»Kapitel XII || Wenn die Zeit gekommen ist«


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Kᴀᴘɪᴛᴇʟ XII || Wᴇɴɴ ᴅɪᴇ Zᴇɪᴛ ɢᴇᴋᴏᴍᴍᴇɴ ɪs
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»›Eɪɴᴇs Tᴀɢᴇs ᴡɪʀᴅ ᴀʟʟᴇs ʙᴇssᴇʀ‹, ᴅᴀs sᴀɢᴇɴ sɪᴇ ᴀʟʟᴇ. ›Eɪɴᴇs Tᴀɢᴇs ᴡɪʀᴅ ᴊᴇᴍᴀɴᴅ ᴋᴏᴍᴍᴇɴ, ᴅᴇʀ ᴜɴs ᴀʟʟᴇ ʀᴇᴛᴛᴇɴ ᴡɪʀᴅ‹. Aʙᴇʀ ᴡᴇʀ ᴡɪʀᴅ ᴅɪᴇsᴇʀ Jᴇᴍᴀɴᴅ sᴇɪɴ, ᴡᴇɴɴ ᴀʟʟᴇ ɴᴜʀ ᴅᴀʀᴀᴜf ᴡᴀʀᴛᴇɴ, ᴅᴀss ᴇs ᴊᴇᴍᴀɴᴅ ᴀɴᴅᴇʀᴇs ɪsᴛ?«

Aschenklinge,
Verbannte aus dem GletscherClan,
45 Worte über
Den, der kommen wird.

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Als Orkanpfote hinter ihm aufsprang, meinte Strompfote zuerst, seinen Augen nicht zu trauen. Seine kleine, verträumte Schwester.
Schlangensilbers stechend grünblaue Augen bohrten sich in seine, und er spürte, wie sich die Schmerzen tief in seinen Magen gruben. Er hatte versagt. Der junge Kater wollte schon aufspringen und seiner Schwester die Schnauze zuhalten, aber dann würde er das Gesetz brechen! Strompfotes Nackenfell war gesträubt, aber er schwieg.

Und so trat die kleine, braune Kätzin mit den goldenen Mustern im dünnen Pelz vor und erhob die Stimme.
»Was hat Zeitensturm euch getan, dass ihr sie verbannt? Das verstößt doch gegen diese ach-so-tolle Gesetz! Warum verteidigt ihr es überhaupt, wenn ihr es doch selbst brecht? Jedes Junge konnte sehen, dass Zeitensturm die Wahrheit gesagt hat.«

Jetzt wandte sie sich direkt an die Anführer.
»Und wisst ihr was? Smaragdpfote hatte recht. Und Aschenklinge. Und Nordsturm. Und Fahlseele. Und alle anderen Katzen, die den Mut hatten, für die Gerechtigkeit zu kämpfen! Alle Katzen, die sich getraut haben, ihre Meinung zu sagen. Die Katzen, die ihr ›Verräter‹ nennt. Die Rebellen.«

Erst war es totenstill. Dann brach ein zweiter Tumult unter den Clankatzen aus, nicht längst so heftig wie der erste, aber diesmal waren es Rufe der Empörung und der Wut. Einige Krieger schienen Orkanpfote überhaupt nicht ernst zu nehmen, aber Strompfote war wie betäubt. Er spürte förmlich, wie sich Schlangensilbers Blicke in seinen Pelz bohrten. Ich weiß. Ich weiß, dass ich versagt habe. Aber woher hätte ich denn wissen sollen, dass sie so etwas tun würde?

»Schneeblut, bring deine Katzen unter Kontrolle!«, fauchte Steppenblut mit flammendem Blick, »oder verbanne diese Schülerin gleich.«

Strompfote erwartete schon fast, dass Fahlstrom gleich vorstürzen und seine Schwester in Schutz nehmen würde. Natürlich würde sie das tun. Für ihr Lieblingsjunges würde sie alles tun!
Orkanpfote hatte gesagt, er hätte sich verändert. Er sei nicht mehr er selbst. Dabei tat er nur, was er tun musste, um seinen Traum zu erfüllen und seine »Familie« hielt ihn nur davon ab. Sie wollten nicht, dass er ein guter Krieger wurde. Sie wollten nicht, dass er sein Ziel erreichte, da war er sich ganz sicher.

