Kapitel 1
„Angriff! Raus aus demLager, du stinkender Fuchs!"
Brombeerjunges,Igeljunges und Brandjunges wälzten sich als ein Knäuel aus Fell und Pfoten am Boden der Kinderstube. Elsterjunges und Fliederjunges saßen etwas abseits, um nicht von den tobenden Jungen umgestoßen zu werden.
„Wenn ihr euch weiter wie Junge aufführt, werden wir nie zu Schülern ernannt", miaute Fliederjunges und leckte sich bedächtig die Pfote.
„Du verstehst doch einfach nur keinen Spaß!", neckte Igeljunges und sprang auf ihren Rücken. Hilflos taumelten und stürzten sie schließlich beide um und landeten im Sand.
„Runter von mir, du schwerer Brocken!", keuchte Fliederjunges unter dem Gewicht des anderen Jungen.
Als Igeljunges von seiner Baugefährtin hinunter geklettert war, schüttelten sie sich den Staub aus dem Pelz."Na toll, jetzt sieh dir nur mal mein Fell an!",schimpfte Fliederjunges und begann sich zu putzen.
„Igeljunges, schau nur, wie du wieder aussiehst. Du hast überall Blätter und kleine Zweige im Fell, das dauert sicher einen ganzen Mond, bis ich das alles wieder herausgeputzt bekomme!", ertönte eine Stimme hinter den Jungen.
Es war Kitty, die Mutter von Igeljunges und seinen Wurfgefährten. Sie lag in ihrem Nest aus Moos, Pantherjunges, die verschlafen auf ihr drauf lag, rutschte in das weiche Moos, als Kitty sich erhob und auf Igeljunges zuging.
Kitty zupfte ihm schnell die gröbsten Blätter und Zweige aus dem Fell, bevor er sich ihr entwand. „Jetzt aber alle ab nach draußen, die frische Luft wird euch helfen, euer Gemüt etwas abzukühlen. Du auch, Pantherjunges!Du kannst nicht ewig in der Kinderstube bleiben."
Pantherjunges gähnte.„Aber draußen ist es so kalt und ich könnte..." Kitty warf ihr einen strengen Blick zu und bevor die Mutter etwas sagen konnte,miaute sie hastig: „Schon gut, schon gut, ich gehe ja schon raus."
Mit diesen Worten schlüpfte sie hinter den anderen Jungen hinaus und vor ihren Augen entfaltete sich zum ersten Mal das Lager des Feuer-Clans.
„Das ist ja riesig!",staunte sie. „Der Wald ist noch viel größer. Wenn Fliederjunges und ich erst Schüler sind, werden wir jagen, patrouillieren und fremde Katzen aus unserem Territorium verjagen.", prahlte Brandjunges.
Pantherjunges war beeindruckt. Brombeerjunges war insgeheim eifersüchtig. Bis seineWurfgefährten und er Schüler wurden, würden noch einige Monde vergehen. Er betrachtete Fliederjunges und Brandjunges. Sie waren fast doppelt so groß wie er und hatten den weichen Flaum eines Jungen bereits verloren.
Flammenstern würde sie sicher bald zu Schülern ernennen.
„Pantherjunges komm,ich zeige dir das Lager. Du bist ja heute das erste Mal aus der Kinderstube draußen.", miaute Fliederjunges freundlich. „Ich komme auch mit! Dann können wir sie zusammen herumführen.",schloss Elsterjunges sich ihnen an.
„Ich kann euch in der Zeit ein paar Kampfzüge zeigen.", bot Brandjunges den beiden jungen Katern an.
Die drei Kätzinnen beachteten ihre Brüder nicht weiter und liefen über die Lichtung.
„Das ist der Schülerbau. Er ist leer, seit Düsterpelz und Moospelz letzten Mond zu Kriegern ernannt wurden.", erklärte Fliederjunges, als sie vor einem großen Farndickicht standen. „Bald werden Brandjunges und ich darin schlafen."
„Wirst du Pumanase denn nicht vermissen?" Pantherjunges riss erschrocken die Augen auf. Sie konnte sich nicht vorstellen, ohne Kitty, die schützend neben ihr lag, einzuschlafen.
„Auf keinen Fall, dann kann ich endlich tun, was ich möchte!", erwiederte Fliederjunges.
„Kommt jetzt weiter.",miaute Elsterjunges ungeduldig. „Ich möchte bald zu Baumpelz,Dreibein und Fuchsfang, vielleicht erzählen sie wieder eine tolle Geschichte."
Sie liefen weiter, bis eine Stimme durch das Lager hallte.
