Der Rundgang
(1027 Wörter - 29.06.2023)
(Überarbeitet: 11. Oktober2023)
Aschenpfote
Der Kater erwachte noch lange bevor die Sonne aufging unter einem Busch im hinteren Teil des FlammenClan-Territoriums. Er hatte sich erst nach Mondhoch aus dem Lager schleichen können, da die meisten Katzen etwas länger aufgeblieben waren. Demnach hatte er auch nicht viel geschlafen.
Sich streckend und gähnend stand der Schüler auf und ging los in die Richtung des Lagers.
Mit seinem unscheinbaren Pelz konnte er sich gut vor möglichen Patrouillen verstecken, da es im dichten Unterholz kaum auffiel. Der schwierigste Teil war, ungesehen durch die Lücke im Lagerwall zu gelangen, besonders da gleich daneben die Kinderstube lag. Zwar schliefen nur noch zwei Junge und ihre Mutter darin, dennoch bestand eine Gefahr.
Aschenpfote duckte sich unter einen Busch und kroch auf der anderen Seite geduckt weiter. Sein Bauchfell streifte den Boden und seine Ohren drehten sich unaufhörlich in alle verschiedenen Richtungen, um kein Geräusch zu überhören.
Langsam wurde es heller. Noch war die Sonne nicht aufgegangen. Leichte Nervosität befiel Aschenpfote. Er wusste noch nicht, wie fest die neuen Schüler schliefen und ob einer von ihnen morgens früh aufwachte. Einen extrem leichten Schlaf schienen alle vier nicht zu haben, denn als er in der Nacht aufgestanden war, hatte keiner von ihnen auch nur mit dem Schnurrhaar gezuckt.
Er erreichte den Lagerwall und ließ ihn schnell hinter sich. Auf der anderen Seite blieb er kurz stehen, um sich umzusehen und zu lauschen. Keine Katze regte sich, nur das leise Schnarchen der Ältesten und einiger Krieger war zu hören. In der Luft lag kein ungewöhnlicher Geruch. Der einzige Unterscheid lag darin, dass es im Schülerbau nach mehr oder weniger fremden Katzen roch. Auch ein leichter Milchgeruch lag in der Luft.
Vorsichtig, damit er die sechs anderen Schüler nicht weckte, tappte er zwischen den Nestern hindurch. Plötzlich bewegte sich Winterpfote. Aschenpfote hielt den Atem an und rührte sich nicht vom Fleck. Doch die weiße Kätzin drehte sich nur auf die andere Seite und öffnete die Augen aber nicht. Aschenpfote stieß den Atem aus und beeilte sich zu seinem Nest zu kommen.
***
Es schienen nur wenige Herzschläge vergangen, da standen auch schon die Mentoren der vier neuen Schüler vor dem Bau und riefen lauthals nach ihren Schülern. Aschenpfote wusste, dass Nesselstreif auf ihn bei der Trainingskuhle wartete. So hatten sie das zumindest ausgemacht, dachte Aschenpfote, bis er seine Mentorin vor dem Schülerbau sitzen sah, als er aus diesem trat. Die vier anderen Schüler standen bei ihren Mentoren in der Nähe des Lagerausgangs.
„Guten Morgen!", grüßte Nesselstreif ihn und bekam nur ein knappes Nicken zurück.
Nesselstreif schien das nicht zu stören und deutete auf Schmetterlingspfote, Ringelpfote, Winterpfote und Blattpfote.
„Es gibt eine kleine Planänderung. Dadurch das in den nächsten Tagen deine Kriegerprüfung ansteht, dachte ich mir, dass es nicht schaden würde, wenn du noch einmal das ganze Territorium siehst", maunzte die Kriegerin und beobachtete Aschenpfotes Miene ganz genau. Der Kater nickte nur, er würde nichts sagen, so wie immer.
Warum muss ich mit diesen Jungen das Territorium ansehen? Was bringt sich das? Nichts!
„Bereit?", fragte Sandfell, die in der Zwischenzeit zu den beiden Clankatzen gekommen war und nun vor Aschenpfote stand und ihn freundlich ansah. Aschenpfote nickte und sah kurz zu Nesselstreif, die jedoch sitzen blieb. Offensichtlich würde sie nicht mitkommen.
