2. Kapitel
Leise setzte Silberherz ihre Pfoten auf das raue Kies und blickte vorsichtig um sich. Es war früh am Morgen und sie befand sich ein weiteres Mal im FinsterClan-Territorium mit der Hoffnung, dass Raven heute auftauchen würde.
Die Kriegerin kroch unter denselben Ginsterbusch und wartete. Nach der kleinen Auseinandersetzung mit Flammensprung, hatte sich Silberherz dann doch bei ihm entschuldigt, da sie den unhöflichen Umgang mit ihrem ehemaligen Mentor bereute.
Der Zweite Anführer hatte verständnisvoll genickt und vermutet, dass Silberherz' Nerven, seit dem Kampf gegen den FinsterClan, mit ihr durchgehen. Die Kriegerin gab ihm recht, denn so war sie normalerweise nie. Sie konnte sich immer beherrschen und hatte ein ruhiges Gemüt.
Silberherz riss sich aus ihren Gedanken, als sie Stimmen hörte. Sie spitzte die Ohren. Schnell entdeckte sie eine Patrouille. Windbrise tappte an der Spitze, gefolgt von Schlangenzahn, Fleckenpelz und Raven, der den Blick auf die Pfoten gerichtet hatte und den Schwanz hinter sich her schleifte.
Silberherz' Herz pochte schneller. Ich muss mir etwas einfallen lassen, damit er mich bemerkt. Als die Katzen auf das Ufer zu tappten, wartete sie bis die Krieger an ihrem Versteck vorbei liefen. Die Kätzin hielt den Atem an, als Schlangenzahn den Kopf hob und missbillig mit den Schnurrhaaren zuckte.
Bitte, lauf weiter! Der kahle Kater hielt einen Moment inne und trottete dann weiter. Mit großem Abstand schlenderte Raven hinter ihnen her. Seine blauen Augen starrten trüb vor sich hin. Jetzt!
Bevor der schwarz-weiße Schüler den Ginsterbusch hinter sich ließ, schob Silberherz ihre Schnauze zwischen den Zweigen hervor und zischte leise: "Raven!" Der junge Kater erstarrte und zuckte mit dem Ohr.
Er blickte hinter seine Schulter und sie kroch nun ganz aus ihrem Versteck. "Raven, ich muss mit dir reden." Doch der FinsterClan-Schüler wirbelte umher, stürzte sich fauchend auf Silberherz und presste sie in den Schnee.
Die Kriegerin keuchte auf. Spitze Krallen berührten nur knapp ihre Haut. Raven fixierte sie mit einer finsteren Miene. "Was hast du hier verloren?", fragte er in einer ungewohnten düsteren Stimme. "Das hier ist das FinsterClan-Territorium. Verzieh dich!" Er zeigte seine Zähne.
Obwohl Silberherz erwartet hatte, dass Raven sie nicht freundlich empfangen würde, war sie trotzdem fassungslos über sein Verhalten. Ist das wirklich derselbe Kater, mit dem ich in meiner Schülerzeit gespielt habe?
Sie wand sich unter ihm. "Es tut mir Leid, dass ich in euer Territorium eingetreten bin", miaute sie. "Ich möchte nur mit dir reden. Es ist wichtig." Raven betrachtete die Kätzin skeptisch, ließ aber dann knurrend los.
"Dann sag schon", brummte er, seine Krallen waren stets ausgefahren. Silberherz richtete sich auf. "Wegen Veilchenhauch", fing sie an und merkte dabei, dass der Schüler bei dem Namen zusammenzuckte. "Ich habe sie nicht mit Absicht getötet, das musst du mir glauben. Meine Schwester war in Gefahr und ich habe sie beschützt. Doch ich wollte Veilchenhauch nicht ermorden!"
Die Kriegerin sah ihm fest in die Augen und verzog keine Miene. "Es tut mir wirklich Leid." Raven legte die Ohren an. "Lügnerin!" Ein brennender Schmerz traf sie wie ein Blitz, als der Kater seine scharfen Krallen über ihre Nase zog.
Blut spritzte in den Schnee, Silberherz wich vor Schreck zurück. Entsetzt starrte sie ihn an. "Raven", flüsterte sie. "Es ist die Wahrheit." Der schwarz-weiße Schüler stieß die Schnauze in ihr Gesicht.
"Verschwinde." Seine Stimme lief ihr kälter über den Rücken, als jede Schneeflocke. "Ich will dich hier nicht mehr sehen!", fauchte er. Silberherz wirbelte verängstigt herum und rannte mit hohen Sprüngen über die Baumbrücke.
Sie wagte es nicht einen Blick nach hinten zu werfen. Brombeerzweige peitschten gegen ihr Gesicht, als sie den Weg zum Lager zurück rannte. Sie kniff die Augen zusammen und versuchte das Stechen in ihrem Herzen zu ignorieren, das mit jedem Schritt schlimmer wurde.
Das ist alles meine Schuld! Oh, SternenClan. Wie kann ich das je wieder gut machen?
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