„Alle Katzen, die alt genug sind Beute zu machen, fordere ich auf, sich hier unter dem Baumstumpf zu einer Versammlung einzufinden!", jaulte Flammenstern,die rotbraun-getigerte Anführerin des Feuer-Clans.
Die Katzen kamen,erwartungsvoll ihre Anführerin anblickend, auf die Lichtung getrottet. Die Jungen huschten schnell zu ihren Müttern zurück.Pumanase putzte ihre Jungen rasch sauber, die daraufhin protestierend miauten.
„Warum ruft Flammenstern den Clan zusammen?", fragte Elsterjunges neugierig.„Seid still und setzt euch artig hin, dann werdet ihr es schon erfahren.", miaute Kitty ihren Jungen zu. Sofort setzten sie sich zu ihrer Mutter und blickten zu Flammenstern hinauf.
Sie waren sehr aufgeregt,da dies ihre erste Versammlung war.
„Ich habe euch heute hier versammelt, weil zwei Junge nun alt genug sind, um Schüler zu werden. Und seit der Schülerbau leer ist, braucht der Feuer-Clan dringend neue. Brandjunges, tritt vor."
Brandjunges hüpfte aufgeregt in die Mitte der Lichtung. „Bis dieser Schüler sich seinen Kriegernamen verdient hat, soll er Brandpfote heißen.Brandpfote, Wollpelz wird deine Mentorin sein. Sie ist ehrgeizig,eine gute Jägerin und wird ihre Fähigkeiten bestmöglich an dich weitergeben."
Wollpelz trat zu ihrem neuen Schüler und sie berührten sich Nase an Nase.
„Fliederjunges, jetzt bist du an der Reihe. Tritt vor."
Sie trat vor und Pantherjunges konnte sehen, wie nervös sie war.
„Fliederjunges, bis du dir deinen Kriegernamen verdient hast, sollst du Fliederpfote heißen.Deine Mentorin soll Blumenfell sein. Blumenfell, du bist umsichtig und eine geschickte Kriegerin, bitte gib diese Eigenschaften an Fliederpfote weiter."
„Ich werde mein Bestesgeben, Flammenstern!", versprach Blumenfell. Sie machte den Nasengruß mit ihrer neuen Schülerin und beide setzten sich an den Rand zu den anderen Katzen.
„Brandpfote!Fliederpfote!", jaulten die Katzen im Chor, um die neuen Schüler im Clan zu begrüßen.
Brombeerjunges jedoch zog sich aus dem Kreis der feiernden Katzen zurück und stapfte missmutig zur Kinderstube. Pantherjunges verstand nicht, warum er sich zurückzog, sie wollte am liebsten für immer ein Junges bleiben, bei ihrer Mutter Kitty im Nest schlafen und sich keine Sorgen um die Jagd oder Revierstreitigkeiten machen müssen. Leider vergingen die Monde viel zu schnell.
„Brombeerpfote!Igelpfote! Elsterpfote! Pantherpfote!", jubelten die Katzen.
Pantherpfote konnte es noch gar nicht glauben, dass sie nun eine Schülerin sein sollte. Sie sah ihre Wurfgefährten der Reihe nach an.
Igelpfote war schon auf halbem Wege zum Frischbeutehaufen, um ihre Ernennung zu Schülern zu feiern, Elsterpfote hüpfte aufgeregt vor ihrem neuen Mentor Düsterpelz hin und her und löcherte ihn mit Fragen und Brombeerpfote saß aufmerksam vor Goldfluss, die Flammenstern zu seiner Mentorin ernannt hatte. Er sah nicht begeistert darüber aus,dass seine Mentorin eine so ruhige und liebevolle Katze war, aber Pantherpfote konnte ein entschlossenes Funkeln in seinen Augen erkennen. Er träumte schon sehr lange davon, ein Krieger zu werden und seine Ernennung zum Schüler war der erste und wichtigste Schritt auf seinem Weg dorthin.
Pantherpfote war es gleich, sie wollte noch lange keine Kriegerin sein.
Aber sie nahm sich fest vor, sich anzustrengen und ihrer Mentorin Pumanase zu zeigen, dass sie eine gute Schülerin war und auch die ihr anvertrauten Aufgaben gewissenhaft erledigte.
Jedoch würde sie auchNachtjunges, einen kleinen Kater, vermissen, der als einziges Junges von Morgenvogel lebendig auf die Welt gekommen war. Anfangs war er sehr schwach gewesen und Pantherpfote hatte die traurigen Blicke der Königinnen gesehen.
