5. Kapitel
Wassersturm saß vor dem Kriegerbau. Ihr Magen knurrte, doch sie ignorierte ihn. Sie machte sich eher Sorgen um Finkenstern. Sie bestand darauf, erst dann etwas zu sich zu nehmen, wenn der Rest des Clans satt war und das war in diesen Tagen nie der Fall. Sie sagte, sie habe nicht umsonst mehrere Leben und der Clan ginge vor. Ihre Figur wurde von Tag zu Tag magerer, doch ansonsten ließ sie sich bis jetzt noch nichts anmerken.
Nebelpfote kam gerade durch den Lagereingang, ein Eichhörnchen im Maul. Wassersturm beobachtete ihr Junges. Sie ging zum Frischbeutehaufen, legte ihre Beute ab und wandt sich dann an Gepardenpfote. Wassersturm war so unendlich glücklich und stolz auf ihre Jungen.
»Wassersturm!« Wassersturm blickte sich um. Mondflug kam auf sie zu. »Na? Lust auf Jagen und ein kleines Wettrennen?« »Immer gerne!« Zusammen liefen die beiden Geschwister aus dem Lager und zur Kampftraingshöhle.
»Also, wer als erstes beim großen Fels ankommt, okay?« Wassersturm nickte. »Drei, zwei, eins - los!«
Wassersturm sprintete los, wich einem Baum aus und sprang über eine Wurzel. Sie fühlte sich wunderbar frei. Der Wind fuhr ihr durch das Fell und sie beschleunigte. Gerade noch rechtzeitig wich sie einem Brombeergebüsch aus.
Mondflug holte auf und hatte sie bald überholt. »Ha!« Der Abstand zwischen ihnen wurde immer größer, während sie durch den Wald rasten.
Komm schon! Wassersturm setzte noch einmal alles in ihre Beine und verringerte ihren Abstand, dennoch blieb Mondflug vorn.
Nun schossen sie aus dem Wald hinaus und rauf auf das freie Gelände, wo nur noch selten und vereinzelt Bäume standen.
Bald schon kam der große Fels in Sicht und Mondflug war immer noch vorn. Wassersturm spürte, wie ihre Muskeln sich zusammenzogen und wieder streckten, sich wieder zusammenzogen und wieder streckten. Ihre Krallen bohrten sich für einen besseren Halt in den Boden. Sie hatte ein Gefühl der Freiheit wie lange nicht mehr.
Schlitternd kam sie nach ihrer Schwester zum stehen. »Gewonnen!«, rief Mondflug. Keuchend kletterten sie auf den Felsen und ließen sich nieder. Die Sonne ging gerade unter und färbte den Horizont rot. Fell an Fell blickten sie zum Himmel empor, bis die Sonne gänzlich verschwunden war und Sterne am Himmel leuchteten. Ohne sich abzustimmen und obwohl es schon so lange her war, richteten sie ihre Köpfe gen Himmel und flüsterte dieselben Worte: »Auf dass du im Sternenclan glücklich bist, Seewind«. Und eine ganz leise Stimme in ihren Ohren, sie klang so fern und doch so nah, antwortete: »Glücklich bin ich mit euch und Regensturm«.
***
Wassersturm lief durch den Wald und zur Feuerclangrenze. Sie war für die Morgenpatrouille mit Sturmflug und Graspelz eingeteilt.
Sie markierten die Grenze. Wassersturm rieb sich Mal an diesem Busch, Mal an diesem Baum, bis ihr plötzlich ein Geruch in die Nase stieg. Sie hielt inne und prüfte die Luft genauer. Feuerclan!
Noch bevor sie die Anderen beiden warnen konnte, tauchten wir Katzen auf der anderen Seite der Grenze auf. Wassersturm erkannte sie. Es waren Sprungflug, Moorfall und Klauenfuß mit seinem Schüler Schwarzpfote.
Zuerst beäugten sich die beiden Patrouillen misstrauisch, dann neigte Sprungflug den Kopf. »Seid gegrüßt«. Wassersturms ehemaliger Mentor erwiderte die Geste freundlich. »Wie läuft die Beute?«, fragte er. Moorfall antwortete: »Bei uns läuft die Beute gut. Ich hoffe, bei euch auch?« Graspelz antwortete fast ohne zu Zögern: »Bei uns läuft die Beute ebenfalls gut, danke«. Das war zwar eine glatte Lüge, doch sollten sie dem Feuerclan sagen, wie schwach sie wirklich waren?
