»Kapitel XV || Die hellsten Lichter«
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Kᴀᴘɪᴛᴇʟ XV || Dɪᴇ ʜᴇʟʟsᴛᴇɴ Lɪᴄʜᴛᴇʀ
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»Dᴀs Gʟᴜ̈ᴄᴋ ɪsᴛ ɴɪᴇᴍᴀʟs ɢʀᴇɴᴢᴇɴʟᴏs, ᴀʙᴇʀ ᴅᴀs Eʟᴇɴᴅ ɪsᴛ ᴇs ᴇʙᴇɴsᴏ ᴡᴇɴɪɢ. Iɴ ᴊᴇᴅᴇʀ Dᴜɴᴋᴇʟʜᴇɪᴛ fɪɴᴅᴇᴛ sɪᴄʜ ᴇɪɴ ᴋʟᴇɪɴᴇs Lɪᴄʜᴛ - ᴇɪɴ Lɪᴄʜᴛ, ᴅᴀs ᴍᴀɴ ᴠɪᴇʟʟᴇɪᴄʜᴛ ᴇʀsᴛ ʙᴇᴍᴇʀᴋᴛᴇ, ᴡᴇɪʟ ᴀʟʟᴇs ᴀɴᴅᴇʀᴇ ᴅᴜɴᴋᴇʟ ɪsᴛ. Uɴᴅ ᴇʙᴇɴsᴏ, ᴡɪᴇ ᴍᴀɴ ᴇʀsᴛ ʜᴏffᴛ, ᴡᴇɴɴ ᴇs ᴇᴛᴡᴀs ɢɪʙᴛ, ᴅᴀs ᴍᴀɴ ᴀ̈ɴᴅᴇʀɴ ᴡɪʟʟ, sᴏ ᴠᴇʀsᴛᴇʜᴛ ᴍᴀɴ ᴍᴀɴᴄʜᴍᴀʟ ᴇʀsᴛ, ᴡᴀs ᴇᴛᴡᴀs ᴇɪɴᴇᴍ ʙᴇᴅᴇᴜᴛᴇᴛ, ᴡᴇɴɴ ᴍᴀɴ ᴇs ᴠᴇʀʟɪᴇʀᴛ.«
Tiefseele,
Heilerin unbekannter Zugehörigkeit,
59 Worte über
Die Macht der Dunkelheit.
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»Ich verlange, Fahlstrom vom Blute des Zephyr zu sprechen«, donnerte der Anführer des BrandClans, und seine Stimme hallte in der eisigen Höhle wieder.
Sofort drangen die Katzen aus dem Kriegerbau heraus, umringten Steppenblut fauchend. Rubinlichter, die Wache gehalten hatte, blickte eingeschüchtert und ratlos drein, als der mächtige, rotgoldene Kater, umringt von drei Kriegern, sich direkt vor dem GletscherClan aufbaute.
»Verschwinde, du Eisherz! Hau ab aus unserem Lager«, fuhr Polarbrand den Anführer an und zog dem gold-schwarz gefleckten Krieger, der auf der Versammlung Zeitensturm angeklagt hatte und jetzt seinen Anführer verteidigte, die Krallen über die Schnauze.
Schneeblut, von dem Geschrei ihrer aufgebrachten Krieger erwacht, glitt elegant aus ihrem Bau und stellte sich vor den BrandClan-Kater, der in ihr Lager eingebrochen war.
»Sei gegrüßt. Was führt dich hierher, Steppenblut? Warum wünschst du, mit meiner Kriegerin zu sprechen?«, erkundigte die weiße Kätzin sich mit leicht zitternder Stimme und sah aus, als hätte sie sich am liebsten auf das Eis geduckt.
»Das, Schneeblut, ist eine Sache zwischen Fahlstrom«, er spuckte den Namen geradezu aus, »und dem BrandClan, in die sich möglichst keine andere Katze einmischen sollte - das könnte schädlich für ihre Gesundheit sein.«
Der Krieger drehte den Kopf von der einen Seite zur anderen.
»Wo ist sie?«
Panik schoss durch jede Faser von Orkanpfotes Körper, ließ sie einen Moment steif wie einen Eiszapfen dastehen, dann packte Fahlstrom sie am Nackenfell und zerrte sie zurück in die Kinderstube. Eindringlich starrte die Königin ihre Tochter an und wisperte die Worte, die ihr Leben für immer verändern sollten.
