29. Was er hätte sagen sollen
Es war ein ganz normaler Tag; kein besonders guter, kein besonders schlechter, ein ganz normaler Tag. Graue Wolken lagen über dem Himmel, dicke, graue Wolken, irgendwie bauschig, Wind wehte, rau und sanft zugleich, über die Hügel, über die Berge, über das Gras.
Es war ein ganz normaler Tag, die Blätter rauschten im Wind, ein ganz normaler Tag in der Blattfrische, dem Frühling, wie auch immer man es nennen wollte, ein ganz normaler Tag.
Es war ein ganz normaler Tag, kein besonders guter, kein besonders schlechter, ein ganz normaler Tag eben. Einer dieser Tage, die man wieder vergisst.
Weil man sie immer vergisst, diese Tage. Weil man den Ausblick vergisst, den man hat, wenn man, den Wind in den Ohren, am Waldrand steht. Weil man das Gefühl vergisst, das man hat, wenn man mit ihm rennt, schneller als die Böen, stärker als die Stürme. Weil man das Leben vergisst, ist es einmal vorbei.
Weil man immer vergisst.
Weil man sie immer vergisst, diese Tage.
Blattwind mochte solche Tage. Sein graues Fell glänzte im schwachen Sonnenlicht, dem, was die Wolken hindurch ließen, auf die Erde. Seine Augen funkelten, in ihnen spiegelte sich der Himmel. Er mochte solche Tage.
Solche Tage, die man wieder vergaß. Irgendwie passten sie zu ihm.
Birkenherz hatte ihn noch nie verstanden. Er war anders gewesen, Blattwind, schon als Junges, anders als er. So aufmerksam. So klug. So neugierig und tapfer, so unglaublich stark und schnell, mutig und höflich. Er hatte Humor, und gleichzeitig war er stolz, elegant und kräftig, wie ein Sturm. Ja, Wind, das passte zu ihm. Blattwind.
Irgendwie hatte er ihn schon immer bewundert. Und das, obwohl sie sich so ähnlich waren - irgendwie war etwas an Blattwind, das Birkenherz nicht hatte.
Vielleicht war es der Glanz in seinem Fell.
Vielleicht das Funkeln in seinen Augen.
Vielleicht die Wärme in seinem Lächeln.
Vielleicht war es das gewisse Etwas in seinen Witzen, der Klang seines Lachens, das Strahlen seiner Seele.
Vielleicht war es seine Eleganz.
Vielleicht waren es seine Worte.
Vielleicht sein Mut.
Vielleicht auch seine Tapferkeit, sein Stolz, sein Temperament, seine Ausstrahlung.
Irgendwie hatte er ihn schon immer bewundert. Sie waren sich ähnlich gewesen, ein wenig, im Äußeren - aber irgendwie hatte Blattwind, was Birkenherz nicht hatte.
Irgendwie fehlte Birkenherz etwas. Irgendwie war bei ihm etwas falsch, irgendetwas.
Vielleicht war es Perfektion.
Blattwind war schon immer besonders gewesen. Besonders hübsch, besonders stark, besonders talentiert. Besonders höflich, besonders beliebt, besonders humorvoll. Besonders.
Irgendetwas hatte in ihm gebrannt. Seine Kraft, diese unglaubliche Kraft, diese Neugier - irgendetwas hatte schon immer in ihm gebrannt, wie ein Feuer, das ihn antrieb, immer und immer weiter, wie der Wind. Irgendetwas hatte ihn angetrieben, stark gemacht, ihn immer und immer weiterlaufen lassen. Irgendetwas. Irgendetwas, das Birkenherz nicht gehabt hatte.
Sein Name passte zu ihm. Blattwind - wie der Wind. Unzähmbar und unglaublich. Und irgendwie wunderschön.
Blattwind.
Es war ein ganz normaler Tag; kein besonders guter, kein besonders schlechter, ein ganz normaler Tag. Graue Wolken lagen über dem Himmel, dicke, graue Wolken, irgendwie bauschig, Wind wehte, rau und sanft zugleich, über die Hügel, über die Berge, über das Gras.
Blattwind mochte solche Tage.
Hatte er gesagt. Aber was hieß das schon? Was wusste er schon?
Eines wusste er jetzt: Zeit war grausam.
Und Blattwind war tot.
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