Er folgte Blattpfotes Mentorin.
Die vier Geschwister unterhielten sich flüsternd und bemerkten ihn im ersten Moment nicht.
„Vielleicht sollten wir uns aufteilen. Es ist nicht gerade unauffällig, wenn wir so durch das Territorium und an den Grenzen entlanglaufen", schlug Sprenkelohr leise vor. Innerlich stimmte Aschenpfote zu.
Zumindest eine schlaue Katze.
Die älteren Krieger stimmten ihr zu und unterhielten sich kurz darüber, wer mit wem zusammen ging.
„Aschenpfote, du gehst mit Regenkrallen, Schmetterlingspfote, Winterpfote und mir mit", verkündete Sprenkelohr schließlich und befahl den Katzen mit einer Schweifbewegung ihr zu folgen. Regenkralle warf ihr einen strengen Blick zu, woraufhin sich Sprenkelohr kurz duckte und sich hinter dem Kater einreihte.
Noch nie hatte Aschenpfote die Rangordnung innerhalb der Krieger verstanden. Warum waren ältere Krieger automatisch weiter oben in der Hierarchie?
Immer noch in Gedanken versunken folgte er der Gruppe und bemerkte anfangs nicht, wohin sie gingen. Er konzentrierte sich erst wieder auf seine Umgebung, als Winterpfote ihn anstieß. Überrascht sah er sie an, doch sie blickte gerade aus.
Regenkralle sagte etwas und deutete mit dem Schweif auf eine große Tanne, die die restlichen Bäume um Schweiflängen überragte. Aschenpfote konnte sich noch an seinen Rundgang im Territorium erinnern.
Nesselstreif war damals auch hier stehen geblieben und neben ihr hatte Sonnensturm, der ehemalige Mentor von Fleckenpfote gestanden. Fleckenpfote hatte hunderte Fragen gestellt und dann versucht die Tanne hinaufzuklettern. Sonnensturm hatte es ihr erlaubt, weil er davon ausgegangen war, dass sie es nicht schaffen würde. Nach ein paar Schweiflängen musste er ihr dann befehlen wieder herunter zu klettern.
Winterpfote neben ihm legte den Kopf leicht schief und eines ihrer Schnurrhaare berührte sein Fell. Aschenpfote zuckte zurück und trat ein paar Schritte von ihr weg. Schon immer hatte er Körperkontakt gehasst, auch wenn es nur ein flüchtiger Kontakt war. Noch mehr verabscheute er Kontakt seit dem Tod seiner Familie.
Die Patrouille lief weiter und bewegte sich auf den Versammlungsort zu. Zuletzt war Aschenpfote vor zwei Monden auf einer Versammlung, davor hatte er sich geweigert hinzugehen. Beim letzten Vollmond ließ Zeitstern nur erfahrene und ruhige Katzen mitgehen aus dem Grund, weil der WurzelClan schon wieder Schwierigkeiten wegen der Grenze gemacht hatte.
„Aschenpfote? Hörst du überhaupt zu?", unterbrach Regenkralle seinen Vortrag beim Versammlungsort und schaute den hellgrauen Schüler streng an. Aschenpfote schüttelte wahrheitsgemäß den Kopf und richtete sich aber etwas auf, um interessierter zu wirken.
Den restlichen Rundgang lang versuchte Aschenpfote sich auf das Territorium zu konzentrieren und nicht die ganze Zeit in Gedanken abzuschweifen.
Erst kurz nach Sonnenuntergang kamen sie ins Lager zurück. Jeder trug ein Beutestück im Maul. Regenkralle und Sprenkelohr hatten ihren Schülern das Jagdkauern gezeigt, während Aschenpfote jagen gehen durfte. Auch die Mentoren hatten noch gejagt, bevor sie sich auf den Weg gemacht hatten.
Wie auch schon am Tag zuvor legte Aschenpfote seine Beute auf den Frischbeutehaufen, der schon wieder oder noch immer beängstigend klein war. Er suchte sich eine Maus aus und aß so schnell er konnte. Seine Pfoten taten weh und er wollte sich einfach nur noch in sein Nest legen.
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