2. Kapitel

Lilienwolke kroch hinter Drosselfeder aus dem Anführer Bau. Die Kätzin machte sich auf den zur Frischbeutehölle und wollte sich gerade in die Hölle zwängen, bis ihr einfiel das sie heute noch nicht gejagt hatte. Sie sah sich nach Drosselfeder um, der sich in der Sonne neben dem kleinen Teich ausgestreckt hatte und zufrieden schnurrte. Sie ging zu ihm hinüber.

„Hast du heute schon gejagt?", fragte sie. Das Gesetz schrieb vor das jede Katze zuerst etwas zum Frischbeutehaufen beitragen musste bevor sie sich selbst etwas nehmen durfte und da Lilienwolke auf dem Rückweg von der Grenzpatrouille vergessen hatte zu jagen, musste sie das jetzt tun. Drosselfeder hatte sich inzwischen aufgerappelt und ihr eine Antwort gegeben, die Lilienwolke nicht gehört hatte. Wie so oft hatte sie sich ablenken lassen. Warum passiert das immer mir?
„Äh, kommst du jetzt mit oder nicht?", fragte sie kleinlaut und sah ihn schuldbewusst an. Drosselfeder nickte und schnurrte belustigt. Sie machten sich auf den Weg nach draußen.

Es war schon weit nach Sonnenhoch, als Lilienwolke, beladen mit einer Wühlmaus, einem Spatzen und einem Eichhörnchen, zurück ins Lager kam. Hinter ihr trottete Drosselfeder mit einer Waldtaube und einer armseligen, kleinen Spitzmaus. Ihre Pfoten tappten über den schlammigen Erdboden, zu der Frischbeutehöhle, die neben dem Heilerbau lag. Im hinteren Teil der Höhle gab es eine weitere noch kleinere Höhle, in der die Gefangenen des BergClans eingesperrt wurden. Momentan lebte dort keiner und der Bau war leer. Nur ein altes Moosnest lag in der hintersten Ecke.

Wenn man sich da drauflegt, zerfällt es sicher zu Staub. Die Jägerin konnte sich nicht daran erinnern, dass hier jemals eine Katze gefangen worden war. Seit sie denken konnte, hatte es, mal abgesehen von Grenzkämpfen, keinen ernsthaften Krieg zwischen den Clans gegeben. Sie ließen ihren Fang auf den Haufen fallen. Lilienwolke suchte sich eine Amsel aus und Drosselfeder nahm sich Lilienwolkes Eichhörnchen. Die beiden setzten sich an den Rand der Hölle und aßen schweigend nebeneinander.

Danach verabschiedete sie sich und ging zu den Jungen, die vor der Jungenecke spielten irgendein Spiel spielten. Nach der anstrengenden Jagd und der Patrouille am Morgen, wollte Lilienwolke sich ein wenig entspannen, indem sie mit Mohnherz' Jungen spielte. Mohnherz' Junge waren gerade die einzigen in der Jungenecke, wenn man Grauteichs winzige Jungen nicht mitzählte. Demnach war ihnen oft langweilig und Sonnenstern hatte den Clan gebeten, sich mit ihnen zu beschäftigen, damit Mohnherz auch mal eine Pause bekam. Kupferjunges sprang sogleich zu der Kätzin.

„Spielst du mit uns Dachsreiten?" Mohnherz, die Mutter, mischte sich sofort ein.
„Nein, ihr seid inzwischen zu groß dafür. Ihr könnt doch fangen oder Moosball spielen." Die Jungen maunzten und jammerten, doch Mohnherz blieb hart. Schließlich gaben die Jungen nach und ließen sich zu Moosball überreden.
„Inzwischen müssten sie doch schon sechs Monde alt sein, oder?", fragte sich Lilienwolke im Stillen. Und genau in diesem Moment rief Sonnenstern nach ihnen.

„Lilienwolke, Mohnherz, kommt ihr bitte mal? Und bringt Krähenfrost mit." Lilienwolke sah Mohnherz fragend an, diese bemerkte sie jedoch nicht, da sie sich schon abgewandt hatte. Auf der Suche nach dem Kater stand sie auf und lief in die Jungenecke, die hinter ihr in einer Höhle im Fels lag. Generell waren viele Baue des BergClans in dem Berg, der das Lager überragte. Dort waren die Katzen wind- und regengeschützt. Auch die Zweibeiner fanden sie nicht so schnell. Mohnherz fand ihn bei seiner Schwester Grauteich und deren Wurf in der Jungenecke. Doch als er Mohnherz nach ihm rufen hörte kam er herausgesprungen und folgte ihnen bereitwillig.

