|✨Weihnachtsspecial✨|


Merry Christmas everyone!!

Zehn Sonnenhochs waren seit dem ungeklärten Vorfall im HimmelClan vergangen. Die Nächte waren kürzer geworden und immer früher kroch jeden Morgen die gelbe Scheibe über den Horizont. Nicht nur die Tiere, die Winterschlaf hielten, hatten dies bemerkt, auch in der Kinderstube des FelsenClans herrschte jeden Sonnenaufgang ein wildes Chaos. Kein Wunder, waren doch erst letztes Mondhoch neue Junge auf die Welt gekommen.

Lilienblüte, die Mutter der drei winzigen Kätzchen, legte erschöpft den Kopf in ihr Moosnest. Glücklich betrachtete sie ihr kleines, persönliches Wunder durch halb geschlossene Augenlider. Doch bevor sie etwas tun konnte, hatte sie noch vier weitere Junge um die ihren herum.

Himmelsseele hatte eine Frühgeburt gehabt und vor acht Sonnenaufgängen vier Junge geboren. Dafür hatten sich ihre eigenen um mehrere Sonnenhochs verspätet.

Misteljunges, Hyazinthenjunges, Hundejunges und Sonnenjunges hatten bereits ihre Augen geöffnet und robbten bisher noch fast blind durch den warmen Bau. Allerdings hielt sie das nicht davon ab, gelegentlich bei den anderen Königinnen Nesthocker zu spielen und fremde Nester zu besetzen.

Schnurrend schob die junge Mutter ihre eigenen und auch die fremden Jungen an ihren Bauch, damit sie warm blieben. Mit quietschenden, kurzen Maunzern bettelten sie um Milch.

Als Himmelsseele dies hörte, erhob sie sich und gähnte. „Ja, meine Kleinen, ich komme ja schon. Nicht so ungeduldig."

Glücklicherweise waren die Mooshaufen in der Kinderstube groß genug, dass zwei eher kleinere Königinnen nebeneinander in einem liegen konnten. Prompt ließ sich die weiße Kätzin direkt neben der Schildpattfarbenen nieder und lockte ihre Kinder zu sich. Beide waren erschöpft, die eine von einer anstrengenden Geburt, die andere vom Versorgen drei sehr quirliger Mädchen und eines ebenso energiereichen Jungen.

Lilienblüte schloss die Augen, als die etwas ältere Kätzin begann, ihr mit dem Schweif über den Rücken zu streichen. Alles tat weh. Überall war dieser nagende Schmerz, den sie nicht richtig einordnen konnte.

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Ein dunkler Schatten erschien im Eingang und eine riesenhafte Gestalt schob sich vorsichtig durch den Eingang. Milanrufs Blick fiel auf seine Gefährtin, die tief schlafend in ihrem Nest lag. Ein dunkles, glückliches Schnurren bahnte sich den Weg und der Kater schlang seinen kräftigen Körper um seine Gefährtin, um sie vor jeder Gefahr zu beschützen. Doch etwas verwirrte ihn. Sie roch anders. Mehr nach Milch und Kräutern.

Er richtete seinen Kopf auf und entdeckte die drei winzigen Fellbälle, die am Bauch seiner Gefährtin lagen.

Er konnte es nicht fassen. Hatte er tatsächlich die Geburt seiner eigenen Kinder verpasst, nur weil Holunderstern unbedingt wollte, dass er in der Nacht auf Patrouille ging?

Wut floss durch jede Faser in seinem Körper. Erst hatte dieser unfähige Haufen Fuchsdung in der Blattleere die Schüler verbannen wollen, was zum Glück verhindert worden war, und jetzt ordnete er sinnlose Streifzüge bei Nacht an?

Hatte dem ein Eichhörnchen in den Kopf gemacht?

Durch seine aufgebrachten Bewegungen erwachte seine schlummernde Gefährtin. Sie presste ihren Kopf gegen sein weiches Brustfell und schnurrte leise. Er konnte ihr die Müdigkeit anhören, als sie leise miaute: „Wo warst du, Milanruf? Ich habe dich gebraucht..."

Wie ein bitterer Beigeschmack legte sich der Zorn über seine Gefühle. Er ließ sich dennoch nichts davon anmerken. Seine Lilie sollte keinen Schaden nehmen.

„Holunderstern hat ein Extrapatrouille mitten in der Nacht angeordnet, den halben Kriegerbau aus ihren Nestern geholt und ich musste zwingend mit, weil Schattenläufer unbedingt bei seiner Gefährtin bleiben wollte, die ja erst in einem Mond Junge bekommt."

