Die große Versammlung
(871 Wörter - 29. Juni 2023)
(Überarbeitet: 11. Oktober 2023)
Aschenpfote
Zitternd atmete Aschenpfote ein und setzte die erste Pfote auf den glatten Baumstamm. Der Stamm war leicht feucht und kalt unter seinen Pfoten. Vor ihm ging Winterpfote. Sie setzte eine Pfote vorsichtig vor die andere. Genervt verdrehte Aschenpfote die Augen.
Kann sie nicht schneller gehen? Bis wir auf der anderen Seite sind, ist die Nacht vorbei!
Endlich erreichten die beiden die andere Seite des Flusses und Aschenpfote sprang auf den von Gras bedeckten Boden. Erleichtert atmete er aus. Er hasste Wasser und Höhe.
In der Luft lag der Geruch von zwei Clans. Der Wind wehte so, dass er den Geruch des FederClans aufschnappen konnte. Aus dem Augenwinkel beobachtete er wie die vier Jungen des Anführers Steinpfütze zu einer Gruppe mit jungen Katzen lief, die aus WurzelClan und EisClan bestand. Für einen Moment war Aschenpfote dazu geneigt, ihnen zu folgen, dann entschied er sich dagegen und ging stattdessen nach vorne zu Nesselstreif.
Seine Mentorin war in ein Gespräch mit dem zweiten Anführer des EisClans, Dämmerschweif, vertieft und bemerkte ihn nicht. Der Schüler setzte sich neben sie und hörte mit halben Ohr zu, während er gleichzeitig einzelne Gesprächsfetzen von anderen Katzen aufschnappte.
„...FederClan ist noch nicht da..."
„...Jungen von Zeitstern..."
„...es gut."
„...Dachs über die..."
Aber keines der Gespräche war wirklich interessant für Aschenpfote. Er sah sich um und entdeckte die Schatten der FederClan-Katzen, die gerade zwischen den Büschen auftauchten. Die Spitze bildeten Eichhornstern, ein mächtiger dunkelroter Kater mit auffallend grünen Augen, und Bachblüte, die frisch ernannte zweite Anführerin. Ihr Fell war blaugrau mit hübschen weißen Flecken und blauen Augen. Über ihre linke Vorderpfote zog sich eine lange Narbe. Von wo sie sie hatte wusste keiner so genau, aber es gingen Gerüchte um, dass ein Zweibeiner sie gefangen hatte, als sie noch eine Schülerin gewesen war. Damals war Aschenpfote noch nicht auf der Welt gewesen.
Die Anführer begrüßten sich kurz und sprangen dann auf den Felsen in der Mitte des Versammlungsortes. Eichhornstern nickte den anderen zu und sagte etwas, das Aschenpfote nicht verstehen konnte. Aber er vermutete, dass er um die Erlaubnis gebeten hatte, zuerst sprechen zu dürfen.
Der rote Kater trat an den Rand und ließ seinen Blick über die versammelten Krieger schweifen.
„Katzen aller Clans, die Versammlung ist hiermit eröffnet!", jaulte er und in weniger als einem Herzschlag hörte das Gemurmel auf. Das Tappen von Pfoten war zu hören und jede Katze, die noch gestanden war, suchte sich einen Platz.
„Dem FederClan geht es gut. Die Beute verkriecht sich zwar langsam, aber noch finden wir genug. Außerdem darf ich eine neue Kriegerin in unseren Reihen begrüßen! Dohlenschwinge!", erzählte Eichhornstern. So ging es noch eine Weile dahin. Währenddessen beobachtete Aschenpfote die Katzen um ihn herum. Ihm fiel auf, dass Zeitsterns Junge die jüngsten Katzen auf der Versammlung waren. Alle anderen Schüler waren viel älter als die vier.
Hinter ihm saßen zwei WurzelClan-Krieger, die sich flüsternd unterhielten.
Inzwischen war Muschelstern, die Anführerin des WurzelClans, vorgetreten und hatte ihren Vortrag gehalten. Aschenpfote hatte nicht zugehört, doch plötzlich fauchten einige Katzen auf und der hellgraue Schüler sah hoch. Muschelstern stand aufrecht und mit gesträubtem Fell Zeitstern gegenüber, der die Zähne gebleckt hatte.
Aschenpfote versuchte herauszufinden, was geschehen war. Lange musste er nicht warten.
„Keiner meiner Krieger hat die Grenze überschritten!", knurrte der weiße Kater und kniff die Augen zusammen. Gespannt setzte sich Aschenpfote etwas aufrechter hin. Sein Gesicht blieb jedoch emotionslos.
„Ach ja? Und das Kaninchen, das Morgenblatt gefunden hat?", antwortete Muschelstern und machte noch einen Schritt auf Zeitstern zu. Dieser richtete sich zu seiner vollen Größe auf.
„Keiner meiner Krieger hat die Grenze überschritten!", wiederholte er, dieses Mal mit mehr Nachdruck in der Stimme. Selbst von hier unten konnte Aschenpfote das gefährliche Glitzern in seinen Augen ausmachen. Krallen scharrten über den Boden, als Muschelstern einen Schritt zurück machte. Sie schien nicht überzeugt und ihre Schulter waren noch angespannt, aber sie gab sich vorerst zufrieden. Wahrscheinlich würde später noch einmal ein Streit ausbrechen.
„Gut, seid ihr fertig?", wollte Wespenstern wissen und trat ohne auf die Antwort zu warten nach vorne.
„Dem EisClan geht es gut. Ich darf stolz verkünden, dass meine Gefährtin Seidenfell Junge erwartet und in den vergangenen drei Sonnenaufgängen zwei Würfe zur Welt gekommen sind", schnurrte der gelb-schwarze Kater und sah sich nach Seidenfell um. Die cremefarbene Kätzin saß am Rand der Lichtung. Vor seinem Platz aus, konnte Aschenpfote nichts erkennen, aber das wollte er auch gar nicht.
Wespenstern erzählte noch über den Fortschritt der Schüler beim Training. Dann war Zeitstern an der Reihe. Auch er erzählte über neue Schüler und neue Junge.
Irgendwie schaffte Aschenpfote es nicht, sich auf die Rede seines Anführers zu konzentrieren. Stattdessen beobachtete er jede einzelne Katze auf der Versammlung. Zuletzt blieb sein Blick wieder an der Gruppe von jungen Katzen hängen. Genauer gesagt an Winterpfote. Ihre grünen Augen fixierten ihn. Aschenpfote starrte solange zurück, bis sie wegsah. Zufrieden bemerkte er wie sie verlegen den Boden mit ihren Krallen bearbeitete und peinlich genau vermied in seine Richtung zu sehen.
Kaum hatte Zeitstern seinen Text gesagt, sprang er auch schon vom Felsen und winkte seinen zweiten Anführer und seine Heilerin, sowie den restlichen Clan zusammen. Nicht einmal für verabschieden blieb Zeit.
Aschenpfote störte das nicht. Gähnend folgte er Zeitstern und überlegte nebenbei, wo er die heutige Nacht verbringen wollte.
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