11. Melodramatisch
Als er im Lager ankam, war es bereits kurz nach Sonnenhoch. Alle Katzen waren gekommen, um ihn anzustarren - Wolfsstern ganz in der Mitte des Lagers, direkt daneben Löwenpfote und sein Mentor, Steinpelz.
Und alle starrten sie ihn an. Lärchenpfote sträubte den Pelz.
»Lärchenpfote. Da bist du ja.« Wolfsstern schnippte mit dem Schwanz und bedeutete ihm, sich zu seinem Bruder zu setzen. Der Schüler gehorchte. »Wie ihr alle wisst, sind Löwenpfote und sein Bruder erst spät Schüler geworden«, er zuckte mit den Schnurrhaaren, »und waren oft im Heilerbau. Sie mögen alte Junge sein, doch sie sind junge Schüler.« Er beobachtete Lärchenpfote, wie er sich setzte, und sprach dann weiter, mit seiner tiefen, ruhigen, entschlossenen Stimme. »Die jüngsten Umstände haben die Situation jedoch verändert. Lärchenpfote, du hattest bereits drei Mentoren, und Spatzenflügels Genesung scheint noch etwas Zeit zu beanspruchen. Löwenpfote, du bist ein talentierter Schüler und bereits wie ein Krieger.« Nur Löwenpfote? Er unterdrückte ein Knurren. Er war genauso talentiert wie Löwenpfote! »Deshalb diese Worte.« Er erhob sich. »Steinpelz.« Wolfsstern schnippte mit dem Schwanz, Löwenpfotes Mentor stand ebenfalls auf und stellte sich hinter seinen Schüler; etwas, das lächerlich aussah, da Löwenpfote ihn schon seit einem Mond in der Größe überragte. »Vertraust du in die Fähigkeiten deines Schülers und glaubst, dass er das Gesetz der Krieger einhalten und in Ehren bewahren wird?«
»Ja, das tue ich.« Steinpelz' Stimme klang ernst, doch man hörte den Stolz dahinter; und zugleich den Wehmut.
»Dann bitte ich unsere Kriegerahnen, auf diesen Schüler herabzuschauen, und ihn als vollwertigen Krieger des Clans anzuerkennen. Löwenpfote, von diesem Tag an wird dein Name Löwenfell lauten.« Der junge Krieger stellte die Ohren auf. Löwenfell, das war ein schöner Name - er klang beinahe anmutig. Warum konnte er selbst nicht so heißen? Das war ungerecht. »Wir alle ehren deinen Sanftmut und dein Geschick, das du von deinem Mentor gelernt bekamst. Mögest du den SternenClan ehren, so wie er dich ehrt.«
Was würde man bei ihm wohl sagen? Ein eisiger Schauder lief ihm über den Rücken.
»Löwenfell! Löwenfell!« Jede Katze des ganzen Lagers jaulte diesen Namen; der Wald schien zu erbeben. »Tannenblüte! Tannenblüte!«
Sie waren alle gekommen. Sie waren alle hier, nur für sie beide.
»Spatzenflügel«, sagte Wolfsstern und der Clan verstummte, »war auch unserem nächsten Schüler ein guter Mentor, und er glaubt, dass du, Lärchenpfote, das Gesetz der Krieger in Ehren halten wirst, und dass du nun deinen vollständigen Namen verdienst.« Der Anführer nickte ihm zu, »Deshalb bitte ich den SternenClan, auf diesen Schüler herabzusehen. Er hat hart trainiert, um die Gesetze zu lernen und ein starker und schneller Krieger zu werden, was ihm auch gelungen ist. Von diesem Tag an wird dein Name Lärchenfell lauten. Halte ihn in Ehren.«
Lärchenfell? Der Kater blinzelte. Wut stieg in ihm auf. Lärchenfell?! Sie sollten den gleichen Namen tragen?
Den GLEICHEN?
Auch der Clan schien irritiert zu sein - das Jaulen kam nur zögernd. »Lärchenfell!« Was sollte das?! »Lärchenfell!« Aber er konnte sie nicht stoppen. Ihr Jaulen drang durch den ganzen Wald, immer lauter und lauter brannte es sich in sein Gedächtnis. »Lärchenfell! Lärchenfell!«
»Lärchenfell! Löwenfell!«
Überall dieser Name. Ich will nicht so heißen! Seine Seele schrie es. Hört auf damit!
»Lärchenfell! Löwenfell!«
Der junge Krieger sträubte den Pelz. Löwenfell musterte ihn mit funkelnden Augen; in ihnen spiegelte sich der Hass, den er selbst fühlte.
»Für immer verbunden«, sagte er leise, und seine Stimme war wie ein Biss ins Genick.
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