»Das freut uns zu hören. Wir müssen jetzt zurück. Schönen Tag!« Und die Patrouille verschwand hinter einem Hügel.
Graspelz starrte ihnen nach. »Ich fand es richtig, ihn als Clan aufzunehmen«, sagte er mehr zu sich selbst als zu jemand anderen, »doch man hätte sie teilen sollen«. Wassersturm verstand, was er meinte. Der Feuerclan war so groß, dass wenn man sich mit ihm anlegte, man automatisch verloren hatte.
Sie markierten die Grenze und gingen dann zurück zum Lager. Wassersturm's Magen knurrte.
Im Lager angekommen, besah sich Wassersturm den Frischbeutehaufen. Eine Drossel, zwei Mäuse und zwei Fische lagen darauf. Hungrig nahm sie sich die Drossel und verschlang sie mit wenigen Bissen.
***
Wassersturm sprang ab und landete genau auf der Maus. Einen Moment später hing diese auch schon schlaff zwischen ihren Kiefern. Erwischt! Ein Mond war vergangen und es war noch kälter geworden.
Sie grub ihre vorhin gefangene Amsel aus und machte sich auf den Weg zurück zum Lager.
Sie kam im Lager an, legte die Amsel auf den Frischbeutehaufen und brachte die Maus zu Himmelfell und Kleeschweif in die Kinderstube. Gletscherjunges war nun das einzige Junge in dem Bau. Flammenjunges und Samenjunges hatten grünen Husten. Sie wurden von Tag zu Tag schwächer und Kräuselwind sah es eigentlich als ein Wunder, dass sie noch nicht im Sternenclan waren. Doch davon erfuhr Kleeschweif nichts.
Wassersturm verließ wieder den Bau. Adlerflügel lief gerade mit einem Eichhörnchen im Maul zu Finkenstern. Wahrscheinlich wollte er sie zum Essen überreden. Komischerweise lief ihm Graspelz hinterher. Er sah ausgezerrt aus, dennoch spielten seine Muskeln unter dem Pelz.
Verwundert blieb Wassersturm stehen. Es dauerte eine Weile, dann kam Graspelz wieder heraus, gefolgt von Adlerflügel und Finkenstern. Man konnte leicht die Rippen unter Finkensterns Fell erkennen, als sie auf den Erdhügel sprang. »Alle Katzen, die Alt genug sind, sich ihre Beute selbst zu jagen, mögen sich hier unter dem Erdhügel versammeln!« Langsam trudelte der Clan ein. Wassersturm ließ sich neben ihrem Vater Regensturm nieder.
»Ich werde heute eine Pflicht erfüllen, die ich lange nicht mehr erfüllen durfte. Graspelz, tritt vor.« Graspelz trat vor und Finkenstern fuhr fort: »Graspelz, ist es dein Wunsch, deinen Namen als Krieger abzulegen und zu den Ältesten zu gehen?«
Wassersturm ging ein Licht auf. Wenn sie Graspelz genauer betrachtete, färbten sich seine Schnurhaare auch langsam grau.
»Ja, es ist mein Wunsch«, antwortete Graspelz mit fester Stimme. »Dann möge es so sein«, sagte Finkenstern. »Der Clan ehrt dich für all die Dienste, die du ihm erwiesen hast, und ich bitte den Sternenclan, dir noch viele Monde der Ruhe zu schenken.« Graspelz neigte den Kopf und machte ein paar Schritte Richtung Ältestenbau. »Ich -«, setzte er an, doch er wurde jäh unterbrochen. »Kräuselwind! Kräuselwind!«
Rosenherz rannte durch den Eingang in die Höhle, ihre Flanken bebten und sie rang nach Luft. Schlitternd kam sie zum stehen und sah sich mit gehetztem Blick unter den Katzen um. »Kräuselwind! Ich war mit Erbsenfall jagen und Erbsenfall wollte etwas von Fluss trinken und dann ist sie umgekippt!«
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