7. Kapitel

»Nein!«, rief Blütenherz entsetzt. Die vier Krieger hasteten zu Erbsenfall und den anderen. Nebelpfote sah ihrer Schwester Eispfote in die Augen. Sie hatte sie weit aufgerissen und den Mund wie zu einem Schrei geöffnet. Tupfenpfote hatte sich abgewandt, Gepardenpfote ließ genau wie die Krieger Kopf und Schwanz hängen.

Still begaben sich nun auch die Schüler zu der Patrouille und gingen zurück zum Lager. Nebelpfote musste immer wieder zu Erbsenfall blicken und wandt dann ganz schnell den Blick ab.

Blitzkralle steckte zuerst den Kopf in das Lager, die ganze Patrouille folgte, zuletzt Regensturm und Tornadosprung mit Erbsenfall. Kräuselwind löste sich von der Patrouille und eilte in Finkenstern's Bau, Stachelfell an ihrer Seite. Als Erbsenfall in die Mitte der Höhle gelegt wurde, begann sich plötzlich der Clan zu regen.

»Nein!!!« Blaubeerherz kam angesaust, dicht gefolgt von Winterschweif. Als Kleeschweif ihren Kopf aus der Kinderstube steckte, weiteten sich ihre Augen entsetzt und kurz darauf wollte sie sich nicht mehr von Erbsenfalls Leichnam entfernen, die Augen dunkel vor Trauer. Die ganze Familie scharrte sich um Erbsenfall und keiner wollte sie daran hindern, ihre Tochter oder Schwester zu betrauern. Auf der Lichtung war es ungewöhnlich still. Selbst die Jungen waren ruhig und viele der Katzen ließen die Schwänze hängen.

Nebelpfote trottete an die Seite ihres Mentors. »Wie konnte das geschehen?« Ihr Worte waren kaum mehr als ein Flüstern. Tornadosprung schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht«, antwortete er mit rauer Stimme.

Nebelpfote wandt sich ab und blickte wieder zu Erbsenfall. Winterschweif, Kleeschweif und Blaubeerherz hatten ihre Nasen in ihrem Fell vergraben.

Finkenstern kam aus ihrem Bau getrottet. Sie warf einen traurigen Blick auf Erbsenfall's Leichnam, dann sprang sie auf den Erdhügel. Sie brauchte nicht mehr die Katzen zur Versammlung aufrufen, es waren eh schon alle auf der Lichtung.

»Heute ist etwas Schreckliches geschehen«, begann sie, ihr Blick ruhte auf Erbsenfall. »Eine junge Kriegerin, die noch ihr Leben vor sich hatte, ist von uns gegangen. Möge der Sternenclan sie in Ehren aufnehmen.« Der Clan hob automatisch die Köpfe zum kleinen Loch in der Decke. Ein Strahl Sternenlicht fiel auf Erbsenfalls leblosen Körper.

»Dennoch«, begann Finkenstern wieder, »müssen wir daraus lernen. Erbsenfall hat aus dem Fluss getrunken. Kräuselwind weiß nicht, woran sie gestorben ist. Sie und Stachelfell kamen zu spät.« Die Katzen warfen sich nervöse Blicke zu. Nebelpfote trat von einer Pfote auf die andere.

»Natürlich können wir ohne den Fluss nicht überleben. Doch Erbsenfall ist anscheinend an ihm gestorben. Ich bitte jede einzelne Katze, sich genau zu überlegen, ob sie jetzt wirklich trinken muss.« Daraufhin folgte viel Getuschel.

»Wie sollen wir denn Überleben, wenn wir nicht trinken?!«, rief Elsterschrei. Finkenstern schloss die Augen, dann blickte sie wieder hinab. »Ich werde mich mit Adlerflügel beraten. Doch das kann erst einmal warten. Wir müssen einer ehrenvollen Kriegerin die letzte Ehre erweisen.«

Mit diesen Worten sprang sie vom Erdhügel und lief zu Erbsenfall. Die trauernde Familie rückte ein Stück weg, sodass Finkenstern ihr Kinn auf ihren Kopf legen konnte. »Sternenclan sei mit dir«, murmelte sie.

Nacheinander kam nun auch der Clan und erwies Erbsenfall die letzte Ehre. Alle, die ihr besonders nahe standen, legten sich hin um über Nacht bei ihr zu bleiben.

Nachdem Nebelpfote Erbsenfall die letzte Ehre erwiesen hatte, ging sie stumm zum Bau der Schüler und legte sich in ihr Nest. Was sollte bloß aus dem Clan werden, wenn sie nicht mehr aus dem Fluss trinken durften?!

***

Nebelpfote erwachte. Im Schülerbau war alles ruhig. Nur Gepardenpfote's Nest war schon leer.

Sie stand auf, schüttelte sich das Moos aus dem Fell und ging leise hinaus. Es war ein Tag nach Erbsenfalls Tod. Graspelz hatte ihren Leichnam mithilfe von Winterschweif, Blaubeerherz und Kleeschweif in der Nähe des Flusses begraben.

Sie konnte den Geruch ihres Bruders noch ganz frisch im Wind riechen und ging ihm nach. Er führte sie aus dem Lager und durch den Wald. Dann verlor er sich.

Die Nase an den Boden gepresst versuchte Nebelpfote, seinen Geruch wiederzufinden und bald darauf verfolgte sie ihn, bis der große Fels in Sicht kam. Darauf hockte eine kleine Katze und starrte nachdenklich in die Ferne. Es war Gepardenpfote.

Nebelpfote schlich sich an, Gepardenpfote schien sie nicht zu bemerken.

Mit einem Satz saß sie neben ihm. Gepardenpfote's Kopf fuhr herum. »Ah, Nebelpfote. Was machst du hier?« »Das wollte ich dich auch gerade fragen«, antwortete Nebelpfote. Gepardenpfote seufzte. »Ich habe etwas gehört, was nicht für meine Ohren bestimmt war«, gab er zu und richtete seinen Blick wieder in die Ferne, wo die Sonne gerade aufging.

»Du hast gelauscht?«, hakte Nebelpfote nach. Sicher, Gepardenpfote war neugierig, aber dass er so direkt lauschen würde hätte sie nicht gedacht.

»Nein, ich wollte es eigentlich gar nicht hören. Und ich wünschte auch, ich hätte es nicht gehört.« Die Wehmut in seiner Stimme machte Nebelpfote nervös. »Was hast du denn gehört?«, wagte sie zu fragen.

»Worte zwischen Finkenstern und Adlerflügel«, antwortete dieser, seine Stimme kaum mehr als ein Flüstern. Nebelpfote hielt es nicht mehr aus. »Was denn?«, sagte sie ungeduldig. »Willst du es wirklich wissen?« Immer noch blickte Gepardenpfote in die Ferne. Nebelpfote nickte. »Was könnte dich so traurig machen?«

Wieder seufzte Gepardenpfote. »Was mich so traurig machen könnte?« Er wandt den Kopf und blickte seiner Schwester in die Augen. »Finkenstern und Adlerflügel überlegen, das Territorium zu verlassen, wenn man nicht mehr aus dem Fluss trinken kann.«

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top