Prolog

Das einzige, was den dunklen, sternenlosen Ort beleuchtete, war der Mond. Er spiegelte sich in dem Wasser des silbernen Flusses und hinterließ so ein wenig Licht in der Dunkelheit. Zwölf Katzen saßen eine Fuchslänge vom Fluss entfernt in einer kleinen Menge, ihre Pelze funkelten, wie als wären die Sterne selbst in ihnen gefangen. Und vielleicht waren sie das auch.

Ab und zu knarrte eine der hohen, dichten Nadelbäume, die sie von allen Seiten umringten, doch das Wasser strahlte so eine Ruhe aus, dass alle entspannt dasaßen. Kein einziger Windhauch wehte über die Landschaft, eine angenehme Stille hing in der Luft. Kalter Stein befand sich unter den Pfoten der Katzen.

Eine der Katzen, eine junge mit dichtem, silbrig glänzendem Fell aus dem SchneeClan, neigte in einer respektvollen Geste den Kopf. Sie saß auf dem großen Stein, ihren Schweif ordentlich um ihre Pfoten gelegt.

„Katzen aller Clans," miaute sie, „ihr Alle seit hierher gekommen wegen einer Prophezeiung, die schon längst hätte in Erfüllung gehen müssen." Ihr kluger Blick schweifte über die Kater und Kätzinnen, die ihr alle erwartungsvoll entgegenblickten.
Ihre Augen verdüsterten sich mit einem Mal, und sie warf einen kurzen Blick zum Himmel.

„Doch das tat sie nicht, Froststern, und das wissen wir alle." Ein alter, untersetzter Kater mit dunkelbraun getigertem Fell aus dem NachtClan schlängelte sich aus der Menge und trat hervor. Erstaunte Blicke folgten ihm, als er sich neben die silberne Kätzin setzte. Er legte seinen Schweif um die Pfoten und sprach nüchtern weiter: „Also müssen wir dafür sorgen, dass sie in Erfüllung geht."

Nun trat eine junge Schülerin aus dem BlitzClan, höchstens sieben Monde alt, hervor: „Und was ist, wenn nicht? Die dunklen Katzen haben es noch nie geschafft, uns zu besiegen, geschweige denn, in unser Territorium einzudringen! Also warum sollen ein paar unschuldige Katzen die Pfoten dafür hinhalten, wenn es zu nichts nutze ist?" Zustimmendes Miauen und unruhiges Fauchen folgten den Worten der Kätzin, und die Luft schien auf einmal drückend. Alle Katzen schauten sich immer wieder nervös um, wie, als würden sich gleich ihre finstersten Ängste aus dem Schatten heraus auf sie stürzen.

Die silbrige Kätzin, die nun verkrampft dasaß, leckte sich über das Maul und antwortete trocken:„ Fleckenpfote, es gibt bis jetzt nur einen Hinweis darauf, dass die dunklen Katzen in den Wald eindringen könnten. Das ist... höchst unwahrscheinlich." Kurz hielt sie die Luft an und warf einen weiteren Blick gen Himmel.

Die Schülerin neigte den Kopf vor der Anführerin und setzte sich wieder an ihren Platz.

Ein Stein rollte davon, als ein breitschultriger, taubengrauer Kater sich erhob und sich neben die zwei Anführer setzte. Er fuhr sich kurz mit der Zunge über die Brust, dann ließ er seinen Blick über die Katzen schweifen.

„Knochenstern." fauchte der zweite der Anführer, Finsterstern, der nach Froststern auf den großen Stein getreten war. Finstersterns Fell sträubte sich und er bleckte seine Zähne, doch Knochenstern saß entspannt da und nickte dem dunkleren Anführer mit vor Spott zuckenden Schnurrhaaren zu.

