9. Kapitel
Zusammen mit Drosselfeder hatte sie den restlichen Tag gejagt und einen ansehnlichen Haufen Frischbeute zusammengetragen. Sie mussten mehrmals gehen um alles ins Lager zu tragen. In der Abenddämmerung hatte der BergClan ein ordentliches Festmahl feiern können. Von alledem hatte Lilienwolke aber nur die Hälfte mitbekommen, da sie früh schlafen gegangen war. Sie wollte halbwegs munter sein, wenn sie sich mit Stacheleis traf. Es wäre nicht recht schön, wenn sie wie eine Schlafwandlerin herumtapsen würden. Sie spürte neben sich einen Pelz. Dadurch wachte sie auf und sah das schon weit nach Sonnenuntergang war. Sie lag wach und wartete bis sie sicher sein konnte das alle Katzen sich eingeschlafen waren. Sie horchte noch einmal auf den Atem von Apfelschweif und Minzfell, die neben ihr lagen. Vorsichtig rappelte sie sich auf und bewegte sich langsam auf den Ausgang des Kriegerbaus zu. Als sie schließlich vor dem Lager stand, atmete sie erleichtert aus. Der Mond schien hell und stand hoch am Himmel. Nur ein paar Wolkenfetzten verdeckten ihn ab und zu. In wenigen Sonnenaufgängen würde eine große Versammlung auf der Insel stattfinden. Bei so einer großen Versammlungen trafen sich die drei Clans- Berg-, Tal- und MeerClan- auf der Insel und tauschten Neuigkeiten aus, warnten sich gegenseitig vor Gefahren wie Füchsen oder Zweibeiner. In dieser einen Nacht herrschte Waffenruhe, die Clans durfte nicht gegeneinander kämpfen, wenn sie nicht den Zorn des SternenClans riskieren wollten. Lilienwolke bewegte sich weiterhin leise vorwärts. Beim See beschleunigten ihre Pfoten automatisch und sie rannte am Ufer entlang. Ihre Pfoten wurden nass. Dieses Mal war es ihr jedoch egal, da man ihre Spur so nicht verfolgen konnte. Kurze Zeit später war die Kätzin bei einem riesigen Baumstamm, dessen Rinde abgeschält war, angekommen. Sie sprang darauf und verlor beinahe das Gleichgewicht. „Der ist echt glatt!", murmelte sie, während sie eine Pfote vor die andere setzte und inzwischen schon fast bei der Hälfte angekommen war. Sie hob den Kopf und sah erleichtert das sie schon fast da war, doch als sie kurz über die Schulter zurückblickte, sah sie das sie doch noch nicht so nah war wie sie gedacht hatte. Sie ging weiter und erreichte endlich die andere Seite. Ihre Pfoten verschwanden im Schlamm, als sie vom Baumstamm auf die Insel sprang. Angeekelt schüttelte sie eine Pfote nach der anderen. „Schön, dass du es doch noch geschafft hast!", maunzte Stacheleis zur Begrüßung, der aus dem Gebüsch trat. Lilienwolke zuckte zusammen. Sie blieb angespannt und nervös, aber vor allem vorsichtig. Man konnte ja nie wissen, was wer anderes vorhatte. „Hi!", maunzte Lilienwolke leise. Sie war sichtlich nervös. „Komm mit", flüsterte Stacheleis. Er führte sie Kätzin in die Mitte der Insel. Dort war ein Loch im Boden, in dem Wasser vom See war. Die Insel war sozusagen ein Ring. In diesem kleinen See war ein Felsen, auf dem normalerweise die Anführer standen, wenn sie zu den Clans sprachen. Stacheleis sprang ohne zu zögern darauf und ließ sich in der Mitte des Felsens nieder. Er winkte Lilienwolke zu sich. Diese zögerte. Sie wusste nicht, ob sie das durften. „Aber uns treffen, obwohl wir verschiedenen Clans angehören und das eigentlich gegen das Gesetz verstößt, das geht in Ordnung!", dachte sie ironisch. Sie sprang und landete neben dem Kater. Nachdem sie sich neben ihn gelegt hatte, beobachtete sie ihre Umgebung aufmerksam. „Schau nach oben", forderte er sie leise auf. Lilienwolke sah nach oben. Über den beiden schwebte ein beinahe voller Mond. Ein Wolkenfetzten schwebte halb davor und rundherum glitzerten tausende Sterne. Eine Eule schrie und Lilienwolke zuckte zusammen. Sie bemerkte wie Stacheleis sie beobachtete und sah zu ihm hinüber. „Wie gefällt es dir?", fragte er sanft. Lilienwolke hauchte: „Es ist wunderschön!" sie sah ihn an und ihr Herz schmolz dahin. Wie konnte sie nicht bemerkt haben, wie sehr sie sich in seit ihrem zufälligen Treffen Stacheleis verliebt hatte? Lilienwolke streckte sich und berührte Stacheleis an der Wange. Er schloss sie Augen und sein warmer Atem streifte ihr Ohr. Lilienwolke rutschte näher zu ihm und presste ihr langes, dreifarbiges Fell an seinen grau getigerten Pelz. Sie schlossen beide die Augen- sie ihre grünen und er seine blauen- und genossen den Moment. „Würdest du den Clan wechseln um bei mir zu sein?", fragte Stacheleis. Ungläubig sah Lilienwolke ihn an. „I...Ich glaube nicht das ich jemals meinen Clan und meine Familie verlassen könnte.", maunzte sie mit rauer Stimme. Enttäuschung blitzte in seinen Augen auf. „Ich mag dich wirklich, aber...", Lilienwolke konnte nicht weitersprechen. Wieso glaubt er überhaupt das ich es tu würde? Würde er den Clan wechseln? „Würdest du es machen?", fragte sie zurück. Auch Stacheleis schüttelte den Kopf: „Nein, ich denke nicht." Ein Stich fuhr ihr durchs Herz, trotzdem nickte sie. Diese Antwort hatten beide erwartet. Doch es wirklich zu hören, tat doch ein bisschen weh. Eine Weile redete sich nichts miteinander und eine gewisse Spannung lag in der Luft. „Ich war echt nervös, bis du gekommen bist", gestand Stacheleis und brach so das schweigen. „Du auch?", fragte Lilienwolke, „Ich war total nervös, das ist ja auch normal bei mir. Aber du und nervös? Das passt irgendwie nicht!" Stacheleis tat beleidigt. „Ach ja? Warum denn nicht? Wirke ich wirklich so eiskalt und unberührbar? Darf den nicht jede Katze eine verletzliche, nervöse und liebevolle Seite haben?" Lilienwolke sah ihn fragend an: „Hast du so eine verletzliche, nervöse und liebevolle Seite?" Stacheleis nickte: „Ja, seit ich dich kenne, denke ich nur noch an dich und wenn du in meiner Nähe bist, kommt diese Seite an mir zum Vorschein." Lilienwolke blickte ihn erstaunt an und schnurrte leise. Sie lehnte sich an ihn und schlief ein.
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Wie gefällt es euch?
Findet ihr Stacheleis sympathisch?
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