Prolog

(712 Wörter - 02. Juni 2023)
(Überarbeitet: 11. Oktober 2023)

Aschenpfote

Konzentriert kniff Aschenpfote die Augen zusammen und machte noch einen Schritt nach vorne. Seine Ohren zuckten, als in der Nähe ein Zweig knackte. Während er lauschte, spitzte auch die Maus vor ihm die Ohren und war im nächsten Moment verschwunden. Genervt setzte sich Aschenpfote auf. Das war schon das zweite Beutetier, das ihm entwischte. Seine Schwester hatte inzwischen bestimmt schon zwei oder drei Beutestücke gefangen.

Unmotiviert prüfte er die Luft. Ein beißender Geruch streifte seine Nase und im nächsten Moment hörte er einen Schrei. Sogleich wusste er auch, zu welcher Katze die Stimme gehörte. Seiner Mutter.
„Mama!", rief er und rannte los. In seiner Nähe hörte er schnelle Pfotenschritte. Er brauchte sich nicht umzudrehen, denn er wusste auch so, dass es sich um Fleckenpfote handelte, die den Schrei auch gehört haben musste.

Aschenpfote flog beinahe über den Boden. Der Wind, den er verursachte wirbelte Blätter in die Luft.
Wieder ertönte ein Schrei. Etwa fünf Baumlängen vor den beiden Schülern konnte Aschenpfote Flammen ausmachen. Er lief noch schneller. Panik überkam ihn und schnürte ihm die Luft ab. Auch der Rauch begann jetzt in seiner Lunge zu beißen.

„Hilfe!", brüllte eine zweite Stimme hinter den Flammen. Dieses Mal war es Aschenpfotes Vater. Hitze schlug dem jungen Schüler entgegen und machte die Temperatur der Blattgrüne noch unerträglicher.
Etwa zwei Fuchslängen vor den Flammen blieben Fleckenpfote und Aschenpfote stehen.
„Mama, Papa!", riefen sie gleichzeitig so laut sie konnten.
„Aschenpfote, Fleckenpfote?", kam gleich darauf die fragende und vor allem verzweifelte Antwort.
„Ja", gab Fleckenpfote zurück. Ihre Stimme war vor Angst einige Töne nach oben gerutscht und zitterte.

Mit gesträubtem Fell lief die kleine Kätzin vor dem brennenden Baumstamm auf und ab. Die Flammen begannen schon auf die anderen Bäume überzuspringen. Hinter dem Baumstamm lagen zwei steile Felsen, die zu hoch waren um ohne Anlauf darauf zu springen. Aber selbst mit Anlauf wäre es so gut wie unmöglich. Aschenpfote kannte diese Stelle gut und wusste wie klein der Zwischenraum, in dem seine Eltern saßen, zwischen den Felsen war.

„Wir müssen einen Ausgang suchen!", befahl Fleckenpfote und machte einen Schritt auf die Flammen zu. Ein Funken stob auf und versenkte einen winzigen Punkt in dem Fell der gefleckten Kätzin. Fleckenpfote zuckte nicht einmal und machte noch einen Schritt nach vorne.
Vor Angst wie gelähmt blieb Aschenpfote stehen. Seine Augen begannen wegen der Helligkeit und dem Rauch zu brennen, aber auch blinzeln konnte er nicht. Selbst atmen war schwierig und dass nicht wegen dem Rauch.

Schließlich schaffte er es sich zusammen zu reißen und Fleckenpfote zu helfen. Nach einer Weile hatten sie noch immer keinen Eingang gefunden. Langsam begannen alle Bäume um sie herum zu fallen und vereinzelt fielen brennende Blätter zu Boden.

„Fleckenpfote...", setzte Aschenpfote an, doch seine Schwester unterbrach ihn mit einem Fauchen und einem verzweifelten Blick aus ihren gelben Augen. Aschenpfote sprach trotzdem weiter.
„Bitte, Fleckenpfote, wir müssen weg, sonst sitzen wir auch noch fest!"
Fleckenpfote hörte nicht auf ihn und ließ sich stattdessen auf den Boden fallen. Dabei ignorierte sie die noch warme Asche und die Glut, die ihr Fell versengte.
Seine Schwester hörte weiterhin nicht zu und robbte auf dem Bauch vorwärts. Sie war noch keine zwei Schritte gegangen da machte Aschenpfote einen Satz nach vorne und packte sie am Nackenfell.

„Bitte, du kannst nichts mehr machen!", grunzte er durch ihr Fell hindurch.
„Und ob ich das kann!", knurrte sie zurück und befreite sich von seinem Griff, indem sie ihm gegen die Brust trat.
„Fleckenpfote!", brüllte Aschenpfote mit panischer Stimme, während er darauf hoffte, dass seine Stimme fest und bedrohlich klang. Sie tat es nicht und Fleckenpfote kroch weiter unter den Baum.

Mit den Augen verfolgte er den Stamm hinauf. Er lehnte an dem rechten Felsen. Das Feuer hatte keinen Zweig ausgelassen, jedoch war die Stelle an der Fleckenpfote sich befand schon etwas heruntergebrannt. Der Spalt war trotzdem viel zu schmal.
Ein Knacken ließ Aschenpfote herumfahren. Die Kiefer hinter dem hellgrauen Kater neigte sich gefährlich und gab mit einem Ruck ganz nach.

Erschrocken schrie Aschenpfote auf und sprang zur Seite. Die Kiefer flog direkt auf die beiden Felsen und somit auch auf Fleckenpfote und seine Eltern zu. Ein Wimmern entfuhr ihm und schließlich ein Kreischen als der Baum den anderen Baum, der seine Eltern einsperrte, mit sich riss und seine Familie unter sich begrub.

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