21.
Das Lager lag ruhig und verlassen da. Fast der gesamte SchneeClan war aufgebrochen, bis auf Harzfeuer, Teichsturm und die Jungen. Und natürlich Blumenpfote.
Sie hockte allein und verbittert hinter den Ranken ihres Gefängnis, als wäre ihre Tat ein Verbrechen gewesen. Die Heilerschülerin fühlte sich hilflos. Sie vermisste ihre Familie. Moorsturm. Er war sicher krank vor Sorge. Und Spechtpfote erst. Er war ihr immer wie ein kleiner Bruder vorgekommen, obwohl er zuerst geboren worden war. Ob er den Kampf überhaupt überlebte? Der zarte schwarz-weiße Schüler war schon immer schwach gewesen.
Vielleicht hätte besser er Heilerschüler werden sollen, dachte Blumenpfote traurig und legte den Kopf auf die Pfoten. Sie hatte noch nie in ihrem ganzen Leben geweint, doch plötzlich stieg die ganze Verzweiflung und der Frust in ihr hoch. Ihr Clan war dem Untergang geweiht. Ihre Familie. Ihre Freunde. Einfach alle. Der SchneeClan war zu groß. Der RegenClan hatte nicht die geringste Chance gegen so viele Katzen.
Langsam quoll eine glitzernde Träne aus ihrem Auge, rollte über ihre Wage und hinterließ eine kühle, feuchte Spur in ihrem gesprenkelten Fell. Keine Sturheit der Welt konnte ihr jetzt noch helfen. Sie hatte alles versucht. Und sie war gescheitert.
Es war eine kleine Erleichterung, loszulassen. Die Tränen hörten nicht auf zu fließen. Nach dem Kampf würde ihr Clan von der Welt gewischt worden sein, als wäre er nichts weiter als ein Parasit. Sie wäre gänzlich allein.
Ginsterlied, hilf mir doch, flehte Blumenpfote gedanklich und versuchte, sich die Wangen zu trocknen. Du hörst dich an wie ein Junges, Blumenpfote!
Sie wollte nicht allein sein. Wenn ihr Clan zum SternenClan ging, dann würde sie das auch. Nichts würde sie je wieder dazu bringen, dem SchneeClan zu dienen!
Mit ausgefahrenen Krallen durchwühlte sie das gesamte Nestmaterial, bis ihr die rote Beere vor die Füße rollte. So klein. Und doch so tötlich. Wenn der SchneeClan siegreich zurückkehrte, dann würde sie ihr Leben selbst beenden. Sie würde alles tun, damit der SchneeClan seinen Willen nicht bekam, selbst wenn sie sich dafür töten müsste.
Und so wartete sie. Auf ein Geräusch. Auf irgendetwas. Die Lage war so ungeheuer verzwickt, Bumenpfote verfluchte sich selbst für die Hoffnung die sie hatte. Je mehr Licht sie trug, desto dunkler würden die Schatten werden, wenn es erlosch.
Es war unheimlich still im Lager, bis plötzlich der Eingang zu ihrem Gefängnisbau raschelte. Harzfeuer streckte ihren golden gestreiften Kopf herein, in ihrem Maul trug sie eine Maus. Schnell bedeckte Blumenpfote die Todesbeere mit dem Schweif.
"Hallo, Blumenpfote. Ich wollte nur fragen ob wir uns diese Maus teilen wollen. Du hast schon eine Weile nichts mehr gegessen", miaute die SchneeClan-Kriegerin mit leiser Stimme.
Tatsächlich ließ die Beute Blumenpfote das Wasser im Mund zusammenlaufen, aber irgendetwas in ihrem Inneren sträubte sich dagegen, das Angebot anzunehmen. Je schneller das Gift später wirkte, desto besser, eine Mahlzeit würde die Wirkung nur hinauszögern. Es sei denn...
"Ja gerne", antwortete Blumenpfote ud versuchte, sich den Plan nicht anmerken zu lassen, der sich in ihrem Kopf geformt hatte. Harzfeuer war eine gute Katze. Aber hier ging es um ihren Clan.
Egal was Blumenpfote versuchen würde, ob es nun wegrennen oder kämpfen war, Harzfeuer würde sie übertreffen. Es sei denn, sie wäre gar nicht mehr am Leben.
Mit immer noch von kleinen Tränen verschleierten Augen ließ Blumenpfote sich vor dem Bau nieder und biss in die Maus, die Harzfeuer ihr hinlegte. Das Fleisch schmeckte gut. Saftig. Befriedigt ließ die Heilerschülerin einen Mäuseknochen knacken und als die goldene Kätzin neben ihr den Blick zum neu errichteten Heilerbau warf, schob sie die kleine, rote Beere in das Fleisch der Beute.
Wie hypnotisiert beobachtete die gesprenkelte Kätzin, wie Harzfeuer einen Bissen nahm, sie hörte wie der Kern zwischen ihren Zähnen zersprang. Und in dem Moment wusste sie, dass ihr Plan funktioniert hatte.
"Es tut mir leid, Harzfeuer."
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