Doch sie hatte nicht aufgehört an ihn zu glauben und sich so oft sie konnte zu ihm ins Nest gelegt, um ihn zu wärmen und zu putzen. In ein paar Monden würde er nun auch zum Schüler ernannt werden.
„Pantherpfote, hast du mir zugehört?", riss Pumanase sie aus ihren Gedanken und musterte sie ungehalten. „Oh, tut mir leid, Pumanase. Ich kann es einfach nicht glauben, dass ich jetzt eine Schülerin bin. Was hast du gesagt?", miaute Pantherpfote hastig.
„Ich habe dich gefragt,ob ich dir unser Territorium zeigen soll."
„Auja, sehr gern!",rief Pantherpfote aus, nun doch etwas aufgeregt. Würden sie auf einen Fuchs oder eine feindliche Patrouille treffen? Allein bei demGedanken stellte sich ihr Rückenfell auf vor Angst.
Als hätte sie ihre Gedanken erraten, miaute Pumanase:"Keine Angst, in der Blattfrische gibt es genug Frischbeute für alle, uns wird also nichts geschehen."
Beruhigt folgte Pantherpfote ihrer Mentorin durch das Brombeergebüsch, das der Eingang in ihr Lager war. Sie hatte sich als Junges nicht einmal gewagt, auch nur einen Blick hinaus zu werfen. So war es nun das erste Mal, dass sie das schützende Lager verließ.
Sie folgten einem verborgenen Pfad zwischen hohen Grashalmen und nach ein paarSchritten konnte Pantherpfote den Lagereingang schon nicht mehr sehen.
„Als erstes werden wir zur großen Birke gehen. Sie ist die größte Birke im gesamten Wald und liegt an der Grenze zum Wasser-Clan. Man hat einen guten Überblick über alle Territorien von oben.", erklärte Pumanase. „Aber komm ja nicht auf die Idee, auf eigene Faust hinaufzuklettern, das dürfen nur die erfahrensten Krieger. Die Gefahr, dass eine ungeübte Katze hinunterfällt und sich schwer verletzt ist einfach zu groß. Versprich mir, dass du es nie allein versuchst!"
„Versprochen...",hauchte Pantherpfote, der nie im Traum einfallen würde auf einen Baum zu klettern. Sie bahnten sich einen Weg durchs Unterholz und Pantherpfote konnte die verschiedenen Düfte des Waldes riechen.
„Ob ich sie je auseinander halten werden kann?", fragte sich Pantherpfote. Da flatterte auf einmal ein hübscher gelber Schmetterling über Pantherpfotes Kopf hinweg. Ohne darüber nachzudenken folgte sie ihm hopsend. Sie wollte wissen, wo er hinflog - so lief sie immer weiter,die Bäume um sie herum wurden immer lichter. Ein Teil in ihr wollte den Schmetterling fangen, doch sie wollte ihn nicht verletzten.Vergnügt quietschend hüpfte sie ihm immer weiter hinterher.„Stopp!!", rief plötzlich eine Stimme hinter ihr. Abrupt blieb sie stehen, der Schmetterling flatterte weiter und sie hatte ihn bald aus den Augen verloren. Hinter ihr kam Pumanase keuchend angerannt.Als sie bei Pantherpfote angelangt war, blieb sie stehen.
"Was hast du dir eigentlich dabei gedacht?", fragte sie in scharfem Ton. „Du wärst fast geradewegs ins Territorium des Luft-Clans spaziert, ist dir das eigentlich klar?"
Verwirrt blicktePantherpfote sich um und stellte fest, dass in der Ferne eine Hügelkette zu sehen war. Auch blies der Wind ungewöhnlich laut.„P-pumanase, e-es t-tut mir l-leid. Ich habe gar nicht mehr darauf geachtet, wo ich hinlaufe. Bitte erzähl es nicht Kitty!",stotterte Pantherpfote ängstlich. Nicht auszudenken was hätte passieren können, hätte Pumanase sie nicht aufgehalten. Am Ende hätte der Luft-Clan sie vielleicht für einen Beutedieb gehalten und es wäre zu einem Kampf gekommen!
"Es wird wohl besser sein, wir kehren zum Lager zurück und du fängst erst einmal damit an, die Nester der Ältesten sauber zu machen.", sagte Pumanase,sichtlich enttäuscht von ihrer Schülerin. Sie machte kehrt und Pantherpfote lief ihr mit hängendem Schwanz hinterher, sie hatte an ihrem ersten Tag als Schülerin komplett versagt.
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