»Orkanpfote, du musst mir jetzt gut zuhören - ich werde keine Zeit mehr haben, die alles zu erklären. Also... hör einfach zu.«
Der hektische, geradezu verzweifelte Ton, den Fahlstrom angestimmt hatte, fachte das Feuer der Panik in ihrem Herzen nur noch mehr an. Aber so starr, wie die goldenen Augen ihrer Mutter auf sie gerichtet waren, traute sie sich nicht, Fragen zu stellen.
»Egal, was Steppenblut behauptet - es stimmt nicht, glaube mir. Und sorge dafür, dass es die anderen auch nicht glauben. Kümmere dich um Strompfote. Lass ihn nicht allein, sonst mache ich mir Sorgen, was Schlangensilber aus ihm machen wird.
Folge mir nicht. Bitte. Und das ist kein Scherz. Du kannst nichts ändern, wenn du tot bist, weder für dich, noch für andere.
Pass auf dich auf, Stürmchen. Und gib niemals auf. Weißt du, was ich damals gesagt habe, bei deiner und Strompfotes Geburt?
›Dein Name wird Orkanjunges sein. Nach dem Sturm in unseren Herzen, und, weil du die Welt verändern wirst, ebenso wie der unzähmbare Wind. In deinem Herzen brennt ein Feuer, meine liebe Tochter. Halte es warm. Lass es nicht erlischen und daraus kann ein Inferno werden, der die Welt verändern wird.‹
Und ich glaube daran. Immer noch. Ich bin so stolz auf dich, Stürmchen. Auf euch alle drei, glaub mir. Vergesst mich nicht, bitte.«
Und mit einem letzten »Ich hab dich lieb« wandte sie sich zum Gehen, richtete den Blick auf den vereisten Ausgang der Höhle.
Dann drehte sie sich noch einmal um zu ihrer verzweifelten Tochter und blickte sie so tief an, dass die Schülerin wie hypnotisiert zurückstarrte. Und als die Kriegerin sprach, klang es, als wären es nicht ihre Worte. Als spräche jemand anderes durch ihre Mutter hindurch. Jemand, alt wie das Leben selbst, mit tausend Stimmen zugleich, wie die Stimmen aus den finstersten ihrer Träume.
»Die hellsten Lichter leuchten in den Schatten.«
Damit verschwand sie aus der Kinderstube und aus dem Sichtfeld der panischen Orkanpfote, hinein in das kalte Licht, in dem sich die Blicke des Clans auf sie richteten. Die verwirrte Schülerin heftete sich an die Pfoten ihrer Mutter, Angst füllte jede Krallenbreite ihres Herzens.
»Ah, da ist sie ja«, grollte Steppenblut, der soeben aus dem Anführerbau getappt kam. Seine Augen waren ebenso golden wie ihre eigenen und die von Fahlstrom, und ebenso glühend wie die brennende Sonne.
»Komm einfach mit. Das macht es einfacher für alle.«
Sofort flutete Panik jeden ihrer Sinne. Mitkommen? Wohin? Was wollte dieser Kater von ihrer Mutter? Und warum wehrte sie sich nicht?
Fahlstrom nickte einfach, ließ zu, dass zwei BrandClan-Krieger sie flankierten und in Richtung Lagerausgang führten.
Die Anführerin schien in ihrer Abwesenheit Worte an den aufgebrachten Clan gerichtet zu haben, Worte, die die Krieger beruhigt oder zumindest zur Ordnung gerufen hatten. Oder sie hat ihnen einfach gesagt, dass der Clan des reinen Blutes irgendetwas will.
Dennoch protestierten Lummenblick und Düsterschrei fast gleichzeitig, warfen Schneeblut vorwurfsvolle Blicke zu, aber blieben im Rahmen der Möglichkeiten gefasst. Als Schnneeblut keine Anstalten machte, den BrandClan aufzuhalten, schien sich in ihr ein Schalter umzulegen. Schnell wie ein Falke sprang sie vor und stellte sich Steppenblut in den Weg.
»Wen du es wagst, meiner Mutter auch nur ein Haar zu krümmen, werde ich jedes Haar in deinem Pelz einzeln herausreißen, du jämmerliches Stück Rentierdung!«
Leider reichte sie dem Anführer kaum bis zur Narbe auf seiner Brust, und er blickte halb amüsiert, halb verärgert auf die größenwahnsinnige Schülerin hinab.