„Was ist los, Sonnenstern?", fragte der schwarze Krieger. Sonnenstern sah an ihnen vorbei. „Ah, da bist du ja, Finsterkralle!", mauzte sie über die anderen drei Katzen hinweg. Hinter ihnen stand der Vater von Krähenfrost, Grauteich und Luftsturm. Er hatte schwarzes Fell und intensive grüne Augen. Sein Pelz war von Narben überzogen und beide Ohren zu einem V gespalten. Sonnenstern fuhr fort.

„Ich werde heute bei Sonnenuntergang die Jungen von Mohnherz zu Schülern ernennen. Sie sind inzwischen sechs Monde alt und ich dachte mir, dass ihr als ihre Mentoren geeignet wärt." Lilienwolkes und Krähenfrosts Augen hatten zu leuchten begonnen, während Finsterkralle nur respektvoll den Kopf neigte. Er schien beinahe emotionslos.
„Danke, Sonnenstern!", miaute Lilienwolke schnurrend. Auch Krähenfrost bedankte sich und lief anschließend gleich wieder zu Grauteich zurück, um ihr die Neuigkeiten zu erzählen. Die Nachricht würde sich wie ein Lauffeuer im Lager verbreiten. Lilienwolke wollte sich gerade auf die Suche nach ihrem älteren Bruder, Funkenpelz, machen, doch Sonnenstern rief sie zurück.

„Lilienwolke!" Die Kätzin machte kehrt.
„Ich habe mit Spinnenfell gesprochen. Minzpfote macht jetzt gerade ihre Kriegerprüfung und wird ihren Namen zusammen mit den Jungen erhalten." Sonnenstern schnurrte und sah sie erwartungsvoll an.
„Das ist großartig!", freute sich Lilienwolke, schon zum zweiten Mal an diesem Tag. Sie schwiegen.

„Hast du eigentlich schon einen Gefährten gefunden?", kam die Anführerin auf dieses unangenehme Thema zu sprechen. Lilienwolke schüttelte den Kopf.
„Nein." Die gelbe Kätzin nickte verständnisvoll. Sie kannte das gut. Sie und ihr Gefährte, Wolkensturm, hatten auch lange gebraucht um zueinander zu finden. Inzwischen hatten sie zwei Junge, Wasserpfote und Schattenpfote. Und Lilienwolke hatte vor kurzem, natürlich unfreiwillig, ein Gespräch belauscht, indem sie überlegten noch einmal Junge zu bekommen. Lilienwolke hatte das Gefühl noch etwas sagen zu müssen.

„Ich finde einfach nicht den Richtigen."
„Was ist mit Drosselfeder?", fragte die andere vorsichtig und sah zu ihr auf. Die Anführerin war kleinwüchsig und obwohl Lilienwolke auch sehr klein war, wirkte sie neben der gelb-braun getigerten Kätzin riesig. Lilienwolke wiegte den Kopf hin und her.
„Ja, schon. Er ist in Ordnung, aber ich komme nicht wirklich gut mit ihm aus. Immer wenn er mit mir spricht oder etwas fragt, reagiere ich total über", sagte die junge Kriegerin. Lilienwolke drehte sich halb zu Drosselfeder um und beobachtete ihn, wie er sich mit den Königinnen unterhielt und dann weiter zu den Schülern ging und sie nach ihrem Training fragte. Er war zu allen Katzen im Clan und außerhalb des Clans nett und höflich. Drosselfeder ging Kämpfen aus dem Weg, was Lilienwolke gut fand, da sie auch keine Kämpfe mochte und alles lieber ausdiskutierte. Doch Lilienwolke hatte keine wirklichen Gefühle für ihn. Sie hatte für überhaupt keinen Kater in ihrem Clan Gefühle, die über normale Freundschaft hinaus gingen.

Außer vielleicht...? Nein! Lilienwolke schüttelte den Kopf, als von weit her eine Stimme zu ihr durchdrang. Sonnenstern hatte sie etwas gefragt.
„Entschuldige, was hast du gesagt?", fragte Lilienwolke schuldbewusst. Sonnenstern schnurrte liebevoll.

„Du weißt aber, dass es langsam Zeit wird sich einen Gefährten zu suchen, oder? Du bist inzwischen mehrere Mondzyklen Kriegerin." Lilienwolke nickte, verabschiedete sich und trottete zum Kriegerbau um sich noch ein wenig auszuruhen. Sie wollte bei den Zeremonien in der Abenddämmerung fit sein. 

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top