Kapitel 47 (Schatten)
Schatten wachte als erste von den dreien auf und sah sich um.
Das Schneegestöber hatte aufgehört und eine dicke Schichte der weißen Flocken bedeckten den Boden.
Sanft weckte sie Schnee und Sturm.
"Gehen wir weiter. Es wird Zeit..." miaute sie und zusammen liefen sie los.
Sie kamen beim Lager an, alles war ruhig.
Die Sonne ketterte gerade erst über die Wipfel und ein brachte den Schnee zum Glitzern.
Leise schlichen sich die drei in das Lager zum Bau des Anführers und Schatten rief:
"Stern! Komm runter!"
Der cremefarbene Kater kletterte den Baum hinab und lächelte Schatten amüsiert an.
"Du hast es also erfahren?" fragte er und sah Schnee und Sturm an.
"Und zwei Anhänger"
Immer mehr Katzen kamen aus ihren Bauten und sahen die beiden an.
"Ich verlange ein Duell und wer gewinnt, übernimmt den Clan" miaute sie und versuchte einschüchternd zu wirken.
"Und wieso sollte ich das tun? Der Stamm würde dich und deine Freunde töten"
entgegnete er aber Schatten hatte das bereits erwartet.
"Sie sehen uns gerade zu. Du könntest es ihnen befehlen, aber dann merken sie das du zu wenig Mut und Ehre hattest um gegen mich zu kämpfen"
antwortete sie kalt.
Stern nickte.
"Nicht schlecht. Viel Glück" miaute er und stellte sich der Kätzin gegenüber auf.
Seine Muskeln waren klar erkennbar unter dem relativ dünnen Fell und sein Blick schrie geradezu nach Blut.
Seine Mundwinkel waren zu einem frechen Grinsen verzogen, als hätte er bereits gewonnen und seine Ohren waren zurück gestellt.
//Er wird mich nicht unterschätzen, aber er will nicht gedemütig werden. Sein Stolz ist ihm zu wichtig//
In sekundenschnelle hatte sich in Schattens Kopf ein Plan zusammengefügt und sie lächelte den Kater kalt an.
"Ich überlasse dir den Vortritt"
miaute sie höflich und wartete nur auf seinen Angriff.
"Nein, nein. Er gebührt dir"
Noch bevor er seinen Satz beendet hatte, stürzte er sich auf Schatten , doch duckte sich und tauchte hinter ihm wieder auf.
Sie schlug ihn zu Boden, wie sie es auch bei Flamme gemacht hatte und schaute ihn belustigt an.
"Mehr kannst du nicht?" fragte sie ihn neckisch und der Kater stand wieder auf.
Wut flammte in seinen Augen auf.
"Oh nein. Das war nur der Anfang"
knurrte er und täuschte einen Angriff auf Schattens Flanke vor.
Sie versuchte auszuweichen, bemerkte den Trick aber zu spät und seine Krallen durchfuhren ihren Bauch.
Blut tropfte auf den Boden, doch Schatten ließ sich davon nicht irritieren. Der Schnitt war nicht tief.
Nun war sie an der Reihe.
Geschickt sprang sie über den Kater und wandte sich schneller, als er sich umdrehen konnte zu ihm, zerkratzte ihm den Rücken und wich auf die Seite aus, als er sie versuchte zu treffen.
Dann nutzte sie einen Baum, der in der Nähe stand, sprang davon ab und hatte neuen Schub erlangt.
Schnell schoß sie auf den Kater zu und rammte ihn um.
Zusammen rollten sie über den sandigen Boden und hinterließen tiefe Abdrücke darin.
Doch plötzlich schoss ein gewaltiger Schmerz in Schattens Ohr.
Der Kater hatte es erwischt und Blut rann davon runter.
Etwas von der roten Flüssigkeit tropfte ihr ins Auge und sie musste blinzeln um wieder sehen zu können.
Kein Erfolg. Ihr rechtes Auge blieb blind.
Sie standen sich wieder gegenüber, beide Katzen mit dem Blick stur gerade aus.
Das selbstgefällige Lächeln war aus Sterns Gesicht verschwunden und er hatte eine wütende Grimasse aufgesetzt.
