14.

"Nein, das sind Gänseblümchen, keine Schafgarbe! Kannst du dir nicht einmal die einfachsten Dinge merken?", fuhr Blumenpfote Entenjunges an, der schon seit Sonnenhoch versuchte, Blumenpfotes Anforderungen gerecht zu werden.

Der kleine Gescheckte zuckte zusammen und legte die Ohren an.

Wie kann man nur so fliegenhirnig sein?

Blumenpfote war einfach nur noch genervt. Zuerst die Erpressung, dann gab es im Lager gerade mal drei Kräuter und jetzt Entenjunges löchriges Gedächtnis. Alles schien bei einem Ohr rein und beim anderen wieder rauszulaufen. Egal was Blumenpfote sagte, Entenjunges hatte es ein paar Augenblicke später vergessen. Die gesprenkelte Kätzin seufzte gequält auf.

"Wir machen eine Pause, am besten gehst du zu deiner Mutter, Hauptsache du bist mir aus den Augen."

Stolpernd machte sich der grau-weiße Kater davon.

Sein Gedächtnis ist so porös wie Kalkstein.

Wie sollte sie ihm denn so irgendetwas beibringen? Wenn Mausestern keinen Fortschritt sah strich sie ihr am Ende noch wirklich die Beute!

Blumenpfote räumte die drei Kräuterhäufchen weg, damit der Wind sie nicht holte und legte sich vor ihren Bau um sich auszuruhen. Sie versuchte, Harzfeuer nicht zu nahe zu kommen und starrte geradeaus.

Sie sehnte die Nacht herbei, damit sie endlich mit Ginsterlied sprechen und erfahren konnte, wann der RegenClan sie endlich holen kam. Sie war schon viel zu lange hier. Wie gerne wäre sie jetzt daheim bei ihrem Bruder Spechtpfote. Ob er sie auch vermisste?

Plötzlich drang aus der Kinderstube ein Schrei und Entenjunges fetzte heraus, wie vom Fuchs gejagt.

"Blumenpfote!"

"Was willst du denn jetzt noch?", knurrte Blumenpfote genervt und rollte mit den Augen.

Entenjunges keuchte, seine Augen waren geweitet.

"Mein Bruder! Er hat sich verletzt!"

Blumenpfote lachte auf, es war ein kaltes Lachen, hohl und eisig.

"Glaubst du wirklich ich nehme dir das ein zweites Mal ab? Du bist wirklich dümmer als du aussiehst."

"Nein, bitte! Ich lüge nicht, er hat sich wirklich verletzt! Bitte, du musst ihm helfen!"

"Muss ich das? Ich denke nicht! Du hast mich einmal ausgetrickst und das werde ich nicht noch einmal zulassen. Wenn dein Bruder tatsächlich verletzt ist, dann hast du Pech gehabt! Schon mal das schöne Sprichwort: "Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht?" gehört? Es passt gerade so schön", gereizt peitschte Blumenpfote mit dem Schweif.

Entenjunges war gut, das musste sie ihm lassen, sie konnte wirklich nicht feststellen ob er log oder die  Wahrheit erzählte.

"Aber sein Bein blutet! Er hat sich an einem scharfen Stein geschnitten, bitte! Du bist die einzige die ihm helfen kann!"

"Verschwinde schon. Ich werde gar nichts tun, du Küken."

Mit einer Pfote scheuchte sie ihn etwas weg, doch er kam wieder, wie eine nervige Biene.

"Ich gehe hier nicht weg, bis du ihm geholfen hast!", miaute er trotzig und schniefte.

"Dann werden wir hier wohl beide versauern, Küken."

Entenjunges starrte sie böse an, Blumenpfote starrte zurück. Sie sah, wie Hasenohr, Entenjunges und Bärenjunges Mutter, aus der Kinderstube stürmte, an ihren Pfoten klebte etwas Rotes.

Gut, er lügt nicht. Helfen werde ich trotzdem nicht.

"Bitte", winselte der grau.weiße Kater. "Wenn du...wenn du ihm hilfst, dann helfe ich dir, hier wegzukommen! Versprochen!"

"Ja genau. Deine Versprechen sind mir so viel wert, wie ein Rattenköttel."

Es begann schon wieder der Aufruhr, Bärenjunges war also wirklich verletzt, aber Blumenpfote dachte nicht im Entferntesten daran, Entenjunges Bitte nachzukommen. Sollten sie ihr doch die Beute streichen! Das hatte sich das Junge selbst eingebrockt.

Blumenpfote wollte aufstehen und in den Bau gehen, aber sie hatte nicht mit Entenjunges Blick gerechnet. Der Kater riss die wässrigen Augen weit auf, seine Pupillen waren geweitet, sein Maul zu einem Schmollmund verzogen.

Er denkt echt, dass das hilft? Na gut, wenn er es so will. Er soll sich beweisen.

"Du willst also deinem Bruder helfen? Gut. Wenn du es wirklich ernst meinst, dann geh aus dem Lager, in diese Richtung bis du zu einem Hang kommst. Dort suchst du nach einem Kastanienblatt mit Kräutern darin. Du bringst sie mit, und wenn du mir vorhin zugehört hast, dann weißt du sie auch zu benutzen."

Blumenpfote suchte nach einer Regung in Entenjunges Gesicht, aber er war wie zu Stein erstarrt.

"Ich soll...aus dem Lager gehen? Aber Mama sagt da ist es gefährlich."

"Wenn du deinem Bruder helfen willst, wirst du wohl müssen. Ich werde jedenfalls nichts tun. Es liegt an dir. Es sei denn natürlich, du hast Schiss", miaute Blumenpfote mit einem Funken Spott in der Stimme.

Entenjunges funkelte sie böse an.

"Ich bin kein Feigling!", fauchte der kleine Kater, wirbelte herum und wetzte aus dem Lager, so schnell, dass niemand ihn sah.

Blumenpfote zuckte mit den Schultern.

Na das kann was werden.


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