18. Kapitel
Lilienwolke erwachte, als jemand ihren Namen rief. Vorsichtig hob sie von Kopf. Zuerst war sie verwirrt und erkannte nicht wo sie war, doch dann überrollten sie die Erinnerungen mit einem Schlag. Das Wettrennen, der Donnerweg, Kupferpfotes Schrei und ihre glasigen Augen. Ihre Schuldgefühle überschwemmten beinahe die Trauer. Hätte ich doch nur schneller reagiert! Wenn ich schneller gelaufen wäre, hätte ich sie einholen und aufhalten können! Jetzt ist es zu spät. Am liebsten würde sie wieder einschlafen und nicht mehr aufwachen. Die Katze die ihren Namen rief, ließ dies jedoch nicht zu. Immer wieder stupste sie sie an, bis die Kätzin schließlich genervt zu der Katze aufsah. Es war Luftsturm. „Lilienwolke! Du bist wach! Ich dachte schon du wärst tot, als ich dich da so liegen sah. Wecke doch bitte Kupferpfote auf, dann können wir zurück ins Lager gehen." Lilienwolke schüttelte den Kopf und rückte ein wenig von Kupferpfotes kalten Körper weg. Wie erstarrt sah Luftsturm zuerst zu Kupferpfote und dann zu Lilienwolke und wieder zurück. „Wie...?", stotterte er und kauerte sich neben die dreifarbige Kätzin auf den Boden. Lilienwolke sah traurig hinab auf Kupferpfote, anschließend blickte sie sich um, anscheinend hatte sie Kupferpfote unter die Büsche gezogen und war bei ihr eingeschlafen. Durch die Äste drang auf der einen Seite schon schwaches Mondlicht, während Lilienwolke auf der anderen Seite noch ein kleines Stückchen der untergehenden Sonne ausmachen konnte. „Ich hätte schneller reagieren sollen. Es ist meine Schuld, dass...sie tot ist! Ich bin schuld! Es tut mir leid. Ich hätte erst gar nicht dieses blöde Wettrennen mit ihr machen sollen...", ihr versagte sie Stimme. Seufzend wandte sie ihren Blick Luftsturm zu der Kupferpfote gerade ein letztes Mal übers Ohr leckte und anschließend mit belegter Stimme sagte: „Wir sollten sie zum Clan nach Hause bringen." Wortlos stimmte Lilienwolke zu und packte ihre Schülerin vorsichtig im Genick und zog sie durch eine Lücke in den Blättern nach draußen. Langsam, aber stetig bewegten sie sich auf ihr Lager zu. Sie wechselten sich mit dem tragen der kleinen Kätzin ab, da diese für ihr Alter schon recht groß und schwer war. Schließlich erreichten sie erschöpft das Lager. Die letzten Fuchslängen zog Luftsturm die Schülerin, während Lilienwolke vorrauslief, um die traurige Botschaft zu überbringen. Sie schlüpfte unter der Wurzel, die den Eingang bildetet hindurch und fand sich auf einer erdigen, niedergetrampelten Fläche wieder, auf der einige Katze lagen und die letzte Wärme des Bodens in sich aufsogen. Manche gaben sich die Zungen oder aßen Frischbeute. „Hört bitte zu!", machte Lilienwolke auf sich aufmerksam, „Es gab einen Unfall, bei...bei dem Kupferpfote..." Weiter kam sie nicht den in diesem Moment sprang Mohnherz, die Mutter von Kupferpfote aus und rannte zum Ausgang. Sie drängte sich bei Lilienwolke vorbei und stieß diese beinahe um. „Nein! Nein!", jaulte die Königin immer wieder und lief Luftsturm entgegen.
„Alle Katze, die alt genug sind, um sich im Moor zurechtfinden zu können, mögen sich hier unter dem Himmelsast versammeln", rief Sonnenstern die vertrauten Worte. Sie wartete geduldig bis auch die letzten Katzen eingetrudelt kamen. Lilienwolke saß vor dem Kriegerbau. Neben ihr hockte Luftsturm und nicht weit entfernt von ihnen stand Drosselfeder der eifersüchtig zu ihnen hinübersah. In seinen Augen lag keine Spur von Trauer, nur Eifersucht und auch ein wenig Hass fand Lilienwolke darin. Sie drängte sich an Luftsturm, als sie eine erneute Welle der Traue überrollte. Inzwischen waren alle BergClan -Katzen versammelt und warteten, darauf dass Sonnenstern mit der Versammlung begann. „Ich habe einen traurige Nachricht für euch, die manche vielleicht schon kennen. Kupferpfote wurde von einem Monster am Donnerweg getötet. Lilienwolke war bei ihr, als sie starb. Kannst du uns erzählen was genau passiert ist?", fragte Sonnenstern sanft. Lilienwolke atmete ein paar Mal tief durch um sich zu beruhigen, dann stand sie auf und trat unter den Himmelsast. Sie sprang zögerlich auf eine Wurzel, damit sie alle sahen. Vor ihrem inneren Augen spielte sich immer wieder die Szenen von Kupferpfotes Tod ab und zuerst brachte sie keinen Ton heraus. Dann begann sie stockend: „Ich war mit Kupferpfote beim Training. Ich hatte gerade ein Kaninchen erlegt und sagte zu ihr, dass wir nun ein wenig an ihrer Ausdauer arbeiten würden. Sie...sie fand es witzig und lief in Richtung des Zweibeiner Ortes, wir haben ein Wettrennen veranstaltet. Kupferpfote ist zu den Büschen gerannt, dann...dann hörte ich ihren Schrei." Traurigkeit überfiel sie und ihre Pfoten konnten sie plötzlich nicht mehr tragen. Sie stürzte von der Wurzel und für ein paar kurze Herzschläge lag, war sie bewusstlos. Als sie ihre Augen vorsichtig öffnete, dachte sie es sei alles nur ein böser Traum gewesen. Bis sie Mohnherz Blick sah, der vor Trauer ganz verschleiert war. Ihre verbliebenen Jungen pressten sich tröstend an sie. Mohnherz stimmte ein Trauerlied an. Lilienwolke schloss sich ihnen an. Während der Clan sang, stand sie auf. Nach ein paar Herzschlägen verstummte sie. Ein Stechen durchfuhr ihren Bauch und sie schwankte erschrocken. Dann war es vorbei und sie vergaß es schnell wieder. Der Clan begab sich nun zu Kupferpfotes Leichnam und verabschiedeten sich endgültig von ihr. Sonnenstern trat als Erste vor und sagte die traditionellen Worte und flüsterte noch ein paar kurze Worte in Kupferpfotes Ohr. Eine Katze nach der anderen tat es ihr gleich. Einige blieben und legten sich neben die Schülerin, andere machten sich auf den Weg zu ihrem Bau und legten sich schlafen. Der Mond stand schon hoch am Himmel, als Lilienwolke und Luftsturm an die Reihe kamen. „Du warst die tollste Schülerin die ich mir je wünschen könnte und es wird keine bessere geben. Ich werde immer an dich denken und dich sehr vermissen." Sie machte eine kurze Pause und sagte schließlich etwas lauter: „Möge der SternenClan deinen Weg erleuchten und dir Schutz und Nahrung geben, wenn du es brauchst!" Luftsturm beugte sich vor um Kupferpfote ein letztes Mal übers Ohr zu lecken und sagte schließlich sanft zu Lilienwolke: „Ihre Seele wird bleiben, solange es uns gibt, weil sie in uns weiterlebt." In dieser Nacht blieb Lilienwolke wach und hielt Totenwache für Kupferpfote.
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