Neutral brachte er die Worte hinaus, die ihn so unbeschreiblich traurig zurückließen. Er hatte die Geburt seiner Kinder verpasst. Plötzlich realisierte er etwas. „Hast du ihnen schon Namen gegeben?" Seine Gefährtin schüttelte den Kopf und schleckte ihm liebevoll über die Wange.

„Ich wollte damit warten, bis du auch dabei bist. Aber ich habe mir schon ein wenig überlegt. Das Dunkelgraugetigerte könnte Wolfsjunges, das zweite Sturmjunges und das dritte Goldjunges heißen. Wie findest du das?" Der riesige Kater schnurrte und miaute dann: „Wolfsjunges und Goldjunges finde ich perfekt, aber nennen wir das zweite Nebeljunges. Das passt besser." Sein Herz schmolz dahin, als er sie ansah.

Wolfsjunges, Nebeljunges und Goldjunges, ihre kleinen Töchter. Und seine wundervolle Gefährtin, Lilienblüte. Seine perfekte, kleine Familie, die er mit seinem Leben beschützen würde.

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Währenddessen erwachte in einem ganz anderen Teil der Clanterritorien ein Kater aus seinem nächtlichen Schlummer. Muschelflut reckte sich und gähnte.

Mit einem leichten Schnuppern konnte er sofort erkennen, wer als letztes den Kriegerbau des SumpfClans verlassen hatte. Seine Schwester Federblume. Er folgte ihren Spuren und landete beim Frischbeutehaufen. Leises Miauen drang von der Seite der sumpfigen Lichtung an seine feinen Ohren.

Was würde er nur dafür geben, diese mäusehirnigen Lianen einmal abnehmen zu dürfen. Einmal Farben, statt nur Gerüche wahrzunehmen. Seine Beute sehen zu können, sie nicht nur anhand ihres Geschmacks zu identifizieren. SternenClan, es würde ihm schon reichen, seine eigene Fellfarbe zu betrachten!

Er konnte die Sorgen seiner Clangefährten allerdings nachvollziehen. Der Fluch, der auf ihm lag, hätte den gesamten Clan auslöschen können, wäre nicht Rabenherz, der ehemaligen Heilerin, ein SternenClan-Krieger erschienen. Er hatte die verhängnisvolle Prophezeiung ausgesprochen, die Muschelflut seit seiner Geburt begleitete.

Öffnet das letzte die Augen, wird der Clan zu Stein.

Sollte er einer anderen Katze in die Augen blicken, würde diese augenblicklich in festes Gestein verwandelt und könnte nie mehr erweckt werden.

Der junge Krieger suchte sich den Weg aus dem Lager heraus und glitt in einen der tiefen Tümpel, die das Gebiet des SumpfClans in eine immerfeuchte Landschaft verwandelten. Schemen waren das einzige, was der Kater durch das dicke Blatt, das seine Augen verhüllte, erkennen konnte. Allerdings auch nur bei Sonnenschein.

Endlich erreichte er seinen Lieblingsplatz, eine helle, sonnenbeschienene Lichtung am Rand des Territoriums, nur wenige Fuchslängen von der Grenze zum MoorClan entfernt. Er liebte den Geruch des Marschlands, der Heideblüte und den Wind, der seine Nase umspielte. Hier war er zuhause. Mehr, als in dem düsteren Wald, in den vielen Wasserläufen und dem geheimnisvollen Clan, der ihn ausgeschlossen hatte, aus Angst vor seinem Fluch.

Plötzlich hörte er zwei Stimmen. Eine junge, die eines Schülers und ein Schnurren, vermutlich eine zweite Katze. Er spitzte die Ohren.

Konnten sie ihn entdecken? Er hatte sich hinter einem dürren, krummen Eschenbaum versteckt und hoffte, ihnen so zu entgehen. Sein Glück schien ihm jedoch einen Strich durch die Rechnung zu machen, denn kaum trat er einen Schritt zurück, knackte es und er musste einen schmerzerfüllten Aufschrei unterdrücken.

Ein Dorn hatte sich tief in seine Hinterpfote gebohrt und dem Geruch nach zu urteilen, quoll Blut aus der Wunde. Vermutlich war er auf eine Dornenranke getreten, hatte diese zerbrochen und einer der dünnen Stacheln hatte nach oben abgestanden. „Verdammte Dornen!" fluchte er leise, als der Schüler mit zitternder Stimme miaute: „Wer ist da? Komm raus! Ich kann dich sehen!"

