39. »Beruhige dich doch!«
»Er war es! Er ist der Mörder! Er hat es mir gesagt!« Das konnte doch nicht wahr sein!
»Er ist unser Anführer!«
»Er kann kein Mörder sein.«
»Hört nicht auf ihn. Er weiß nicht, was er spricht.« Wolfsstern schnippte mit dem Schwanz. »Es ist eine seiner Phasen.«
»Er hat es mir gesagt!«
Der Anführer seufzte gnädig und wandte sich ab. »Farnblatt, kannst du vielleicht...?«
»Hört ihr denn nicht? Er ist ein-« Birkenherz wich zurück und fauchte. »Er ist der Schatten! Er ist es! Versteht ihr denn nicht?«
»Birkenherz, beruhige dich doch...« Rabenfeder wollte an ihn herantreten, aber er sprang zurück.
»Er hat uns alle belogen! Die ganze Zeit über!«
»Er spricht wirr. Komm, Birkenherz...«
»Ich spreche nicht ›wirr‹!« Warum hörte ihm denn niemand zu?
»Das ist eine der Nebenwirkungen ... er hat Halluzinationen...«
»Schattensturm hat gesehen, wie er mit ›Geistern‹ gesprochen hat«, flüsterte jemand.
»Birkenherz, beruhige dich...«
»Das sind keine Halluzinationen! Er ist wirklich...«
»Hör auf, Birkenherz! Sei still!«
»... er ist der Mörder! Seht ihr das nicht? Er benutzt euch alle doch nur ... Schattensturm! Siehst du nicht, wie er dich zum Spion macht?«
»Birkenherz! Jetzt setz dich sofort hierher und hör damit auf!« Farnblatt fauchte auf.
»Was? Damit er dein Geheimnis nicht weitersagt?!« Er bleckte die Zähne. »Er benutzt euch doch alle nur! Buchenpelz, dich, weil du seine Jungen hast...«
Buchenpelz zuckte zusammen. »Ich...«
»... Tupfenherz, damit du dazugehören kannst...«
»Sei still!«
»Hör endlich damit auf!«
»Er spricht wirr ... das ist die Krankheit...«
»Er hat mit Bärenjunges geredet! Ich habe es gehört! Er hat ihn angesprochen, als wäre er da!«
»Aber er ist der Mörder!« Birkenherz war den Tränen nahe. Wieso glaubt mir denn niemand?
»Jetzt komm schon. Wir reden morgen weiter. Alles wird gut, Birkenherz. Hier. Du musst nur diese Kräuter nehmen, und morgen...« Wolfsstern trat näher.
Er fauchte auf. »Er hat sie getötet! Seht ihr das nicht?!«
Doch niemand hörte ihm zu.
»Er war schon immer etwas seltsam, das muss die Krankheit gewesen sein...«
»Er spricht wirr. Hört ihm nicht zu.«
»Beruhig dich doch!«
»Die Kräuter tun dir wirklich nicht weh...«
»Er ist verwirrt. Einfach verwirrt.«
»Und er sah nach so einem vielversprechenden Schüler aus.«
»Das ist seine Krankheit ... er sieht einfach Dinge, die nicht da sind. Er hört Dinge, die nie gesagt wurden...«
Und er sprang ohne Vorwarnung. Ohne ein Wort, ohne eine Regung, ohne eine Warnung. Mit einem einzigen Satz sprang er vor und warf ihn um. Kraft durchschoss seine Muskeln, er nagelte ihn am Boden fest, bohrte seine Krallen in seine Haut, schlug ihm die Zähne in den Hals.
Er wehrte sich nicht.
Er tat nichts dagegen.
Er schloss einfach die Augen und war - tot.
Blut klebte an seinen Pfoten, an seinen Zähnen, sein Mund schmeckte nach Blut, seine Krallen waren rot gefärbt, rot, wie der Boden unter ihm.
Unter dem leblosen, schwarzen Körper des Katers, dem er vertraut hatte.
Des Katers, der sein Vertrauen ausgenutzt hatte. Zerstört hatte. Der alles zerstört hatte - der das Misstrauen in sein Lager gebracht hatte.
Des Katers, den er getötet hatte.
Er war ein Mörder.
Er war schuld.
Und egal, was er tat, er würde es immer sein.
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