Obwohl seine Augen exakt dieselbe Farbe hatten wie die Fahlstroms und Orkanpfotes, waren sie stechend wie die eines jagenden Raubvogels, und unwillkürlich kroch ihr ein Schauer den Rücken hinunter. Ja, die Kätzin hatte Angst. Angst vor diesem Kater, Angst davor, dass er Fahlstrom etwas antun würde, wenn sie nichts tat und Angst, weil ihr Clan nur zusah, wie eine ihrer Gefährtinnen verschleppt wurde. Und sie war wütend auf beide Anführer, so wütend, dass sie am liebsten beiden die Krallen übergezogen hätte.
»Du... du bist doch die dreiste Schülerin von der Versammlung. Und schon damals habe ich gesagt: ›Schneeblut, bring deine Katzen unter Kontrolle‹! Geh mir aus dem Weg.«
Steppenbluts Stimme klang schneidend wie eine Kralle, aber die weiße Anführerin tat immer noch nichts. Auch Orkanpfote regte sich keine Krallenlänge, obwohl der Dorn der Furcht sich tief in ihr Herz grub. Irgendwo quiekte Wolfspfote ängstlich auf.
»Orkanpfote, komm da weg!«
Eine Stimme, von der sie sich unter anderen Umständen gefreut hätte, weil sie sie ansprach. Aber jetzt ließ es nur jeden Faser ihres Körpers zu Eis gefrieren, als sie den Klang von Strompfotes Worten hörte.
»Hast du sie noch alle?«, fuhr sie ihren Bruder an. »Du willst, dass ich einfach zusehe, wie dieses Eisherz unsere Mutter mitnimmt?«
Entsetzt sah sie, wie Strompfote regungslos nickte. Er war näher gekommen, bis auf eine Fuchslänge.
»Was ist nur aus dir geworden?!«, schleuderte sie ihm an den Kopf.
»Das ist ja überaus rührend, aber geh mir aus dem Weg. Wie gesagt, es wäre besser für deine Gesundheit, dich nicht einzumischen.«
Der Anführer fixierte sie länger als nötig, kam einen Schritt auf sie zu und wisperte etwas in ihr zuckendes Ohr.
»Ich weiß es. Und Schneeblut weiß es jetzt auch.«
Obwohl sie die Frage, was die Anführer denn nun wussten, getrost ebenfalls auf ihre immer länger werdende Liste von brennenden Fragen setzen konnte, wusste sie, dass Steppenblut sie ihr nicht beantworten würde. Also fletschte sie einfach die Zähne und fauchte dem gestromten Kater, dem mächtigsten Anführer seit Generationen, direkt ins Gesicht.
Da spürte sie, wie ihr von hinten die Beine unter dem Körper weggerissen wurden und sie hart auf dem eiskalten Boden aufschlug, wie sich Fänge um ihr Genick schlossen und davonzerrten und dann starke Pfoten sie auf das Gletschereis nagelten. Glühend bohrte sich Wut auf die Katze, sie sie soeben auf den Boden gepresst hatten auf die Untätigkeit Schneebluts und diesen Anführer, der gerade ungestört dabei war, ihr ihre Mutter zu rauben.
Wortlos warf Steppenblut ihr aus ein paar Fuchslängen Entfernung einen verächtlichen Blick zu, dann drehte er sich ungerührt um und trottete aus dem Lager, gefolgt von seinen Kriegern - und Fahlstrom. Und so verschwand die Katze, die ihr mehr bedeutet als alles andere auf der Welt.
Um sich schlagend versuchte Orkanpfote, sich aus dem viel zu kräftigen Griff zu befreien, umso mehr, als sie realisierte, dass Strompfote sie auf den Boden gepresst hatte und nun festhielt. Mit ausgefahrenen Krallen trat sie gegen die Läufe ihres Bruders, aber der drückte sie auf den Boden, bis auch die Proteste von Düsterschrei und die Pfotenschritte der BrandClan-Katzen verstummt waren. Dann erst lockerte der getigerte Kater den Griff, sodass sich seine Schwester herauswinden konnte.
»Hast du sie noch alle? Lass mich in Ruhe, verdammt!« Lodernde Wut ließ ihre Krallen im gedämpften Mondlicht blitzen, und sie war kurz davor, sie tief in den Pelz ihres Bruders zu schlagen.
