Kapitel 1

Wacholderblatt lief müde und erschöpft zu ihrem Nest.

Noch immer dachte sie an Beerenschweif .

Das Bild wollte ihr einfach nicht aus dem Kopf gehen.

Hätte ich besser aufgepasst wäre er noch am Leben.
Das ist einzig und allein meine Schuld.

Frustriert zerriss sie einen Moosball.

Hätte er mir nicht Rückendeckung gegeben wäre das nicht passiert.
Es ist einzig und allein...

"Wacholderblatt?", riss sie eine Stimme aus ihren Gedanken.

Verwirrt blinzelte die schwarze Katze, dann verdüsterte sich ihr Blick.

"Hallo Lerchenfeder.", erwiderte sie bedrückt.

Lerchenfeder schmiegte sich tröstend an das Fell ihrer Freundin.

"Du weißt das das unvermeidlich war. Es ist nicht deine Schuld!", sprach sie ruhig.

Wacholderblatt seufzte.

Ich wünschte ich könnte dir das glauben. Aber eigentlich weiß ich es ja. Die Clans sind schuld.

Durch ihre selbstsüchtigen Kämpfe sterben unschuldige Katzen.

Sie wandte ihren Kopf ab und flüsterte kaum hörbar :
"Wenn du meinst."

Lerchenfeders Gesicht wurde glücklicher.

Ich bewundere sie.
Trotz allem ist sie so stark.
Ihr Gefährte starb vor 7 Mondaufgängen.

Rehsprung war ein guter Gefährte.
Stolz, loyal , ehrlich und liebevoll.

Nachdenklich zuckte sie mit der Schwanzspitze.

Als er starb trauerte Lerchenfeder natürlich.
Trotzdem war sie tapfer und rang sich am nächsten Tag ein Lächeln ab.

Sie ist klug und liebevoll.
Sie hat es nicht verdient.
Im Gegensatz zu mir.

Lerchenfeder stand auf und erst jetzt bemerkte Wacholderblatt sie Wölbung an ihrem Bauch.

"Häherflug will sehen ob ich tatsächlich Junge austrage.",
teilte Lerchenfeder ihr mit leuchtenden Augen mit.

"Von wem denn?", fragte Wacholderblatt mit einem leichten Lächeln.

"Von ... Rehsprung."

Als sie den Namen Ihres Gefährten aussprach verdüsterte sich ihr Blick.

Ihre haselnussbraunen Augen hatten ihr Leuchten verloren und schimmerten matt.

"Tut mir leid...Ich", stotterte Wacholderblatt.

"Nicht so schlimm!", lachte die goldene Kätzin und sprang aus dem Bau.

Doch das matte Schimmern blieb.

Dein Mund lacht.
Die Augen weinen.
Die Seele stirbt.

Lerchenfeder?
Lerchenfeder?
Wach auf!

Es ist nicht gut sich so zu verstellen.

Deine Seele wird von innen sterben, wenn du deine Trauer weiter hinter einem Hübschen Lächeln tarnst.

Lerchenfeder!
Lerchenfeder wach auf!

Innerlich schrie Wacholderblatt das hinaus.

Doch sie wusste.
Egal wie sehr sie es wollte.
Den Mut das zu sagen hatte sie nicht.

Weder jetzt noch irgendwann.

Tränen tropften auf das Moos.
Wie silberne Perlen rannen sie das Fell herab und benetzten das Moos wie Tau.

Der hämisch grinsende Kater...
Beerenschweifs Leiche...
Häherflugs Blick...

All diese Bilder wehten um sie herum und verfolgten sie.

Ich muss weg hier!
Weg!

Panisch lief sie aus dem Bau, sprang über die Barriere aus Baumstämmen, welche von Rosen überrankt worden war.

Auf die Kratzer achtete sie nicht.

Weinend lief sie in Richtung Klippe.

"Wacholderblatt. Er ist tot."
"Häherflug hilf ihm!"
"Er ist tot....

"Überleg dir gut ob du springen willst.

Du trägst
Beerenschweifs
Junge aus."

Die Stimme hinter ihr klang vertraut.

"Häherflug?"




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