09



Es dauerte nicht lange, bis mich die Müdigkeit beinahe übermannte, und ich mühe hatte meine Augen offen zu halten. Jetzt wo das Training zu ende war, merkte ich erst wo es mir überall weh tat. Meine Fäuste waren rau, und ich entdeckte einige kleine Kratzer an meinen Armen, die ich mir wohl von den kleinen Steinen die auf dem Boden lagen, zugefügt hatte.
"Du hast echt Fortschritte gemacht, und das in so kurzer Zeit."
Po sah mich von der anderen Seite an.
"Danke, wenigstens einer der mir sagte ob ich gut war oder nicht."
Sagte ich und lächelte leicht.
"Weißt du, Shifu ist nicht so die Person die einen anfeuert. Er ist eher so jemand der...still in der Ecke sitzt und dich beobachtet bis zu etwas überragendes machst. Nimm es nicht persönlich."
Erklärte er. Ich sah ich an und kämpfte mit der Frage die ich ihn schon gestern stellen wollte- mich aber nicht getraut hatte.
"Wie... bist du eigentlich Drachenkrieger geworden? Warst du auch ein Schüler von Shifu?"
Fragte ich dann doch, während mein Herz schneller klopfte. Ich wusste nicht ob er mir seine gesamte Lebensgeschichte offenbaren wollte, schließlich war ich gerade mal einen Tag hier.
"Eigentlich nicht, nein..."
Fing er an und lächelte.
"Ich wollte eigentlich nur an der Zeremonie teilnehmen. Weißt du an diesen Tag sollte nämlich der Drachenkrieger auserwählt werden. Aber ich kam zu spät, und irgendwie habe ich dann doch einen Weg hinein gefunden. Eine sehr dummen. Ich habe mich auf einem Wagen voller Feuerwerkskörper gesetzt..."
Ich sah ihn mit großen Augen an, doch er musste nur selbst darüber lachen, und erzählte weiter.
"...jedenfalls bin ich mitten vor Oogway- deinem Großvater gefallen. Und als ich dann hochgeschaut hatte, hat er auf mich gezeigt und plötzlich hieß es das ich der Drachenkrieger sei... Du glaubst gar nicht wie verwundert ich gewesen war. Ich konnte kein Kung Fu, und sollte eigentlich gar nicht dort sein. Und plötzlich war ich ein Teil der Furiosen 5... Tigress war so wütend auf mich, da es erst so aussah als wäre sie die Auserwählte. Und das hat sie mir auch zu spüren gegeben... Und Shifu konnte mich auch nicht leiden. Er dauernd fiese Kommentare abgegeben."
Als ich so zuhörte, tat er mir plötzlich unfassbar leid. Er hatte es wohl auch nicht leicht gehabt als er plötzlich eine so große Aufgabe bekommen hatte. 
Zum ersten mal fühlte ich mich wirklich verstanden, und nicht alleine mit dem Druck etwas großes bewältigen zu müssen. 
Ich wusste jetzt das Shifu auch ganz anders sein konnte, und machte mir in Gedanken einen Spiegelstrich, es nicht zu weit mit ihn zu treiben. Ich würde mich zusammenreißen, damit mein einziger Feind tigress blieb, mit der ich wohl nie warm werden würde.
Und als Po so erzählte, hörte ich auch den Selbstzweifel aus seiner Geschichte heraus. Er hatte versuchte jemand anderes zu sein... er konnte seinen Weg finden, da es Shifu war der ihn beigebracht hatte sich selbst zu sein. Er hatte ihn geholfen zu sich selbst zu finden. Und ihn zu dem zu machen den er war.
Ich fand die Geschichte sowohl Herzzerreißend, als auch Herzerwärmend und traute mich zum ersten mal etwas, was ich eigentlich sonst nicht tat.
Ich entfernte die Nadeln aus meinem Knie, und legte diese zur Seite. Als ich aufstand merkte ich das es mir tatsächlich viel besser ging. Außer ein leichtes zwicken war von den Schmerzen nichts mehr übrig.
Ich ging zu Po der jetzt auch aufgestanden war, und umarmte ihn prompt.
Sein Fell war weich und warm- wie ein großer Teddy Bär.
Er sollte wissen, das so wie er war die beste Vision ist die er sein kann. 
"Du brauchst dich nicht zu ändern. Niemals. Du bist so nett zu mir gewesen obwohl du mich gar nicht kanntest. Du hast dich sogar für mich eingesetzt. Wieso sollte man so etwas an dir ändern wollen?"
Fragte ich, und ließ ihn wieder los.
Als ich zu ihn hoch sah, konnte ich ein leichtes lächeln an ihn erkennen.
"Danke Tipo. Nett das von jemanden zu hören der mich erst einen Tag kennt."
Ich schmunzelte.
"Sagen wir es so: ich habe einen guten Sinn dafür wer lieb ist und wer nicht. Bei uns nennt man so etwas 'Menschenkenntniss.'"
Erklärte ich. 
"Hmm... da ich kein Mensch bin, lass es uns doch 'Herzkenntniss' nennen."
Schlug  er vor.
"Klingt gut..."
Ich nickte, als sich die Tür öffnete und Shifu ds Zimmer betrat.
Sichtlich verwundert sah er zu uns und wollte gerade den Mund öffnen, als ich schon erklärte.
"Meinem Knie geht es schon viel besser. Diese Therapie hat wirklich etwas gebracht. Danke dafür."
ich hob die Nadeln auf und überreichte sie ihn. Er nahm sie stumm entgegen und sah abwechselnd von mir nach Po.
"Freut mich."
Mit diesen Worten drehte er sich um und wollte schon wieder das Zimmer verlassen, als er sich an der Tür noch einmal umdrehte. Wahrscheinlich wollte er uns jetzt raus schmeißen- es war schließlich sein Zimmer.
"Ich denke für heute reicht es mit dem Training. Dafür will ich dich morgen vor dem Gong bereits auf dem Platz sehen, verstanden?"
Ich nickte.
"Natürlich, Meister..."
Ich verbeugte mich leicht, bis er uns dieses mal wirklich beteuerte zu gehen.

