8. Kapitel
Sie schlief in dieser Nacht schlecht, immer wieder musste sie an Stacheleis denken. Sollte sie morgen Nacht zur Insel gehen? Was wäre, wenn das eine Falle ist? Konnte Stacheleis das geplant haben? Sie schlief anscheinend doch noch ein, denn Perlenkraut weckte sie. „Ich erneuere die Paste noch einmal, dann kannst du in den Kriegerbau zurück.", maunzte sie. Lilienwolke nickte müde. Sobald Perlenkraut fertig war, stand sie auf um sich ihre Beute zu fangen. Am Eingang fing sie Drosselfeder ab. „Wo warst du gestern kurz nach Sonnenaufgang?", fragte er vorwurfsvoll. Für einen Moment dachte Lilienwolke, er hätte gesehen wie sie mit Stacheleis gesprochen hätte, doch sie verwarf den Gedanken. Das konnte nicht sein! „Ich habe einen Spaziergang gemacht", antwortete Lilienwolke. Das stimmte ja auch, sie erzählte nur nicht die ganze Wahrheit, oder? „Wo genau warst du?", bohrte Drosselfeder weiter. Ich muss die Wahrheit sagen. Was ist, wenn er meinem Geruch gefolgt ist? „Ich war im Wald bei der TalClan-Grenze. Ich war aber nicht am Kampfplatz, falls du das denkst!", verteidigte sich die Kätzin und versuchte sich an Drosselfeder vorbei nach draußen zu drängeln. Wiederstrebend trat er zur Seite. Offensichtlich machte er sich Sorgen um sie. Auf der Hochebene angekommen, atmete sie die frische Luft ein und genoss den Wind im Fell. Sie sprintete los in Richtung MeerClan-Grenze. Ihr Pfoten berührten kaum den Boden und holten immer weiter aus. Ein oder zwei Baumlängen vor der Grenze machte sie kehrt und hätte beinahe den Boden unter den Füssen verloren. Sie rannte eine kleinen Hügel hinauf und hielt oben an. Vor ihr war eine weite Fläche, am Ende dieser Ebene war der See mit der Insel. Die Insel auf der sie sich mit Stacheleis treffen würde. Wann habe ich mich entschieden dort wirklich hinzugehen? Sie hatte sich noch nicht entschieden, doch ihr Herz wusste es bereits, wärend ihr Verstand dagegen war. Sie würde hingehen oder etwa doch nicht?
***
Sie trabte die letzten paar Fuchslängen vor dem Lagereingang los. Im Maul trug sie ein Kaninchen, dass sie immer wieder ablegen musste. Das wird für drei Katzen reichen! Sie war stolz auf ihren Fang. Wie sie noch eine Schülerin war, hatte sie einmal ein Kaninchen gefangen, jedoch war es so groß gewesen sodass es letzten Endes Vogelflug tragen musste. Lilienwolke schnurrte bei den Gedanken. Sie würde das Kaninchen den Königinnen in der Jungenecke bringen und sich anschließend noch eine Maus oder so fangen gehen. Sie durchquerte den Ginstertunnel und lief zielstrebig auf die Jungenecke zu. Als sie beim Heilerbau vorbeilief kam gerade Perlenkraut heraus. „Ah, wie ich sehe geht's dir schon viel besser und du ganz ja auch schon wieder jagen!", maunzte die Heilerin Lilienwolke zu. Doch bevor die zurückkehrende Kätzin etwas erwidern konnte, war die andere auch schon wieder in einem anderen Bau verschwunden. Lilienwolke zuckte nur mit den Schultern und betrat die Hölle in der die Jungen und deren Mütter ihre Nester hatten und schliefen. In einem Mossnest lag Grauteich mit ihrem ersten Wurf. Die beiden Jungen waren knappe drei Monde alt und wurden langsam größer und vor allem abenteuerlustiger! Die graue Kätzin sah auf und schnurrte bei dem Anblick von Lilienwolkes Fang. Sie stupste den dunkleren Kater an und maunze sanft: „Taujunges! Schau mal was Lilienwolke gefangen hat. Du wolltest doch heute Morgen ein Kaninchen probieren." Der kleine Kater sprang begeistert auf und lief um die dreifarbige Kätzin herum und beschnupperte das Kaninchen neugierig. Hinter Lilienwolke raschelte es und Himmelsauge betrat den Bau. „Oh, es gibt essen!", freute sich die Kätzin. Ihr Bauch war schon deutlich gewölbt und ihr Appetit hatte extrem zugenommen. Allzu lange konnte es nicht mehr dauern bis die Jungen kamen. Lilienwolke verabschiedete sich und verließ das Lager um sich ihr eigenes Fressen zu besorgen. Sie rannte zu der kleinen Baumgruppe oberhalb des Lagers. Inzwischen war es schon fast Sonnenhoch und ein bekanntest nervöses Ziehen breitete sich in ihrem Bauch aus. Dieses Ziehen kam immer dann, wenn sie nervös war und auf etwas wartete. Sie hatte den kleinen Wald erreicht und prüfte die Luft und die Windrichtung. Nicht weit entfernt knapperte eine braune Maus an einem Buchenecker. Sie duckte sich und verlagerte ihr ganzes Gewicht auf die Oberschenkel. Der Bauch tat ihr wieder weh, doch das hielt sie nicht ab. Ihren Schweif hielt sie ruhig und knapp über dem Boden. Rasch prüfte sie den Weg den sie zurücklegen musste. Es lag nur ein größerer Ast im weg. Doch diesen konnte sie umgehen. Die Jägerin schlich auf die Maus zu und als sie fast schon da war spannte sie ihre Hinterbeine an und sprang. Mit einem einzigen sauberen Schlag tötete sie das kleine Tierchen. Zufrieden setzte sie sich auf. Sie überlegte flüsternd: „Soll ich sie jetzt essen oder sie ins Lager mitnehmen?" Eine Stimme hinter ihr schlug vor: „Ich würde sie jetzt essen und dafür mit mir noch etwas jagen." Erschrocken fauchend wirbelte die Kätzin herum. Hinter ihr saß Drosselfeder und beobachtete sie aus seinen gelben Augen.
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