Der Zusammenstoß
(892 Wörter - 03. Juni 2023)
(Überarbeitet: 11. Oktober 2023)
4 Monde später...
Aschenpfote
Voll beladen mit Beute näherte sich Aschenpfote dem Lager. Er spürte wie hinter ihm seine Mentorin Nesselstreif lief und hörte den Teil der Beute, den sie trug, über den Boden schleifen.
Die beiden Katzen erreichten den Eingang des Lagers. Aschenpfote verlangsamte seine Schritte.
Er blickte kurz zu seiner Mentorin und betrat dann gefolgt von dieser das Lager des FlammenClans. Alleine der Name seines Clans schmerzte, wenn Aschenpfote ihn dachte.
Trauer gemischt mit Wut überfiel ihn und so auch die Schuldgefühle, die seit Monden an ihm nagten. Doch keines der beiden Gefühle spiegelte sich in seinen Augen wider. Und auch seine Haltung blieb desinteressiert, fast schon gelangweilt.
Immer noch wachte er in die Nacht durch Albträume auf und konnte danach einfach nicht mehr einschlafen. Inzwischen hatte er es sich angewöhnt bis Mondhoch wach zu bleiben und dann sobald alle schliefen das Lager zu verlassen. Einmal hatte eine Katze mitbekommen, wie er einen Albtraum hatte und dieses, wenn auch nicht mehr so hohe Risiko wollte er einfach nicht mehr eingehen. Seit etwa einem Mond teilte er sich den Schülerbau nur noch mit Nachtpfote und Kristallpfote, denn Gewitterpelz und Steinpfütze waren zu Kriegern ernannt worden.
„Aschenpfote? Gehst du jetzt weiter?", fragte Nesselstreif mit diesem besorgten Unterton in der Stimme, den Aschenpfote so hasste. Er gab ihm das Gefühl ein schwaches Junges zu sein, das er aber nicht war. Er war stark und hatte trotz seiner Verluste die Kriegerausbildung und seinen ersten Grenzkampf gegen den WurzelClan mit nur einem Kratzer überstanden, obwohl er von Anfang an mitgekämpft hatte.
Der Schüler nickte und trug seine Beute, die aus einer Maus und einem kleinen Spatzen bestand, ins Lager.
Für einen Moment schloss er die Augen, als er die Kätzin erblickte, die Fleckenpfote am ähnlichsten sah. Es war die Schwester seiner Mutter, Weidenstaub. Sie hatte dasselbe Fell wie es Fleckenpfote gehabt hatte und dieselben gelben Augen. Auch war sie, wie Aschenpfotes Schwester, kleinwüchsig.
Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen und er vermied es Weidenstaub weiterhin anzusehen. Stattdessen lief er geradewegs auf den Frischbeutehaufen links von der Kinderstube zu.
Er bemerkte auch nicht die vier Jungen, die plötzlich von der Kinderstube auf ihn zuliefen.
„Aschenpfote!", rief Nesselstreif viel zu spät. Eine kleine Katze krachte gegen Aschenpfotes Brust und brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Mit einem nicht gerade eleganten Plumps fiel er zur Seite. Erschrocken fauchte er und setzte sich wieder auf. Die Beute, die er fallen gelassen hatte, ließ er einfach liegen und starrte stattdessen die weiße Kätzin an.
Sie schien nicht zu bemerkt zu haben, gegen wen sie da gelaufen war.
Bei den Jungen war Aschenpfote mehr oder weniger als Gruselfigur bekannt, doch das schien das Junge überhaupt nicht zu kümmern.
Bedrohlich knurrend stand Aschenpfote wieder auf und schüttelte seinen Pelz, um ihn von der Erde zu befreien, die hängen geblieben war. Seine Stimmung sank noch mehr als die vier Kätzchen begannen sich gegenseitig zu jagen und dabei ihn als Schutz vor ihren Geschwistern verwendeten.
„Schmetterlingsjunges! Hört auf damit. Ihr seid keine kleinen Jungen mehr!", mischte sich Nesselstreif mit strenger Stimme ein und trat zwischen ein braun-weißes Junges und ein reinweißes Junges, die sich gerade beide ins Jagdkauern oder etwas ähnliches fallen gelassen hatten.
Aschenpfote ignorierte die Katzen und machte einen Bogen um sie herum. Mit der Beute im Maul und von den Jungen in Ruhe gelassen, erreichte er den Frischbeutehaufen. Er ließ seine Beute fallen und drehte sich wieder zum Lager um.
Noch immer stand Nesselstreif bei den Jungen und schimpfte sie, auch wenn ihr Blick inzwischen weniger Strenge darin hatte.
Der hellgraue Kater wusste nicht was er noch tun konnte und entschied sich dazu, wieder zu Nesselstreif zurück zu kehren, obwohl er eigentlich jeden Kontakt mit Jungen vermied. Besonders bei den Jungen des Anführers.
Inzwischen hatte sich auch Schneerose, die Mutter der vier Nervensägen, aus der Kinderstube bequemt und sich in die Sonne vor dem Bau gelegt.
Die Nase in die Luft und Augen zu damit du ja nicht siehst, was deine Jungen anstellen, Schneerose!
Aschenpfote stellte sich leicht hinter Nesselstreif, dabei fiel ihm auf, dass er seine Mentorin schon etwas überragte. Ein Junges nach dem anderen beobachtete er genau. Das mit dem braun-weißen Fell schien die Anführerin der Gruppe zu sein. Der braune Kater war der kleinste. Und die beiden weißen waren die mittleren, aber auch die, die am lautesten waren. Sofort erkannte er, dass es die weiße Kätzin gewesen sein musste, die in ihn gekracht war, denn sie vermied es ihn anzusehen.
Aschenpfote bemerkte auch, dass die Jungen nicht so klein waren, wie er anfangs dachte. Sie mussten schon fünf Monde alt sein, wenn nicht gar älter.
„So und jetzt Abmarsch!", beendetet Nesselstreif ihre Unterredung. Die weiße Kätzin nickte brav und tappte zu Schneerose zurück, während die anderen drei wieder mit ihrem Fangspiel anfingen.
„Geht es dir gut?", wollte seine Mentorin wissen. Aschenpfote nickte und entfernte sich.
Diese Frage stellte Nesselstreif ihm mehr als nur einmal täglich. Er hatte sich angewöhnt einfach immer zu nicken, auch wenn es so gut wie nie stimmte. Es brachte nichts, ihn das zu fragen, denn er würde so oder so nicht mehr als mit einem Nicken darauf antworten.
Der Schüler machte sich auf zum Schülerbau und ließ sich darin angekommen in sein Nest fallen, das im hintersten Teil des Baues lag. Schlafen konnte er nicht, dass wusste er, aber im Lager sitzen wollte er auch nicht.
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