Schatten knurrte bedrohlich und rollte sich am Boden ab.
Ihre Hinterläufe stieß sie dem Kater ins Gesicht und er taumelte rückwärts während Schatten wieder aufstand und seine Verwirrung nutzte.
Sie hechtete wie ein Hase hin und her, machte sich zum Absprung bereit und flog über dem Kater hinweg.
Als sie hinter ihm landete wollte sie ihm die Hinterläufe wegschlagen, doch Stern war schneller.
Er schlug ihr auf die Nase und in Schattens Kopf drehte sich alles.
Ihre Augen konnten nicht mehr klar sehen und sie spürte das Blut aus ihrer Schnauze tropfen.
Als der Schwindel sich gelegt hatte, leckte sie sich über die Nase und schmeckte das Blut.
Ein metallischer Geschmack breitete sich auf ihrer Zunge auf und sie sah Stern hasserfüllt an.
Ihr Plan war vergessen, es musste ohne gehen.
Stern war zu klug, er hatte den Plan durchschaut.
Nun stürzte sie vor, schnell wie ein Blitz und schlug auf den Kater ein.
Einige Schläge konnten von ihm geblockt werden, doch die meisten trafen.
Es gab kein Muster, kein Bild. Ihre Schläge trafen willkürlich.
Langsam drängte sie den cremefarbenen Kater zurück bis er benommen zu Boden stürzte.
Aber er flehte nicht um Gnade, er winselte nicht für Gerechtigkeit.
Er lachte amüsiert und spuckte Blut aus.
"Gut gekämpft, Schatten. Du bist eine Bereicherung für den Stamm"
miaute er lachend und schaute sie mit seinen belustigten Augen an.
"Aber jetzt musst du es zu Ende bringen. Töte mich"
miaute er befehlhaberisch.
Schatten schluckte schwer.
Sie hatte nicht damit gerechnet zu gewinnen.
Die schwarz-grau-weiße Kätzin hatte noch nie getötet.
Jedenfalls nicht absichtlich.
Sie stockte.
Wusste nicht was sie tun sollte.
Sie wollte sein Blut an ihren Krallen kleben sehen, doch konnte sie es nicht.
"Ich habe mich also geirrt. Du bist schwach"
miaute er und spuckte diese Worte fast.
Langsam rappelte er sich wieder auf.
"Na komm. Oder soll ich dich töten?" fragte er schnurrend und kam näher.
Schatten schloss die Augen und riss ihre Klauen durch seinen Hals.
Der Kater sackte in sich zusammen und blieb in einer riesigen Blutlache liegen. Tot.
Erfürchtig starrten die Stammes-Katzen sie an.
Sie sah auf, betrachtete die Katzen und sprach mit lauter Stimme:
"Bergstamm! Ich bin Schatten und ich werde eure Anführer sein.
Ich weiß, ihr kennt mich kaum. Ich war nur ein paar Sonnenaufgänge bei euch aber ich weiß das es das richtige ist.
Aber ich werde einige Dinge ändern!
Sturmpfote, trete vor"
Die dunkelgraue Kätzin trat überrascht zu ihr.
"Du warst meine ewige Begleiterin und du bist mir bis hier her gefolgt.
Ich frage dich jetzt, willst du den Posten der zweiten Anführerin annehmen und mit mir den Clan leiten?"
fragte Schatten und Sturm sagte stolz:
"Ja ich will"
Schatten nickte.
"Du sollst deinen Clannamen ablegen und stattdessen Sturm heißen. Der Stamm heißt dich willkommen"
Plötzlich begann der Stamm beide Namen zu rufen.
Abwechselnd riefen sie Sturm und Schatten.
"Danke das du immer für mich da warst" wisperte Schatten ihrer besten Freundin zu und starrte in die Katzenmenge.
"Und ich werde es immer sein" schnurrte Sturm und leckte ihr freundschaftlich übers Ohr.
Stolz sah sich Schatten um.
Sie hatte es geschafft. Sie hatte tatsächlich Stern umgebracht und ist nun Anführerin eines Clans.
Sie hat alles erreicht was sie jemals wollte und sie würde es genießen.
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