Draußen auf dem Flur atmete ich erst durch. Morgen auf dem Platz. Hoffentlich verschlief ich nicht. Aber ich vertraute meiner inneren Uhr, dass ich wie jedes mal immer früher aufstand als mein Wecker in der Schulzeit. Hoffentlich klappte das auch.
"Da du jetzt Freizeit hast...was hast du vor zu tun?"
Po riss mich aus meinen Gedanken. Erst jetzt merkte ich, dass ich bereits bis zur Hälfte des Flures gelaufen war, ohne ein wirkliches Ziel vor dem Augen.
"Oh ähm...ich wollte mir das Dorf etwas genauer ansehen... das ich ich mich nicht verlaufe."
Scherzte ich.
"Oh ja, ich kann dir einige coole Stellen zeigen..."
"Musst du nicht zurück zu den anderen?"
Warf ich ein und zeigte mit den Daumen auf der Tür aus der immer noch Kampfgeschrei erklang.
Er drehte den Kopf dorthin, als wüsste er nicht was ich meinte und ließ dann die Schultern hängen.
"Ach ja..."
"Ist schon gut, wir holen das nach. Wenn ich mich verlaufe dann frage ich einfach jemanden nach dem Weg."
Versprach ich ihn, und ließ das kleine Detail weg, dass ich mich grundsätzlich immer verlief.
Hier konnte es ja wohl nicht so schwer sein wieder zurück zu finden...
"Okay dann... viel Spaß, erzähl mir nachher alles ja?"
Ich lächelte und drehte mich um.
"Natürlich."
Ich steuerte also die große Tür an, und stemmte diese auf.
Die kühle Luft schlug mir entgegen und kühlte meine verschwitze Haut. Ich war dankbar da sich ein wenig Freizeit hatte. So konnte ich mich etwas mehr in meiner neuen Umgebung umschauen.
Als ich die unzähligen Treppen hinunter ging, ließ ich die Atmosphäre auf mich wirken. Dieser Ort wirkte wie ein altes Chinesisches Dorf. Alles war so altmodisch, aber es hatte auch etwas gutes an sich. Hier konnte man sich mehr auf das wesentliche Konzentrieren, und wurde nicht von all den flackernden Lichtern wie die in meiner Welt abgelenkt. 
Unten angekommen, blieb ich stehen um mich zu orientieren. Hier gab es genau einen Weg der ins Dorf führte, so schwer konnte es nicht sein ihn wieder zu finden.
Ich entschied mich also den Pfad zu folgen. Links und rechts blühten kleine weiße Blumen, die mich an Gänseblümchen erinnerten.
Nach einiger Zeit kam ich dann im Dorf an. Die Bewohner hier schienen hauptsächlich Hasen und Schweine zu sein, nur vereinzelt entdeckte ich auch eine Gans die hin zwischen der Menge hervor stach. 
was mich jedoch störte, war das mich jeder anstarrte sobald ich ihre Wege kreuzte. Anscheinend gab es hier nicht viele Schildkröten. Oder sie hatten die Geschichte mitbekommen wie ich einfach in ein Restaurant gefallen bin.
Ich versuchte nicht weiter darauf zu achten, und lenkte meinen Weg in ein ruhigeres Abteil. Hier standen links und rechts einige Bambus Bäume, zu denen ich hochsah. Ich hatte nie einen in echt gesehen, und fand alles etwas sonderbar. 
Zwei spielende Kinder- ein Hase und ein Schwein liefen auf mich zu und versuchten sich währendessen zu fangen. Als sie mich entdeckten , blieben sie jedoch stehen.
Ich sah die beiden Kinder an, die sich wohl nicht trauten etwas zu sagen.
"Hey, spielt ihr fangen?"
Fragte ich deswegen. Der Hase nickte stumm.
"Bist du die, die in Mr.Pings Restaurant gefallen ist?"
Fragte das Schwein. 
War ja klar.
"Ja...die bin ich."
Sagte ich gepresst und wäre am liebsten umgekehrt und wieder zurück gegangen.
"Cool, wie hast du das gemacht ohne dir weh zu tun?"
"Vielleicht hat sie sich ja weh getan."
Der Hase unterbrach seinen Freund, was dazu führte das die zwei zu diskutieren anfingen.
"Äh nein, ich habe mir nicht weh getan. und ehrlich gesagt weiß ich nicht richtig wie ich hier her gekommen bin..."
Sagte ich jetzt, um die zwei vom Streiten abzuhalten.
"Aber du musst doch etwas gemacht haben das du hier her kamst. Lebst du hier nebenan?"
Fragte der Hase.
"Nein, meine Familie ist...sehr weit weg. Ganz weit weg von hier."
Log ich und wedelte mit der Hand um meine Aussage noch einmal zu unterstreichen.

