24. Kapitel
Lilienwolke betrat die Frischbeutehöhle. Am einen Ende saß Drosselfeder und neben dem Eingang Luftsturm. Oh nein! Wenn die beiden an einem Ort sind und ich dazukomme explodieren die beiden! Schnell nahm sie sich die Drossel vom Haufen, die sie heute Morgen gefangen hatte und verließ ohne ein Wort die Höhle. Sie suchte sich ein schattiges Fleckchen. Die Sonne brannte, obwohl es schon Blattfall war noch sehr stark vom Himmel. Geregnet hatte es auch schon lange nicht mehr. Schließlich entschied sie sich für einen kleinen Fleck neben der Jungenecke. Dort lag auch schon Apfelschweif. Anscheinend hatte sie Grauteich oder Himmelsauge die Verantwortung für ihr Jungen gegeben. Die drei hatten inzwischen die Augen offen. Schlammjunges hatte braun-gelbe Augen, während Pfützenjunges strahlend blaue Augen hatte. Schneejunges hatte genau wie Lilienwolke grüne Augen. Lilienwolke setzte sich zu Apfelschweif. Sie bemerkte wie sich ihr inzwischen doch schon sehr runder Bauch zwischen ihren Beinen hervor wölbte. Unterbewusst wusste sie was es bedeutete. Sie erinnerte sich daran, dass sie sich eigentlich von Perlenkraut untersuchen lassen wollte. Nach dem Essen, beschloss sie. Sie fraß ihre Beute und putze sich noch schnell die Pfoten und das Maul. Nachdem sie sich von Apfelschweif verabschiedet hatte, verschwand sie in Richtung des Heilerbaus.
„Gute Nachrichten!", verkündete Perlenkraut, als sie mit der Untersuchung von Lilienwolke fertig war, „Du erwartest Junge! In etwa einem halben Mond ist es soweit!" Erschrocken sprang Lilienwolke auf. „Nein! Das kann nicht stimmen!" „Es stimmt aber, meine Liebe." „Aber...", setzte Lilienwolke an und verstummte wieder. Stacheleis war der Vater ihrer Jungen! Oder? Seit ein einhalb Monden verbringe ich auch vermehrt Zeit mit Luftsturm. Als konnte er auch der Vater sein. Verwirrt verabschiedete sich Lilienwolke von Perlenkraut, die ihr besorgt nachsah. Für die Heilerin sah es so aus als ob Lilienwolke es nicht glauben konnte. Was natürlich auch teilweise stimmte. Ihre Pfoten trugen sie nach draußen auf das Moor. Sie stand eine Weile einfach nur auf der freien Fläche und starrte vor sich hin. Sie dachte an die Jungen, die sie unter ihrem Herzen trug. Wieso war ihr es nie aufgefallen? Schließlich rollte sie sich am Fuße eines Berges in einem Heidebüschel zusammen und döste ein wenig. Sie dachte auch nach, was sie dem Clan sagen sollte, wenn jemand fragte wer der Vater sei. Sie beschloss so zu tun, als wäre Luftsturm der Vater. Was ist, wenn er keine Jungen haben wollte? Schnell schüttelte sie den Gedanken ab. Erst einmal musste sie Luftsturm einweihen.
***
In ihrem neuen Nest in der Jungenecke schlief sie schlecht. Am Abend hatte sie den grau-weißen Kater zur Seite genommen und ihm erzählt, dass sie Junge erwartete. Der Kater hatte sie zuerst perplex angesehen und anschließend glücklich geschnurrt und ihr quasi befohlen auf der Stelle umzuziehen. Darüber war Lilienwolke gar nicht glücklich gewesen. Er hatte ihr nichts zu befehlen. Alleine schon, weil sie eine Kätzin war und somit in der Rangordnung über ihm stand.
Endlich glitt sie in einen unruhigen Schlaf. Sie träumte schon wieder von den Flammen und die körperlose stimme flüsterte ihr ins Ohr: „Wenn ihr Überleben wollt, müsst ihr an den Ort der Schatten. Zu den Schatten der Vergangenheit." Lilienwolke versuchte vor der Stimme und den Flammen zu fliehen, doch es gelang ihr nicht.
Mit einem Ruck erwachte sie. Draußen wurde war es schon beinahe hell und einen Moment glaubte sie noch immer den beißenden Geruch von Rauch in der Nase zu haben. Doch nach und nach wurde ihr klar das der Geruch echt war! Jetzt erkannte sie auch die Flammen, die auf dem Moor wüteten. Monster und ihre Zweibeiner fuhren über das Moor und gruben die Erde auf. Es staubte und qualmte von der trockenen Erde und von dem Feuer. „Es brennt! Feuer!", schrie Lilienwolke so laut sie konnte. Einen Herzschlag später stürmten die ersten Katzen aus ihren Bauen. Die Königinnen sahen sich panisch um. Eiskristall, Spinnenfell und Falkenkralle stürmten die Jungenecke und schnappten sich jeweils ein Junges. Taujunges und Nebeljunges waren schon etwa fünf Monde alt und konnten selbstständig laufen, auch Frostjunges und Beerenjunges konnten laufen waren jedoch zu langsam. Die Kater und die Königinnen führten eilig die Jungen aus dem Bau. Lilienwolke floh aus dem Bau und sprintete zum Ältestenbau. Er war schon leer. Flussstein rief über den Lärm hinweg: „Krieger! Durchsucht jeden Bau! Lasst keine Katze zurück. Älteste, Königinnen und Junge verlassen das Lager und laufen zum Fluss!" Nein! dachte Lilienwolke und rief im selben Moment: „Lauft nicht zum Fluss. Der Wald des TalClans wird auch in Brand gesteckt werden! Geht zum Laubwald beim Zweibeinerort! Bei den Bergen seid ihr sicherer!" Verwirrt sahen die Katzen zwischen ihrem zweiten Anführer und der dreifarbigen Königin hin und her. „Woher willst du wissen, dass auch dieser Wald brennen wird?", fragte Sonnenstern neugierig. „Ähm, ich habe seit einiger Zeit Visionen von genau diesem Feuer hier", gestand Lilienwolke. „Und warum hast du uns nichts erzählt?", wollten einige Katzen nun wissen. Lilienwolke suchte nach einer Erklärung und sagte schließlich einfach: „Ich dachte es seien normale Träume." Sie senkte beschämt den Kopf. Sie hatte es wirklich am Anfang geglaubt, doch wie die Träume öfter geworden waren, war sie sich dem nicht mehr sicher gewesen. Trotzdem hatte sie gegenüber Sonnenstern, Perlenkraut und ihren anderen Clan-Gefährten gelogen. Dafür schämte sie sich, schließlich konnte jede Katze in diesem Feuer sterben! „Okay. Ihr habt sie gehört! Lauft zum Wald und beeilt euch!", informierte die Anführerin ihren Clan und alle Katzen verließen gleichzeitig das Lager. Wenige Herzschläge später stand es auch schon in Flammen und keiner hörte die Hilferufe der Katze, die noch im Lager festsaß.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top