5. Kapitel
Die beiden trabten weiter an der MeerClan-Grenze entlang. Je näher sie dem See in der Mitte der drei Territorien kamen umso grüner wurde das Gras. Doch eine Baumlänge vor dem Wasser hörte die Wiese abrupt auf und wurde zu Kieselsteinen und Schlamm. Die Katzen aus dem BergClan hassten Wasser, während der MeerClan und der TalClan gut damit leben konnten. Immer noch ärgerte sich Lilienwolke darüber, dass, das Gesetz nach dem sie lebten meistens das Gesetz des Wassers genannt wurden. Sie selber mied diesen Namen. Amüsiert beobachtete die ältere Kätzin Kupferpfote wie sie vor den Schlamm und dem Wasser zurückwich und die Nase verzog. „Daran wirst du dich gewöhnen müssen", schnurrte Lilienwolke. Sie dachte an ihre ältere Schwester Morgenlied, die an einer Krankheit gestorben war. Auch sie hatte so auf Wasser reagiert. Sie schüttelte sich und forderte Kupferpfote auf ihr zu folgen, währenddessen erzählte sie von dem See und der Insel darin. Im See war eine große Insel, die nur schwimmend erreichbar war. Doch im Territorium des BergClans gab es einen Baum, der eine Brücke hinüber bildete. „Auf deiner ersten Versammlung wirst du ihn überqueren", maunzte Lilienwolke und wartete darauf, dass Kupferpfote fragen würde wann dies sei. Kaum hatte sie den Gedanken zuende gedacht fragte Kupferpfote auch schon: „Wann darf ich auf meine erste Versammlung?" Lilienwolke schnurrte und antwortete: „Vielleicht das nächste Mal, aber diese Vollmond nicht!" Inzwischen waren sie an einem schnellen Fluss angekommen. Erschrocken starrte Lilienwolke darauf. In der Nacht hatte es geregnet und das Wasser war über die Ufer getreten. Sie lief weiter bergauf und kam schließlich zu einem Baumstamm der übers Wasser ragte. „Du gehst vor mir", verlangte Lilienwolke. Kupferpfote nickte verängstigt und fuhr die Krallen aus. Geduckt robbte sie darüber und fauchte erschrocken als eine Welle gegen den Stamm schlug und sie nass spritzte. Auf der anderen Seite standen einige Bäume und Büsche. Sie befanden sich in der Nähe des Lagers und der Katzen Geruch war unbemerkt stärker geworden. Ein paar Baumlängen vor ihnen verwandelte sich das raue Gras in Felsen und stiegen zu einem Berg an. „Siehst du die Büsche dort vorne?", fragte die Mentorin ihre Schülerin. „Ja!", antworte diese. Lilienwolke lächelte verschmitzt und rief plötzlich: „Wettrennen!" Sie ließ sich am Anfang Zeit, doch als Kupferpfote sie zu überholen drohte beeilte sie sich doch noch mal. Ihre Pfoten trommelten auf den feuchten Boden. Einmal verlor sie beinahe das Gleichgewicht als Kupferpfote ausschwenkte und eine enge Kurve machte. Sie sprintete das letzte Stück und sie kamen gleichzeitig am Ziel an. Lilienwolke keuchte: „Du bist echt schnell, obwohl du so klein bist!" „Du bist auch schnell!", meinte Kupferpfote noch immer außer Atem. Sobald sie wieder Luft bekamen gingen sie in ein kleines Wäldchen hinein und Lilienwolke sagte: „Ich habe einen riesen Hunger. Du auch?" Kupferpfote konnte sich die Antwort sparen, weil ihr Magen laut zu knurren begann. „Ich nehme das als ein ja", schnurrte Lilienwolke und befahl anschließend, „Pass gut auf wie ich es mache!" Sie schnupperte und prüfte die Windrichtung. Der Wind kam auf sie zu und trug alle möglichen Dufte mit sich. Vorsichtig eine Pfote vor die andere setzend schlich sie Lilienwolke an ihr Beute an, dabei verlagerte sie das Gewischt auf ihre Oberschenkel. Ihr Schwanz und Bauch waren flach über den Boden. Sie schob sich unter einem Busch hindurch und fixierte das kleine Tier, das sie jagte. Sie spannte ihre Hinterbeine an, zielte und sprang. Mit einem einzigen Biss erledigte sie die kleine braune Maus und ließ sie vor den Pfoten der roten Kätzin fallen. „Lass sie die schmecken. Ich fang mir noch etwas.", maunzte sie leise und verschwand im Wald. Unter den Bäumen hatte sie sich noch nie wohlgefühlt. Sie brauchte den Wind im Fell, aber da ihr Kaninchen nicht sonderlich gut schmeckte musste sie im Wald jagen, wenn sie eine Wühlmaus haben wollte. Sie prüfte die Luft und schlich ein wenig herum bevor sie eine frische Spur von einer Wühlmaus roch. Sie schlich sie bis auf eine Schwanzlänge an und tötete sie geschickt. Danach kehrte sie zu ihrer Schülerin zurück, nachdem sie noch eine Maus und einen kleinen Spatzen gefangen hatte. Lilienwolke ließ ihre Beute neben Kupferpfote fallen und begann zu fressen. Nach der Mahlzeit erklärte Lilienwolke: „Wir gehen jetzt noch zu einem Zweibeinerort und anschließend an der TalClan Grenze zurück. Schaffst du das noch?" Lilienwolke hatte keine Ahnung wie viel Energie und Ausdauer so eine junge Schülerin hatte und selbst ihr taten sie Pfoten ziemlich weh. Kupferpfote nickte schweigend und machte sich auf den Weg. Lilienwolke musste sich beeilen um sie zu überholen. Sie liefen über eine offene Fläche auf der sich Kaninchen tummelten, die jedoch auseinanderstoben als die beiden Katzen sich ihnen näherten. Ein Windböe trug ihnen Zweibeinergeruch, Katzengeruch aus dem BergClan und aus dem TalClan zu. Es roch auch nach Angst und Wut. Vielleicht gibt es wiedermal einen Grenzkampf?
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