Sofort wollte sie den Katzen folgen, aber ein halbes Dutzend ihrer Clan-Gefährten stellte sich ihr sofort in den Weg. »Tu das nicht«, grollte Seelendonner, dessen Stimme sich anhörte wie das Knurren eines Wolfes, und verzweifelt zog sich die Schülerin zurück.
Sie konnte es einfach nicht glauben. Der Schock bröckelte langsam und wich der verzweifelten Verwirrung, der brennenden Fragen und der Panik, die sie schier von innen zu zerfressen schienen. Was hatten diese Katzen von ihrer Mutter gewollt, wie hatten sie sie einfach mitnehmen können? Verstieß das nicht gegen dieses ach-so-heilige Gesetz, das Schneeblut wichtiger war als ihr eigener Clan?
Was dachte Steppenblut nur, wer er war? Und warum hatte keine einzige Katze aus dem GletscherClan etwas unternommen - nicht einmal Lummenblick oder Düsterschrei, von dem Orkanpfote das Gefühl hatte, dass Fahlstrom die einzige Katze war, die er liebte? Der gesamte Clan hatte nur dagestanden und zugesehen, wie Steppenblut und seine Krieger ihre Mutter verschleppt hatten.
Und was zum Himmel hatte Fahlstrom mit dem Satz ›Die hellsten Lichter leuchten in den Schatten‹ gemeint? Das war wohl eine der größten Fragen, die sich die kleine Schülerin stellte und für deren Antworten sie alles zu tun bereit wäre. Wahrscheinlich wäre ihre Neugierde wahrhaft entfacht worden, würde sie nicht von der lodernden Panik in ihrem Herzen übertüncht. Und von der Wut, die sich in ihrem Bauch auf Schneeblut und Strompfote angestaut hatte.
»Orkanpfote? Strompfote?«
Schneebluts Stimme zerschnitt die schier knisternde Luft und zerriss Orkanpfotes verwirrte Gedanken. Die Worte der schneeweißen Kätzin klang eisig wie der Gletscher selbst, als sie die Geschwister zu sich in den Bau rief, in den sie elegant hineingetappt war. Sofort marschierte Strompfote gehorsam auf den Bau zu, seine Schwester folgte zögernd. Was wollte Schneeblut denn nun auch noch?
Der Bau der Anführerin war eine kleine Eishöhle, rundum von innen mit dichten Tierpelzen verkleidet und warm und weich von innen. Aber die Wärme spürte Orkanpfote nicht, zu sehr waren ihre Sinne vernebelt von ihrer Panik und ihrer Verwirrung - und sie war sich sicher, dass die Luft sich für die anderen beiden genauso frostig anfühlte. Kalt wie die finsterste Gletschernacht.
Ohne Kontrolle über die Worte, die aus ihrer Kehle strömten, fauchte Orkanpfote der Anführerin direkt ins Gesicht - geleitet nun von nichts als glühender Wut, sie in einem Schwall aus Worten aus ihr herausbrach wie eine Feuerflut.
»Was hast du nur getan? Wie konntest du nur zulassen, dass Steppenblut Fahlstrom einfach mitnimmt? Sie gehört doch zum GletscherClan, wie du und ich auch, und deine Pflicht ist es doch, für alle Katzen aus unserem Clan zu sorgen!«
Es hätte kaum etwas gefehlt und sie hätte der weißen Kätzin ungerührt die Klauen über die Schnauze gezogen. Nur mühsam konnte sich die Schülerin beherrschen, und ihre Krallen, die sich rasch aus- und einfuhren, rissen Fetzen aus dem Karibufell zu ihren Pfoten.
Schneebluts Stimme klang noch immer ruhig und gefasst, als sie sich einfach an die beiden Geschwister wandte, und das, obwohl es wirkte, als müsse sie jedes Wort aus ihrer Kehle herauspressen.
»Steppenblut hat mir von der Wahrheit erzählt, die zu erfahren ihr noch nicht bereit seid. Es ist eine lange Geschichte, mit der ich nicht gerechnet hätte und ihr beiden wahrscheinlich ebenso wenig.
Dennoch möchte ich kurz mit euch darüber sprechen - denn Steppenblut hat mir etwas berichtet. Etwas, das bedeutet, ihr beide seid Katzen von unreinem Blut.«
Brandpfote,
Schülerin des FederClans,
2019 Worte über
Die hellsten Lichter.
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