21. Kapitel
Lilienwolke schlüpfte ins Lager und sah sich erst einmal um. Beim Schülerbau hockten Schlangenpfote und Wirbelpfote, die anscheinend heute frei hatten und teilten sich eine Drossel. Blütenpfote verließ gerade das Lager um Kräuter zu sammeln. Ansonsten war es ruhig im Lager. Alle waren auf Patrouille oder jagten. Spontan entschloss sich Lilienwolke dazu Blütenpfote zu folgen und ihr zu helfen. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte der Heilerschülerin hinterher. Überrascht drehte sich diese um und sah sie fragend an. „Was ist los?" „Nichts, nichts. Ich wollte nur fragen ob ich dir helfen kann?", antwortete Lilienwolke schnell. „Ja, gerne. Perlenkraut hat mir aufgetragen Borretsch, Wasserminze und Brennesel zu besorgen. Borretsch müsste gleich hier vorne bei der Trainingskuhle sein, genauso wie Brennesel." Lilienwolke juckte jetzt schon die Nase, als sie auch nur an Brennesel dachte. Sie erreichten den kleinen Wald, den die Kuhle umgab und Blütenpfote schnupperte. Es sah so aus als würde sie nach Frischbeute Ausschau halten. Lilienwolke beobachtete sie und folgte ihr schnellen Schrittes, als die grau-weiße Kätzin plötzlich losrannte. Sie folgte dem Geruch von Borretsch. Auf der anderen Seite des Wäldchens blieb sie von einem Gewächs mit großen, haarigen und schön weichen Blättern stehen. „Die in der Mitte des Stieles sind die besten.", sagte Blütenpfote nur und riss mit den Zähnen ein paar Blätter ab. Lilienwolke tat es ihr gleich und bald hatten sie einen großen Stapel neben sich liegen. „Das sollte reichen", meinte sie endlich und Lilienwolke nickte erleichtert. Sie versuchte den bitteren Geschmack auf der Zunge loszuwerden, hatte dazu aber keine Zeit mehr. Blütenpfote schnappte sich die eine Hälfte des Haufens und Lilienwolke die andere. Nebeneinander liefen sie zurück zum Lager und legten die Blätter vor dem Heilerbau auf zum Trocknen. Einen kleinen Teil brachte Blütenpfote zu den Königinnen. Lilienwolke rannte ihr hinterher und schlüpfte kurz nach ihr in die Jungenecke. Himmelsauge und Grauteich unterhielten sich gerade mit Apfelschweif, die währenddessen ihr Nest baute, da sie bald in die Kinderstube zog. Im inneren der Höhle war es angenehm warm, doch draußen wurde es langsam immer kälter und man merkte wie die Blattgrüne sich langsam, aber stetig dem Ende neigte. Die ersten Blätter färbten sich schon und tauchten den Wald in der Dämmerung in ein angenehmes, orangenes Licht. Lilienwolke schüttelte leicht den Kopf um wieder ins Hier und Jetzt zu gelangen. Blütenpfote hatte in der Zwischenzeit die Blätter an die beiden säugenden Königinnen verteilt und plauderte noch ein wenig mit ihnen. Mit dem Schweif stupste Lilienwolke sie an der Schulter an und ihr fiel wieder ein, dass sie ja noch einige Kräuter zu suchen hatten. Sie verabschiedeten sich von den Königinnen und deren Jungen und verließen den Bau.
***
Beim Fluss zum MeerClan angekommen, suchten die Kätzinnen das Ufer nach Wasserminze ab. Nach einer Weile fand Blütenpfote ein kleines Büschelchen und pflückte ein paar Stiele. Anschließend liefen sie weiter die Grenze entlang und Lilienwolke bekam den Auftrag ein paar Johannesbeeren zu holen. Sie nahm sich ein Ahornblatt, dass über die Grenze geweht worden war und wickelte die Beeren darin ein. Um Blütenpfote einzuholen musste sie sich jetzt beeilen. Die kleinere Kätzin war schon auf der Höhe der Insel und Lilienwolke hatte Mühe sie einzuholen. Als sie sie erreichte hatte Blütenpfote schon ein paar Brennesel abgerissen. Ihre Pfoten wurden rot und sie knurrte frustriert, als ein Stiel nicht abriss. Lilienwolke machte sich daran eine Pflanze abzureißen. Das war ganz schön schwer, da man mit dem Maul und den Zähnen nicht nachhelfen konnte, sonst würde man sich das Maul verbrennen. Dass wollte keine der beiden riskieren. Kurz nach Sonnenhoch hatten sie die Brennesel fertig in Wasser eingeweicht. Lilienwolke hatte ein Kaninchen für die beiden gejagt und jetzt ruhten sie sich ein wenig aus. Plötzlich durchzuckte sie schon wieder dieser Schmerz im Bauch. Blütenpfote bemerkte wie sich Lilienwolke kurz verkrampfte. Sie hob den Kopf. „Was ist denn los? Geht es dir gut?", fragte sie. „Nichts. Ich glaube ich habe nur etwas zu viel gegessen", meinte Lilienwolke abwehrend. Schultern zuckend legten sie sich wieder hin. Nach einer Weile sagte Blütenpfote: „Wir sollten die Brennesel aus dem Wasser holen und zurück ins Lager gehen. Und du, Lilienwolke, gehst dann zu Perlenkraut und lasst dich untersuchen, verstanden?" Streng blickte Blütenpfote sie an. Lilienwolke fühlte sich für einen Moment in ihre Schülerzeit zurückversetzt und nickte brav. Sie zogen die mit Grashalmen zusammen geschnürten Bündel aus dem Fluss und machten sich auf den Weg. Lilienwolke trug die Wasserminze und ein Päckchen Brennesel, während Blütenpfote drei Päckchen Brennesel schleppte. Lilienwolke legte das Bündel ab und schlug vor: „Wollen wir tauschen? Ich nehme diese Brennesel und du nimmst die Wasserminze und eine Packung von denen?" Während sie sprach wies sie auf ihre Ladung Kräuter. Blütenpfote nickte dankbar und sie tauschte ihre Portionen.
Weit nach Sonnenhoch erreichten die beiden Katzen das Lager. Sie trugen die Pflanzen zum Heilerbau, dort wartete Perlenkraut schon auf sie. „Ah, gut. Du hast dir eine Helferin gesucht.", sagte Perlenkraut zur Begrüßung. Sie bedeutete Lilienwolke die Brenneselbündel vor dem Heilerbau auszubreiten und winkte Blütenpfote in ihren Bau, um ihr beim Verstauen der anderen Kräuter zu helfen. Kurz darauf kam sie wieder heraus und legte die Hälfe der Wasserminze links vor den Heilerbau in die Sonne. „Blütenpfote hat gemeint, ich soll dich untersuchen", sagte Perlenkraut und sah Lilienwolke an. Diese schüttelte abwehrend den Kopf: „Nein. Es ist nichts. Ich hatte bloß zu viel gegessen." „Aha. Wenn das so ist", murmelte Perlenkraut irritiert, etwas lauter sagte sie: „Danke, für deinen Hilfe!" Lilienwolke nickte und machte sich auf den Weg zur Frischbeutehöhle. Plötzlich durchfuhr sie wieder dieser Schmerz und sie musste stehen bleiben und nach Luft schnappen, bevor sie weiterging. Perlenkraut beobachtete sie dabei misstrauisch.
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