Der alte Anführer zuckte gereizt mit dem Schweif und wollte gerade etwas äußerst beleidigendes aussprechen, da kam ihm die vierte der Anführer, Haferstern aus dem BlitzClan, zuvor. „Wir sind nicht hier um zu streiten, sondern um die Katzen auszuwählen." miaute sie scharf und sprang elegant auf den großen Stein neben Froststern. Diese nickte ihr zu und wandte den Kopf wieder zu den versammelten Katzen. Zwölf waren es, drei aus jedem Clan, die sich um den stillen Fluss versammelt hatten.
Die cremefarbene Anführerin des BlitzClans setzte sich bequemer hin und zuckte kurz mit dem Schweif.
Froststern warf ihr einen kurzen Blick zu, neigte den Kopf und rief:„Kleintatze, komm hervor und wähle eine Katze aus, die der Prophezeiung folgen wird und das Schicksal aller Clans mitbestimmt!"

Ein kleiner, rundlicher Kater trat hervor, warf einen kurzen Blick in den silbrigen Fluss und miaute dann:„ Ich werde die Blume wählen und ihr die Kraft der Liebe und Aufopferung geben." Er neigte den Kopf. „Möge sie das haben, was ich nie haben durfte." Mit trüben Augen, die dem Vergessenen nachhingen, trottete er zu seinen wartenden Clangefährten zurück.

Ein roter Schimmer überzog für einen kurzen Moment den Fluss. Alle Katzen rissen die Augen auf und glaubten nicht, was sie sahen. Dann, als wäre er nie da gewesen, verschwand er wieder.

Erstauntes Gemurmel verbreitete sich nun zwischen den Katzen, doch Knochenstern, der Anführer des kämpferischen MondClans, hob den Kopf. „Blattfang, trete hervor und wähle deine Katze aus. Wähle weise, sie wird unser aller Schicksal bestimmen."

Die schwarze Kätzin schlängelte sich bis zum Fluss hindurch, setzte sich hin und blickte in die Tiefen des Wassers. Mit kräftiger Stimme sprach sie:„ Ich wähle die Dunkelheit aus und gebe dieser Katze die Kraft der Lebensfreude und des Mutes mit. Möge sie das tun, was ich nie getan habe."

Ein orangener Blitz durchzuckte den Fluss und spiegelte sich in den Augen der Kätzin wieder.

Mit einem zufriedenen Ausdruck ging sie wieder zurück.

Nun rief Haferstern nach ihrem Clangefährten Bisspfote.
Ein zerzauster, junger Kater mit mehreren schrecklichen Bisswunden am Hinterbein humpelte hervor und setzte sich vor den stillen Fluss. Eine Weile schien er zu überlegen, denn er wiegte seinen kleinen Kopf hin und her. Schließlich antwortete er doch. „Ich wähle das Wasser aus. Sie wird die Kraft der Wärme und Geborgenheit geschenkt bekommen. Möge sie das bekommen, was ich nie bekam." Ein gelber Schein richtete sich plötzlich auf das Wasser. Mit einem letzten, sehnsuchtsvollen Blick auf sein Bein humpelte der Kater wieder zurück zu seinen Freunden.

Nun hob Finsterstern, der dunkle Anführer des NachtClans, den Kopf und fuhr sich mit der Zunge übers Maul. Dann miaute er:„Aalblut, komm hervor und wähle deine Katze aus! Sie wird über unser aller Leben entscheiden, also wähle weise."