Sich in sein Schicksal ergebend, trat er hinter der kränklichen Pflanze hervor und spürte schon beinahe die Verwirrung, die der fremde Kater in Wellen aussandte. „Hey! Dich hab ich auf der letzten Großen Versammlung gesehen! Bist du nicht aus dem SumpfClan?" fragte er misstrauisch und vorsichtig.

Der blinde Krieger nickte langsam und bedächtig. Es war klar gewesen, dass er auf seinen Clan dezimiert werden würde.

Ihm wurde heiß und kalt, als er spürte, wie die Ranken, die seine Augenbinde festhielten, gelöst wurden. Blitzschnell presste er seine Lider zusammen. Ihm durfte niemand in die Augen sehen, auf keinen Fall!

Schon fielen die dicken Blätter zu Boden. Sein Herz begann zu rasen, als jemand behutsam den Dorn aus seinem Ballen entfernte. Er durfte nicht die Augen öffnen, dennoch hatte er es noch nie zuvor so gewollt. Er wollte wissen, wer so freundlich zu ihm war, so unbeeinflusst durch die Angst.

Zögernd blinzelte er, langsam, besonnen.

Und sein Leben veränderte sich auf ewig. Blaue Iriden starrten in die seinen, kristallene Seen, in denen er zu ertrinken drohte.

Die Kätzin ihm gegenüber schnurrte laut und zeigte sich vollkommen unbeeinflusst von seinem Fluch. Wunderschön war ihr Fell, hell und glänzend im Sonnenlicht. Ihr Begleiter, ein kleiner Schüler, blickte ihn voller Ehrfurcht an. Auch sein dunkelgetigerter Pelz wurde nicht zu grauen, zerbröckelnden Steinen.

Die junge Kriegerin, der er so schnell verfallen war, bewegte in schneller Abfolge ihre Pfoten, dennoch schien ihr Lehrling zu verstehen, was sie von ihm wollte. Mit stolzgeschwellter Brust begann er, den Übersetzer zu spielen.

„Frühlingsduft, meine Mentorin, möchte von dir wissen, weshalb du diese phänomenalen Augen versteckst. Sie hat dich schon länger beobachtet und findet dich echt nett. Ich zitiere sie mal: ˋWarum versteckt er diese Augen vor allen? Sie sind der Wahnsinn! Bernsteinfarben, wie Baumharz, mit gelben Ringen, die aussehen wie die Sonne persönlich.' Kurz, sie hat dir ein Kompliment gemacht und dich gefragt, wer du bist."

Der milchigweiße Kater schnurrte. „Mein Name ist Muschelflut. Bei meiner Geburt wurde eine Prophezeiung gesprochen, die besagt, dass ich jeden zu Stein verwandle, der mir in die Augen sieht." Der Schüler kicherte und zeigte wieder mit seinen Pfoten irgendetwas.

Muschelflut nahm alles um sie herum in sich auf. Das Blau des Himmels, die gelben Heideblüten, die Wolken, die hoch oben dahinschwebten. Erst jetzt bemerkte er auch die Flügel, die beide MoorClan-Katzen besaßen.

„Wie heißt du eigentlich?" miaute er. „Und wieso benutzen Frühlingsduft und du die ganze Zeit diese seltsame Zeichensprache?" Der Dunkelgetigerte antwortete stolz: „Ich heiße Eibenpfote. Sie", er deutete auf seine Mentorin, „ist auf einem Ohr komplett taub und auf dem anderen hört sie nur sehr wenig. Deshalb benutzen wir diese Zeichensprache."

„Kannst du...", murmelte der Krieger, „Kannst du sie mir beibringen?"

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Dies war das Weihnachtsspecial! Ich hoffe, es hat euch gefallen.

Muschelflut bekommt übrigens ein eigenes Short-Adventure: „Muschelfluts Liebe". Es ist noch nicht in Arbeit, wird aber vermutlich aus ca. 6-8 Kapiteln bestehen und ein bisschen DRAMA ist auch dabei!

Frohe Weihnachten, an alle, die es feiern!

Möge der SternenClan über euch wachen.

Eure Wolke

PS: Heute kommt eventuell noch ein Kapitel (wenn ich es schaffe), das ist aber nur ein Update der Hierarchie.

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