12. Kapitel

Stacheleis' Herz raste. Die dreifarbige Kätzin so dicht bei sich zu spüren, brachte ihn durcheinander und machte ihn nervös. Er war glücklich. Er liebte sie, da war er sich inzwischen ganz sicher. Aber liebt sie mich auch? Er traute sich, genau wie auch Lilienwolke, nicht es zu gestehen. Ohne, dass er es bemerkt hatte verspannte er sich. Lilienwolke merkte es und sah ihn fragend an: „Was ist?" „Nichts. Alles gut", antwortete er nur. Er drehte sich ganz zu Lilienwolke um. „Ich glaube, ich halte das nicht mehr aus. So nah bei dir zu sein, aber trotzdem nicht bei dir sein zu können.", sagte er und sah die Kätzin flehend an, „Wenn wir unsere Clans verlassen und als Einzelläufer leben, könnten wir immer beieinander sein." „Auf diese Idee bin ich noch gar nicht gekommen", maunzte Lilienwolke, „Aber könntest du deinen Clan und deine Familie verlassen? Ich könnte das nicht, auch wenn ich dich noch so sehr liebe!" Erstaunt über diese Worte schaute er sie an und flüsterte kaum hörbar: „Du liebst mich?" Lilienwolke nickte: „Natürlich, Stacheleis. Ich liebe dich." Der Kater schnurrt glücklich und plötzlich war es ganz einfach die magischen Worte auszusprechen: „Ich liebe dich auch!" Die beiden verharrten kurz Stirn an Stirn, bis Lilienwolke wieder von vorne mit den Thema anfing: „Was machen wir jetzt? Wir beide würden unseren Clan niemals verlassen, oder? Ich zumindest nicht." „Nein, ich denke nicht. Ich glaube wir lassen es jetzt mal bei den Treffen. Momentan können wir nichts daran ändern." „Ja, okay", murmelte die Kätzin und kuschelte sich dichter an Stacheleis und er legte ihr den Schweif auf die Flanke. Ihr war kalt. Inzwischen war es dunkel geworden. Sterne funkelten am Himmel und Grillen zirpten. Kurz vor Mondhoch setzte sich Lilienwolke auf und sah zu Stacheleis, der friedlich schlief. „Stacheleis!", flüsterte Lilienwolke und stupste ihn leicht an. Erschrocken fuhr Stacheleis auf: „Was ist? Werden wir angegriffen?" „Nein, nein! Beruhig dich.", maunzte sie belustigt, „Es ist fast schon Mondhoch und wir sollten in unsere jeweiligen Lager zurückkehren." „Ja, okay. Wann treffen wir uns wieder?", fragte er. „In zwei Sonnenuntergängen wieder hier?", fragte Lilienwolke. Er nickte und sie verabschiedeten sich voneinander.

***

Die Kätzin schlich an der Felswand entlang. Plötzlich sah sie am Heilerbau einen Schatten. Erleichtert seufzte Lilienwolke auf, als sich herausstellte, dass es nur Blütenpfote, die Heilerschülerin war. „Was machst du hier?", fragte Blütenpfote. „Ich habe einen etwas längeren Spaziergang gemacht und bin im Wald eingeschlafen", antwortete Lilienwolke. Es entsprach nicht ganz der Wahrheit. Sie war zwar auf dem Rückweg kurz im Wald gewesen und hatte sich eine Maus gefangen, aber eingeschlafen war sie nicht dort, sondern am Fluss bei Stacheleis. Blütenpfote schien zufrieden, verabschiedete sich und verschwand in ihrem Bau. Im Kriegerbau angekommen konzentrierte sich Lilienwolke um auf keine Pfoten und keinen Schweif zu treten und schaffte es auch. Vorsichtig ließ sie sich in ihrem Nest nieder. In den Gedanken bei Stacheleis schlief sie ein.

***

Im Morgengrauen erwachte Lilienwolke und streckte sich erstmal ausgiebig. Dann lief sie zum Schülerbau und weckte Kupferpfote. Heute wollte sie die ersten Kampftechniken mit ihr üben und später dann bei der Abendpatrouille mitgehen. Nachdem sie die Schülerin geweckt hatte, rannte sie weiter zu Flussstein und wäre beinahe mit ihm zusammengeprallt. „Entschuldigung. Ich wollte fragen ob ich mit Kupferpfote an einer Patrouille teilnehmen kann?", sagte Lilienwolke. „Ja, passt es für dich, wenn ihr mit Luftsturm zu Sonnenhochpatrouille zur MeerClan- Grenze geht und anschließend am Moor jagt?" „Super, danke!", antwortete Lilienwolke und drehte sich auch schon wieder um. Kupferpfote wartete am Ausgang des Lagers auf ihre Mentorin. „Was machen wir heute?", fragte sie. „Ich dachte mir, wir fangen mit den ersten Kampftechniken an, damit du dich zumindest ein wenig verteidigen kannst.", teilte Lilienwolke ihr mit. „Okay!", freute sich die kleine Kätzin und rannte aus dem Lager. „Warte doch mal! Ich war noch nicht fertig!", rief Lilienwolke ihr hinterher. Diese hörte sie nicht und so musste Lilienwolke ihr nachlaufen. „Falls es dich interessiert, wir sind zur Sonnenhochpatrouille mit Luftsturm eingeteilt", maunzte Lilienwolke, „Und werden dann mit ihm am Moor jagen gehen. Das ist eine gute Gelegenheit dir die Kaninchenjagd zu zeigen, aber ausprobieren wirst du sie nicht dürfen. Wusstest du, dass es einmal eine Katze gab, die gestorben ist, weil sie ein Kaninchen gejagt hat, obwohl ihr Mentor es ihr verboten hatte?" Kupferpfotes Augen wurden groß, als sie das hörte, sie maunzte verängstigt: „Echt?! Ich verspreche das ich es nicht versuchen werden!" „Das will ich hoffen", sagte Lilienwolke und lief vor in Richtung Trainingskuhle.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top