Aber jetzt konnte er nicht über die Probleme, die er mit seiner Familie hatte, nachdenken. Und Fahlstrom tat nichts. Im Gegenteil, sie machte sich ganz klein und kauerte sich hinter Orkanpfote zusammen.

Stattdessen trat Meeresnacht vor, die Heilerin seines Clans, und begann, mit Pfoten, Schweif und Ohren zu zucken. Rentierpfote tappte neben ihre Mentorin und erklärte, was die blassbraune Kätzin den versammelten Clans mitzuteilen hatte.
»Eine Verbannung ist keinesfalls eine angemessene Strafe. Sie ist eine frisch ernannte Schülerin, die nicht weiß, wovon sie redet; lass sie die Nestpolster wechseln, aber verurteile keine Katze, die es nicht verdient, bestraft zu werden.«
Die beiden Heilerinnen traten zurück und Strompfote entging nicht der bewundernde Blick, den der kleine Heilerschüler des BrandClans Rentierpfote zuwarf.

»Orkanpfote, was hast du dazu zu sagen?«, erhob Schneeblut die Stimme, die ungewöhnlich hart klang wie festgetretener Schnee. Mit kalten, emotionslosen blaugrauen Augen fixierte sie die Schülerin, die unter den vielen empörten Blicken schier zusammenzuschrumpfen schien, was Strompfote mit einem Anflug von Genugtuung beobachtete. Ich muss gar nichts tun, um Schlangensilbers Aufgabe zu erfüllen. Sie tappt immer weiter in ihr eigenes Verderben hinein.

Kurz regte sich irgendwo in ihm etwas, das dem widersprach, etwas, das am liebsten zu Orkanpfote hingelaufen wäre und sich vor sie gestellt hätte, allen wütenden Katzen entgegen. Doch er verdrängte dieses seltsame Gefühl irgendwohin in seinen Hinterkopf, wo es hoffentlich für immer schweigen würde. Nichts dass seine Schwester ihm egal war - aber ihre jämmerlichen Versuche, zu rebellieren, brachte allmählich immer mehr in ihm zum Brodeln. Warum konnte sie nicht einfach zu ihm halten, ihn unterstützen auf seinem Weg und die Gesetze ehren oder wenigstens akzeptieren?

Die kleine braune Schülerin, auf der nun beinahe alle Augen ruhten, bebte am ganzen Körper, und ihre Stimme klang zittrig, aber ihre Worte waren voller Aufrichtigkeit.
»Ich... habe dazu nichts zu sagen. Das ist die Wahrheit.«

»Schneeblut!«
Jetzt jaulte der Anführer des BrandClans beinahe und fauchte der schneeweißen Kätzin, die neben ihm auf dem Vorsprung stand, direkt ins Gesicht. »Was bringt der GletscherClan seinen Katzen heutzutage nur bei? Gab es nicht vor einem halben Mond diese Schülerin, die nicht nur ihren Clan verraten hat, sondern auch noch entkommen ist?«

Jetzt schien Schneeblut verlegen von einer Pfote auf die andere zu treten und sich unter den Blicken der versammelten Katzen zu ducken. Strompfotes Blick streifte den von Schlangensilber, und er sah, dass sein Mentor verspannt war und seine Anführerin mit kritischem, kaltem Blick musterte.
Schließlich fasste Scneeblut einen Entschluss.
»Orkanpfote und ich werden uns nach der Versammlung über diesen Vorfall unterhalten und sie wird die Strafe bekommen, die den Umständen entsprechend angemessen ist. Aber das ist ein Thema für einen anderen Ort und eine andere Zeit. Steppenblut, hast du noch etwas zu sagen?«
Der gold-rote Kater schüttelte den Kopf, aber sein Blick funkelte noch immer aufgebracht.

»Dann erkläre ich hiermit die Blutmondversammlung für beendet. Wir werden in unsere Lager zurückkehren und darüber nachdenken, was unsere Kriegerahnen uns mitgeteilt haben.«
Schneeblut sprang vom Felsvorsprung, viel schneller, als die hinaufgestiegen warm und selbst aus der Entfernung erkannte Strompfote das Zittern ihrer Beine. Sie schien erleichtert, als sich allgemeines Murmeln erhob und die Aufmerksamkeit von ihr weglenkte.

