch jemand diesen Krähenfraßfressern anschließen? << fauchte er wütend.
Die Krieger schwiegen.
Sahen voller Entsetzten oder Verachtung auf Tropfenblatt, der leise lachte.
Er war die Ablenkung. Die Ablenkung, das die anderen vier Katzen fliehen konnten.
>> Der KrallenClan wird handeln. << sagte Aschenschnee.
>> Jetzt, das der BlitzClan alle anderen Clans informiert und alle Verräter entlarvt werden - Finsternis wird uns keine Zeit geben uns vorzubereiten. <<
Schneestern seufzte.
>> Wir gehen zur Nebellichtung. Ein paar Krieger bleiben hier- ihr müsst die Ältesten und die Jungen beschützen. Der BlattClan wird dasselbe tun. Wir müssen sie zwingen sich aufzuteilen - und das müssen sie, wenn sie unsere Lager auch noch angreifen wollen. << miaute er mit fester Stimme und ging einen Schritt auf Tropfenblatt zu.
>> Tötet ihn. << miaute er.
Funkenblitz riss die Augen auf.
>> Was? << fragte sie entsetzt. Auch die anderen starrten Schneestern an.
>> Bitte! << wimmerte Tropfenblatt, nun zitterte er heftig. Schneestern blieb hart, doch leichte Trauer sah man in seinen Augen.
>> Die Umstände lassen uns keine Wahl. Lassen wir ihn hier, ist er eine Gefahr für die Jungen. Lassen wir ihn gehen, verstärkt er den Feind. Nehmen wir ihn mit kann er fliehen. Ich habe dich wie einen Bruder geliebt, Tropfenblatt. Wir waren zusammen Schüler. Haben zusammen unsere Kriegernamen bekommen. Und nun hast du mich verraten. << flüsterte Schneestern und starrte Tropfenblatt in die Augen.
>> Aber er ist mein Bruder. << miaute Aschenschnee. Schneestern sah ihn an.
>> Das kann nicht die Lösung sein. << sagte Funkenblitz. Drosselpfote starrte Schneestern an, Bussardfeder schien kurz davor Tropfenblatt loszulassen. Tupfenpelz schaute auf ihre Pfoten.
>> Was würdest du tun, an meiner Stelle, Funkenblitz? << fragte Schneestern.
>> Nehm ihn mit. Da kannst du ihn im Auge behalten. <<
>> Aber es ist zu gefährlich. <<
>> Bitte! Töte mich nicht! Bitte, ich tu alles! Ich kämpfe für dich! << rief Tropfenblatt, die Augen noch weiter aufgerissen. Schneestern sah ihn an.
>> Schwörst dus beim SternenClan? << Tropfenblatt sah Schneestern an.
>> Ja. Ich schwöre es beim SternenClan. <<
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