10. Kapitel
Goldstern schlug die Augen auf und hob ruckartig den Kopf. Für einige Herzschläge vergaß er, wo er sich befand. Doch dann erblickte er die vertrauten Efeuranken und der Geruch von Kräutern. Er war im Heilerbau.
Ein Stechen fuhr von seinem Ohren, bis zu seiner Schwanzspitze. Kraftlos sank Goldstern zurück in sein Nest. Neben sich nahm er eine Bewegung war und als er zur Seite blickte, sah er Grauwolke, der sich schläfrig aufrappelte.
Seine blauen Augen weiteten sich. "Goldstern, du bist wieder bei Bewusstsein! Dem SternenClan sei Dank", miaute er erleichtert. "Eigentlich wollte ich die ganze Nacht wach bleiben und über dich wachen, doch anscheinend bin ich eingeschlafen. Tut mir Leid", murmelte der Heiler.
Goldstern blinzelte. "Was ist denn geschehen? Wurden wir angegriffen?", fragte er irritiert. Grauwolke starrte ihn verwundert an. "Hast du das etwa vergessen? Naja, kein Wunder. Du hattest schließlich eine schlimme Kopfverletzung erlitten."
Der grau-weiße Kater richtete sich auf und erzählte: "Du warst mit einer Patrouille unterwegs, dann hat ein Dachs euch angegriffen, weißt du nicht mehr?" Goldstern zuckte zusammen, als die Erinnerungen in sein Gedächtnis schossen.
"Richtig! Aber wo ist der Dachs nun? Befindet er sich immer noch in unserem Territorium?", erkundete sich der goldene Kater unruhig. Der Heiler schüttelte den Kopf. "Ihr habt ihn verjagt." Der Anführer atmete erleichtert aus und legte sein Kinn zwischen die Pfoten.
Es herrschte für eine Weile Stille, bis Grauwolke nervös fragte: "Hast du...ein Leben verloren?" Seine blauen Augen schimmerten besorgt. Goldstern erwiderte gelassen: "Nein, alles gut." Der Heiler entspannte sich wieder. "Du hattest wirklich Glück", flüsterte er.
Die Sonne stand hoch am Himmel und Goldstern lag ausgestreckt auf dem Ast der Eiche. Nach Sonnenhoch wurde er aus dem Heilerbau entlassen. Grauwolke meinte dennoch, dass er sich schonen sollte.
Zwar würde Goldstern lieber einer Tätigkeit nachgehen, statt nur faul herumzuliegen, doch er wiedersprach seinem Heiler nicht und folgte seinem Rat. Eine Jagdpatrouille kehrte beladen mit Beute zurück und warf diese auf den Haufen.
Er war froh, dass die Blattleere bald vorüber war. Der Schnee schmolz langsam und die Tage wurden wärmer. Seine Aufmerksamkeit wandte sich an Seelenjunges und Rubinjunges die spielerisch rauften. Fuchsschweif lag vor der Kinderstube und beobachtete mit halb geöffneten Augen ihre Jungen.
Rubinjunges drückte ihren Bruder in das Gras. Der rot gestreifte Kater zappelte wild unter dem Gewicht seiner Schwester. "Gib auf, FinsterClan-Krieger! Ich, Rubinstern, Anführerin des DrachenClans, lasse nicht zu, dass du unser Territorium an dich reißt!"
Seelenjunges zeigte die Zähne. "Ich bin noch lange nicht am Ende!", keuchte er und trommelte mit seinen Hinterbeinen gegen ihre Brust, bis sie quickend zurück sprang. Die braun-weiße Kätzin purzelte zu Boden, als sie das Gleichgewicht verlor.
Seelenjunges stürzte sich auf Rubinjunges, doch seine Schwester biss ihm in das Vorderbein. Der rote Kater jaulte auf und Fuchsschweif spitzte wachsam die Ohren. "Was ist los?", fragte sie und richtete sich auf. "Rubinjunges hat mir in die Pfote gebissen!", jammerte das Junge kläglich und stürmte humpelnd zu seiner Mutter.
Rubinjunges rappelte sich rasch auf und konterte barsch: "Meine Zähne haben doch kaum dein Fell berührt!"
"Doch haben sie! Bestimmt blute ich jetzt!" Fuchsschweif untersuchte Seelenjunges Pfote und miaute: "Alles in Ordnung, ich sehe kein Blut."
Ihr Sohn sah sie mit großen, grünen Augen an. "Bist du dir sicher? Vielleicht ist sie ja gebrochen." Nervös schüttelte er sein Vorderbein. Die Königin schnurrte: "Nein, du bist unversehrt." Sie leckte ihm zwischen die Ohren.
An Rubinjunges gewandt befahl sie: "Spielt nicht so wild, oder ihr holt euch noch wirklich ernste Verletzungen." Die braun-weiße Kätzin senkte den Blick und ließ den Schwanz hängen. "Ja, Mama", murmelte sie. "Und tut mir Leid, Seelenjunges. Ich wollte dir nicht mit Absicht weh tun,"
Das rot getigerte Junge hüpfte zu seiner Schwester zurück und maunzte: "Ist nicht schlimm. Komm, spielen wir weiter! Wir haben unseren Kampf noch nicht beendet." Rubinjunges' Augen leuchteten aufgeregt und sie warf sich in eine schiefe Kauerstellung.
Plötzlich zeriss ein panisches Jaulen die Luft. Die Katzen hatten die Felle gesträubt und ihr Blicke waren starr in den Himmel gerichtet. Beunruhigt sprang Goldstern von der Eiche. "Was ist los?" Kaum hatte er die Frage gestellt, schrie Funkelsee im selben Moment: "Ein Milan! Er fliegt direkt auf das Lager zu!"
Entsetzt erblickte der Anführer den riesigen Vogel, er kreiste über die Lichtung und kam jeden Herzschlag näher. "Versteckt euch in den Bauen, sofort!", befahl Goldstern. Seine Clan-Gefährten zögerten nicht lange und stürmten mit peitschenden Schwänzen über die Grasfläche.
Der goldene Kater eilte zu Blitzkralle, der zitternd am Rand der Lichtung kauerte. "Schnell, du musst dich in Sicherheit bringen!", drängte er und schob den verängstigten Kater in den Heilerbau, da dieser am nächsten lag.
Grauwolke half ihm und zerrte den hellbraunen Krieger in die sichere Höhle. Nachdem sich Goldstern abwandte und sich im Lager umblickte, ob auch jede Katze einen geschützten Ort gefunden hatte, sah er, wie Fuchsschweif Rubinjunges am Nackenfell gepackt hatte und sie eilig in die Kinderstube trug.
Sein Magen drehte sich um, als er ein rot getigertes Fellbündel, fast unsichtbar, auf freier Fläche, zwischen den Grashalmen entdeckte. "Seelenjunges!", kreischte Fuchsschweif panisch. "Pass auf!"
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