Ein graugetigerter, schlanker Kater erhob sich und lief auf den Fluss zu. Doch noch bevor er auch nur einen Blick hineinwerfen konnte, stieß eine Katze einen panischen Schrei aus. Sofort wirbelte der Kater herum. „Nein! Aalblut!" schrie seine Gefährtin, doch noch bevor er nur einen Pfotenschritt tun konnte, stürzte sich eine muskulöse, räudige Katze auf seine Gefährtin. Noch mehr dunkle Katzen brachen aus dem Schatten hervor und stürzten sich auf die SternenClan Katzen. Panisches heulen, knurren und fauchen hallten durch die Gegend. Die weiße Katze, seine Gefährtin, versuchte, ihrem Gegenüber mit der Pfote auf den Kopf zu schlagen, doch die dunkle Kätzin war schneller; Sie hob die Pfote und schlug mit ausgefahrenen Krallen in den Hals von Aalbluts Gefährtin. Sofort spritzte Blut auf und durchnässte sowohl das Fell der dunklen Kätzin, als auch der Getroffenen. Adrenalin zuckte durch Aalbluts Körper und blitzschnell sprang er los. Seine Krallen gruben sich beruhigend in das Fleisch seiner Feindin und seine Gedanken wirbelten, aus Angst um seine Gefährtin, umher. Er nutze die Überraschung und den Schwung, den er durch den Sprung hatte, und stieß sie zu Boden. Die dunkle Kätzin schlug mit den Rücken hart am Fuße des Flusses auf und alle Luft wurde aus ihrer Lunge gepresst. Ihre Augen flackerten panisch und für einen kurzen Moment zögerte Aalblut, doch dann sah er ihr vor Blut getränktes Fell. Das Blut meiner Gefährtin!
Aalblut nutzte diesen kleinen Moment, um seine Zähne in ihrer Schulter zu vergraben. Sie heulte auf und zerkratzte ihm mit den Hinterpfoten die empfindliche Haut am Bauch. Er fauchte sie wütend an und schlug mit seiner bloßen Pfote auf ihren Nacken, als sie versuchte sich unter ihm wegzudrehen. Ein Knacken folgte und wie vom Blitz getroffen stand er da. Ich habe eine Katze getötet!, dachte er panisch, rappelte sich auf und starrte den leblosen Körper geschockt an. Doch die Reue verschwand, als seine Gedanken sich wieder beruhigten und ihm seine Gefährtin in den Sinn kam. Nun war es die eiskalte Angst, die seine Gedanken beherrschte. Ein Klumpen bildete sich in seinem Hals, als er herumwirbelte und zu dem weißen Körper stolperte. Ihre Gliedmaßen standen in unnatürlichen Winkeln ab und ihre Augen waren starr auf den Himmel gerichtet. Seine Augen weiteten sich sofort und die Trauer umspülte ihn wie eine Welle. Geschockt stolperte er rückwärts von seiner Gefährtin weg und fiel hart auf den kalten Boden. Zitternd beobachtete er, wie sie sich langsam auflöste. Ein zarter, süßlich duftender Wind flog um ihn herum und hinterließ auf dem silbrigen Fluss kleine Wellen.

Sein pochendes Herz beruhigte sich ein wenig und er sog wie besessen ihren Duft ein, ehe sie für immer verschwand.

Er wagte einen Blick Richtung Himmel und erkannte mit Entsetzen, dass die Sterne verschwunden waren. Die Kampfgeräusche um ihn herum schien er nicht wahrzunehmen, und wenn doch, blendete er sie einfach aus.

Kein einziges, kleines Licht glitzerte am Himmel und spendete den Katzen Trost in dieser dunklen Zeit.

Sie waren allein. Sie waren verlassen.

Erst, als ihm ein stechender Schmerz durch den Rücken fuhr, kehrte er aus seinem Tranceartigen Zustand zurück, nur, um in die kalten Augen seines Gegenübers zu blicken.


Wie hat euch der Prolog gefallen?
Lasst mir gerne Feedback da, natürlich nur, wenn ihr wollt. (Jedoch will ich anmerken, dass ich mich sehr drüber freuen würde.)
Falls ihr Rechtschreibfehler oder ähnliches findet, kann dies gerne in die Kommentare schreiben, wenn derjenige denn Lust dazu hat.
Falls der Prolog noch ein wenig öde war, tut's mir sehr leid und ich hoffe, ihr verzeiht mir, falls es denn so war. Dies hier ist meine erste Geschichte und ich hoffe trotz allem, dass sie euch gefallen wird!

Bis zum nächsten Kapitel.

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