"Hm...bleibst du jetzt hier?"
Fragte der Hase erneut.
"Ja, vorübergehend."
"Das heißt du kennst dich hier noch nicht aus, richtig?"
"Ja, genau deswegen wollte ich mir gerade das Dorf anschauen..."
"Super dann können wir es dir zeigen!"
Der Hase hüpfte begeistert in die Höhe.
Ich seufzte und gab nach. Es brachte ja doch nichts ihnen zu widersprechen. Außerdem konnte ich mich so wenigstens nichts verlaufen.
Also folgte ich den zwei Kindern, als sie mich mit ihren Geschichten unterhielten.
Als ich sie nach ihren Namen fragte, antworteten sie mir mit 'Linn' und 'Mai'. 
Irgendwann kamen wir dann an einer art Festplatz an. Hier waren Stände mit allerlei Obst und Gemüse aufgestellt. Ich sah mich neugierig um, als mein Blickfang die Girlande über meinen Kopf entdeckte. 
Auf den Lampions standen einige Chinesische Schriftzeichen, die ich leider nicht entziffern konnte- geschrieben.
"Oh schaut mal, da kann man malen! Wollen wir da hin?"
Fragte Linn. Das Hasenmädchen war wirklich aufgeweckt, so viel stand fest.
"Oh ja!"
Rief auch Mai begeistert.
"Klar wieso nicht..."
Sagte ich und ging mit den beiden mit. Auf dem Boden saßen bereits schon einige Erwachsene Hasen oder Schweine Bewohner, die fleißig dabei waren mit Kreide auf dem Boden zu malen.
"Hallo..."
Ich hob die Hand, und wartete auf die Reaktionen ab. Einige hoben den Kopf und sagten nichts, andere grüßten mich nett. Eine Hasendame, deren langen Ohren wie ein Pferdeschwanz zusammengebunden war, lächelte mich an und überreichte mir ein Stück rosa Kreide.
"Möchtest du mitmachen?"
"Gerne."
Ich nahm das Stück entgegen und kniete mich hin. Linn und Mai gesellten sich zu mir und suchten sich ein freies Plätzchen zum drauf los malen. 
Ich überlegte mir kurz was ich malen sollte, bis mir ein passendes Bild in den Kopf kam.
Vielleicht waren die Bewohner hier doch nicht so distanziert gegenüber Neuankömmlingen...










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Bis zum nächsten Kapitel ♡♡♡

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