27. »Ich möchte etwas sagen.«


»Aber wer wird jetzt der Zweite Anführer?« Lärchenpfote sah seinen Bruder mit einem nichts- und zugleich vielsagenden Seitenblick an, der vermutlich irgendetwas bedeuten sollte. »Ich denke, Steinpelz könnte es werden.«

»Steinpelz will aber kein Zweiter Anführer werden.« Löwenpfote kniff die Augen zusammen, als wollte er hinzufügen: Ich aber.

»Stimmt. Vielleicht Schattensturm.« Der goldene Kater setzte sich, legte den Schwanz um die Pfoten und senkte die Stimme. »Oder Nachtvogel.«

»Zu alt.« Löwenpfote knurrte leise. »Kannst du jetzt bitte endlich leise sein? Unser Zweiter Anführer ist gestorben! Und deine einzige Sorge ist das?« Er bleckte die Zähne, wandte sich ab und ließ seinen Bruder allein.

Birkenherz zuckte mit den Ohren. Sein Blick ruhte auf Hasenfangs leblosem Körper - er lag so friedlich auf der Lichtung, so trügerisch. Er hätte nicht sterben dürfen. Er war noch nicht alt gewesen, kräftig, in seinen besten Jahren, erfahren, aber noch nicht alt. Ein wahrer Krieger. Eine der Katzen, die sich jedes Junges zum Mentor wünschte.

Halbherz, Dohlenkralle, Samtherz, Hasenfang. Wofür das alles?

Birkenherz schloss die Augen.

Wieso Samtherz? Warum ausgerechnet die eine Katze auf dieser Welt, die ihm ein Freund gewesen war? War das gerecht?

Aber wäre es gerecht, wäre es ein anderer gewesen?

Er seufzte und schloss die Augen.

»Wir haben einen treuen Krieger verloren.« Borkensterns Stimme schallte über die Lichtung. »Einen guten Freund, Bruder, Gefährten und, nicht zu vergessen, den besten Stellvertreter, den ich mir je hätte vorstellen können.« Seine Stimme brach, doch er fang sich wieder. »Hasenfang ist von uns gegangen. Wir werden ihn in Ehren behalten, als einen Kater, der unseren Clan voranbrachte und sein Leben für ihn gab. SternenClan, sei gütig mit ihm.«

»Hasenfang.« Die Stimmen unzähliger Katzen raunten über die Lichtung.

»Aber wir dürfen uns nicht schwächen lassen. Wir dürfen jetzt nicht aufgeben, nicht jetzt! Wir dürfen nicht einfach so aufgeben, wer wären wir dann noch?« Borkenstern sah in den Himmel. »Wir werden nicht aufgeben. Nicht wir! Wir werden kämpfen. Uns nicht unterkriegen lassen. Nicht wir! Die Schatten-«, einige Katzen zuckten bei diesem Wort zusammen, »werden uns nicht besiegen.«

Einige Katzen stimmten ein, doch die Mehrheit sah halb betrübt, halb angespannt zu Boden.

»Ich werde einen neuen Zweiten Anführer ernennen. Wir werden zusätzliche Patrouillen einführen, zusätzliche Wachen. Ich weiß. Ich weiß! - Ihr seid erschöpft und müde, doch wir haben schon zu viele verloren. Wohin führt uns dieses Misstrauen? Wir dürfen jetzt nicht einfach aufgeben. Wir sind ein Clan. Wir gehören zusammen.« Seine Stimme donnerte, eine seltsame Atmosphäre umgab das Lager, eiskalt wie Schnee und gleichzeitig knisternd wie Feuer. »Wir sind ein Clan! Wir halten zusammen.« Borkenstern straffte sich. Seine Augen glänzten. »Wir werden über die Schatten siegen. Wir werden sie verbannen. Keine weiteren Katzen werden mehr sterben.« Der Anführer hob den Schwanz. »Wolfspelz.« Er musterte den jungen Krieger. »Bist du bereit, an meiner Seite den Clan zu führen?«

Der schwarze Kater schrak zusammen, seine Ohren schossen in die Höhe. Ein wenig unsicher sah er nach links und rechts, dann erwiderte er den Blick eines Anführers. »Es wäre mir eine Ehre.«

»Dann wirst du mit der Kraft des SternenClans der Zweite Anführer unseres Clans.«

Birkenherz schloss die Augen. Er zitterte.

Miauen raunte durch den Clan. Wolfspelz. Die Kälte schien unerträglich zu werden.

»Borkenstern!«

»Blattwind.«

»Ich möchte etwas sagen.«

Stille legte sich über den Clan. Birkenherz fröstelte.

»Ich möchte, dass ihr mir zuhört.« Er ließ den Blick über sie schweifen. »Ihr alle. Ihr alle wisst, was in den letzten Monden geschehen ist. Vier Katzen sind gestorben, vier gute, loyale Katzen, die nicht hätten sterben müssen.« Er sah in den Himmel. »Der SternenClan hilft uns nicht, also müssen wir uns selbst helfen.«

Was hat er vor? Birkenherz sah über die Schulter - Tupfenherz warf ihm einen hilfesuchenden Blick zu, Farnblatt musterte ihn skeptisch und Helljunges beobachtete ihn. Langsam wandte er sich um. Gut zu wissen, überlegte er, wer ihn alles im Auge behielt, wenn er die Augen geschlossen hatte.

»Wir alle wissen, was vor sich geht. Und wir alle wissen, dass das alles nur gestoppt werden kann, wenn wir denjenigen finden, der an all dem schuld ist.«

Oh, bitte nicht. Bitte nicht. Er sah in den Himmel. Nicht auffällig wirken. Du hast mit alldem nichts zutun.

»Nur zusammen können wir den Mörder-«

»Blattwind.« Der Anführer hatte sich erhoben und stellte sich dem Krieger in den Weg. »Setz dich.«

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