Stimmen
(814 Wörter - 24.08.2023)
(Überarbeitet: 11. Oktober 2023)
Winterpfote
Aus dem Augenwinkel beobachtete sie wie Aschenpfote den Blick über den Wald gleiten ließ. Dabei huschten so viele verschiedene Gefühle über sein Gesicht. Von Trauer, zu Glück, zu Wut und dann nichts mehr.
„Was ist damals eigentlich passiert? Ich weiß nur, dass es ein Feuer war", durchbrach Winterpfote die Stille und bereute es in dem Moment in dem Aschenpfote ihr einen tödlichen Blick zu warf.
Sie zuckte leicht zurück zwang sich aber seinem Blick Stand zu halten. Schließlich senkte sie den Blick und ihr wurde heiß aus Verlegenheit.
„Ich glaube, ich gehe jetzt besser", murmelte sie und erhob sich leise. Aschenpfote reagierte nicht und starrte in den Wald.
Winterpfote hatte Mitgefühl mit ihm. Es war nicht leicht seine ganzen Familie mit einem Schlag zu verlieren, während man selbst daneben stand und nichts tun konnte.
Die Schülerin konnte sich gar nicht vorstellen, wie es wäre ihre Mutter, ihren Vater und ihre Geschwister und Goldkralle auf einmal zu verlieren.
Aber sie war auch enttäuscht, dass er nicht mit ihr redete. Sie hatte das Gefühl gehabt, dass sie sich auch ohne Worte ganz gut verstanden und er ihr zumindest ein kleines bisschen vertraute.
Noch einmal blickte sie über die Schulter zurück und sah, dass Aschenpfote sie ebenfalls anschaute. Dieses Mal war es Aschenpfote, der zuerst wegsah. Winterpfote durchfuhr ein Stich und sie beeilte sich Abstand zwischen sich und den Kater zu bringen. Zurück ins Lager wollte sie nicht, also lief sie zum Fluss und setzte sich an das Ufer. Um sie herum wuchsen verschiedene Kräuter und Wasserpflanzen. Am Geruch erkannte Winterpfote, dass auch Wasserminze hier wuchs, aber sie wusste nicht wie die Pflanzen aussah.
Wie schafft er es die ganze Zeit nichts zu sagen? Wie schafft er es mich ohne, dass er sprich zu verletzen?
Winterpfote legte sich auf einen kleinen Felsen neben den Fluss in einen Sonnenfleck. Die Sonne wärmte ihr Fell und auch der Stein war warm.
Denk nicht mehr an Aschenpfote!
Das war der letzte Gedanke bevor sie wieder an Aschenpfote dachte. Sie schnaubte genervt von sich selbst und setzte sich wieder auf. Winterpfote beschloss wieder ins Lager zurück zu gehen und dort nach einer Ablenkung zu suchen.
***
„Wo warst du?", fragte eine Stimme und Winterpfote, die in ihren Gedanken gerade wo anders war, zuckte zusammen. Sie konnte die Stimme nicht gleich einordnen. Dann entdeckte sie Nachtpfote, der neben dem Lagereingang saß.
„Im Wald", antwortete sie und ging an ihm vorbei zum Schülerbau. Sie wollte nachsehen, ob ihre Geschwister da waren.
„Alleine?", wollte der schwarze Kater wissen. Winterpfote zuckte mit den Schultern, sie wollte nicht zugeben, dass sie Aschenpfote gefolgt war, als dieser aus dem Lager gestürmt war.
„Warst du alleine?", hakte Nachtpfote noch einmal nach und lief dicht neben Winterpfote her. Die Schülerin versuchte etwas Abstand zwischen sie und Nachtpfote zu bringen, doch er ließ das nicht zu.
„Mit wem warst du im Wald?", knurrte Nachtpfote. Winterpfote duckte sich, der Kater machte ihr Angst, obwohl er nur etwas größer und etwas älter als sie war. Sie war sich sicher war, dass er sie nicht mitten im Lager angreifen würde.
„Antworte!", befahl Nachtpfote mit gefährlich blitzenden Augen.
„Das geht dich nichts an!", fauchte Winterpfote und legte die Ohren an. Sie machte einen Schritt nach hinten und sah sich nach einer anderen Katze um, die ihr helfen konnte. Niemand befand sich auf der Lichtung und es war anscheinend auch keine Katze im Schülerbau oder in einem anderen Bau in der Nähe.
„Doch", sagte der Kater einfach nur und machte noch einen Schritt auf die weiße Schülerin zu.
„Nein, es geht dich noch immer nichts an!", knurrte Winterpfote. Trotz ihres gesträubten Pelzes fühlte sie sich wie ein winziges Junges.
„Es geht dich nichts an, weil ich es sage und du nicht das Recht dazu hast jedes noch so kleine Detail aus meinem Leben zu wissen, weil es mein Leben ist und nicht deines oder unseres!", schrie Winterpfote beinahe.
Seit wann interessiert er sich dafür, was ich mache und mit wem?
Nachtpfote setzte dazu an noch etwas zu sagen, doch er wurde von einer anderen Stimme unterbrochen, die Winterpfote einen Schauer über den Rücken jagte.
„Lass sie in Ruhe!", knurrte die Stimme. Winterpfotes Herz blieb stehen als sie erkannte, dass die Stimme zu Aschenpfote gehörte.
Winterpfote bemerkte aus dem Augenwinkel, dass Nachtpfote erstarrt war. Sie hielt den Atem an. Aschenpfote fuhr die Krallen aus, während er weiter auf den jüngeren Kater zulief und knurrte.
„Verschwinde, Flohpelz", fauchte er und Nachtpfote duckte sich verängstigt. Von dem arroganten und aggressiven Schüler war nichts mehr übrig.
Der schwarze Kater rannte zum Lagerausgang wo er verschwand, nur noch die wackelnden Äste wiesen auf ihn hin.
„Winterpfote?", fragte Aschenpfote vorsichtig und stupste sie leicht an. Die Schülerin starrte ihn noch immer mit leicht offenem Maul an.
„Du, du...deine Stimme", stotterte sie und wusste nicht was sie sagen sollte. Der hellgraue Kater zuckte mit den Schultern.
„Das ist meine Stimme", stellte er fest und schaute Winterpfote an.
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