Der GletscherClan sammelte sich an der einen Seite der Ebene, die etwa so groß war wie ein kleines Lager, und separierte sich von den BrandClan-Katzen, die sich mit ihren dürren Körpern und feuerfarbenen Pelzen zu einer Katzenmenge zusammenpressten. Steppenblut führte seinen Clan bereits den Hang des Feuerberges hinab, aber nicht, ohne dem GletscherClan einen letzten, wütenden Blick zuzuwerfen, der sich in jedes Auge seiner Clan-Gefährten einzeln zu bohren schien.

Orkanpfote stand da, einfach so, mit leicht zitternden Flanken, aber leuchtendem goldenen Blick. In Strompfote brodelte es; die Wut kochte in ihm hoch und er musste sich beherrschen, um seiner Schwester nicht dieses Leuchten aus dem Gesicht zu kratzen. Was hatte sie nur getan? Das war ein öffentlicher Akt der Rebellion. Eine Tat, die man nur von Blutsschändern erwarten konnte!

Strompfote zwang sich, das Fell glatt anzulegen. Seine Schwester war nur eine frisch ernannte Schülerin, die nicht wusste, was sie tat. Er richtete den Blick den Feuerberg hoch, wo ein paar BrandClan-Schüler mit ängstlich gesträubten Pelzen in den Schlund der Erde hinabblickten. Schließlich machte eine mutige Kätzin den ersten Schritt und ihre Baugefährten warteten angespannt, was passierte.

Er wagte nicht, Schlangensilber zu fragen, was de Jungkatzen da machten, schließlich wusste er, dass er die brodelnde Wut seines Mentors zu spüren bekommen würde, wenn er auch nur ein falsches Wort an ihn richtete. Er hatte seinen Teil der Abmachung nicht eingelöst. Aber das würde er noch, und er würde Schlangensilbers Vertrauen wieder gewinnen, bis der tapfere Krieger Anführer war und Strompfote zu seinem Stellvertreter ernannte. Denn das würde er. Wenn die Zeit gekommen war. Und dann würde selbst seine starrköpfige Schwester verstehen, dass das Gesetz des Blutes ehrwürdig und richtig war.

Seine Aufmerksamkeit glitt zurück auf die BrandClan-Katzen, die unruhig am Krater entlangtappten. Wahrscheinlich machen sie das Ritual, um Krieger zu werden. Sie scheinen älter zu sein als wir.

Am liebsten hätte er es ihnen nachgetan, um jetzt schon seine Kriegerprüfung zu bestehen und in die Reihen der GletscherClan-Krieger eintreten zu können. Aber Strompfote wusste, dass es zu früh war und er seinen Platz im GletscherClan finden würde, wenn die Zeit gekommen war.

Die Katzen des ewigen Eises tappten bereits die Nordseite des Feuerberges hinunter; in der Ferne ragten die schneebedeckten Berge hoch. Bald schon würde der meiste Schnee schmelzen und sich als eine gewaltige Flutwelle den Weg durch das Zwischenland bis ins heiße, trockene Territorium des BrandClans graben, wo die dürren Feuerpelze darauf warteten, dass das Wasser ihrer Heimat Leben schenkte.

Und der GletscherClan wanderte in sein Territorium zurück, die aufgehende Sonne im Rücken, die glühende Strahlen über das Land von Eis und Feuer schoss, flankiert vom undurchdringlichen Nebel des Zwischenlandes, in dem nun Zeitensturm wandelte.

Kurz hatte Strompfote gezweifelt, ob es richtig gewesen war, die Königin zu verbannen - schließlich verstieß es eigentlich gegen das Gesetz, eine trächtige Kätzin als Blutsschänderin zu verurteilen, bis ihre Jungen auf der Welt waren. Aber der Clan des reinen Blutes hatte ausdrücklich vor dem Sturm der Zeiten gewarnt - einen offensichtlicheren Hinweis hätten die Ahnen ihnen kaum geben können, dass die mollige Tigerkätzin eine grausame Verräterin war. Und wenn die Anführer aus vergangenen Zeiten sich so sicher waren, dann durfte ihr Urteil nicht in Frage gestellt werden!

Eines Tages würde das selbst seine starrköpfige Schwester das verstehen. Eines Tages, wenn er ein stolzer Krieger war, besser als alle anderen, wenn Opalschlag und Brisenpfote und ja, selbst Düsterschrei, zu ihm aufblicken würden.

Eines Tages, wenn die Zeit gekommen war.

Brandpfote,
Schülerin des FederClans,
1518 Worte über
»Wenn die Zeit gekommen ist«.

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