2. Kapitel
Eisjunges starrte ihre Mutter nervös an. Schnell setzte sie ihre verletzte Pfote auf den Boden.
Feuerjunges trat vor ihr von einer Pfote auf die andere während Flammenfell ihn weiter anblitzte.
,,Ähm...wir waren Spielen", miaute er dann möglichst unschuldig.
,,Auf dem Schmutzplatz?"
Flammenfell kniff misstrauisch die Augen zusammen.
Eisjunges wollte gerade sagen, dass sie dort ein Geräusch gehört hatten, als plötzlich die Morgenpatrille zurück kam.
Ihr Vater Schleierpelz war auch dabei. Angeführt wurde die Patrouille von Dornenfell. Stummelkralle und Nebelwolke folgten ihm.
Eisjunges schaute zu ihrem Vater, der jetzt direkt auf sie zukam und Flammenfell besorgt musterte.
,,Was ist passiert?"
,,Ich glaube, dass unsere Jungen unerlaubt das Lager verlassen haben", knurrte sie leicht gereizt. ,,Stimmt das nicht?"
Rauchjunges senkte beschämt den Kopf und Feuerjunges trat einen Schritt zurück.
Nebelwolke war Schleierpelz gefolgt.
,,Ihr solltet doch wissen, dass das Lager der sicherste Platz für Junge ist."
Eisjunges schaute sie verwirrt an. Sie hatte Geschichten von den Ältesten gehört, dass Nebelwolke als Junges fast in ihrem eigenen Lager verbrannt wurde. Wieso sagte sie dann sowas?
Doch dann eilte sie zum Bau des Anführer und verschwand kurze Zeit später darin. Hatte die Morgenpatrouille etwas entdeckt?
Flammenfell peitschte mit dem Schwanz.
,,Also stimmt es?!"
Eisjunges nickte kleinlaut.
Schleierpelz schnippte mit dem Schwanz.
,,Euch hätte sonst was passieren können. Ihr seit nicht die ersten Jungen, die sich aus dem Lager schleichen. Einige sind nicht mehr zurückgekommen."
Rauchjunges schaute mit großen Augen zu seinem Vater.
,,Wenn das nochmal passiert, werdet ihr wohl erst später zu Schüler ernannt", miaute Flammenfell weiter.
,,Oh nein! Bitte nicht!", wimmerte Feuerjunges.
Schleierpelz legte seiner Gefährtin den Schwanz auf die Schulter.
,,Sei nicht zu streng zu ihnen. Sie müssen noch viel lernen."
,,Sehr viel", knurrte sie leise zurück.
Doch dann entspannte sie sich zu Eisjunges Erleichterung wieder und schnupperte besorgt an Feuerjunges' Pelz.
,,Geht es euch denn gut?"
Rauchjunges nickte schnell und Feuerjunges deutete mit dem Schwanz auf Eisjunges.
,,Was ist mit dir, Eisjunges?", fragte ihr Vater.
,,Äh..i...ich bin auf einen Dorn getreten", miaute sie leicht zögernd zurück.
,,Zeig mal her."
Eisjunges hob ihre Pfote langsam hoch und streckte sie Schleierpelz hin.
,,Der Dorn steckt noch drinnen", stellte er besorgt fest. ,,Am besten ich bringe dich zu Steinfell, damit sie den Dorn rauszieht."
Eisjunges nickte und folgte seinem Vater über die Lichtung zu dem Brombeertunnel, hinter dem der Heilerbau lag.
Steinfell war gerade dabei den Schnee von der kleinen Lichtung zu schieben. Unter den dichten Sträuchern konnte man in der Blattgrüne immer gut Katzen hinlegen. Das hatte Flammenfell ihnen erklärt, als sie das erste Mal das Lager erkundet hatten.
,,Was ist los?", fragte Steinfell und ihr besorgter Blick fiel auf Eisjunges angehobene Pfote.
,,Sie hat einen Dorn in der Pfote", miaute ihr Vater, bevor Eisjunges antworten konnte und schob sie näher zu der schwarzen Kätizn.
,,Komm mit in meinen Bau", miaute die Heilerin freundlich und deutete auf ein großes Loch im Boden, aus dem der Geruch von Kräutern kam.
,,Ich muss Blatthimmel noch berichten, was wir bei der Patrouille entdeckt haben", miaute er mit einem letzten ängstlichen Blick auf Eisjunges' Pfote und verschwand wieder.
Also war doch etwas gewesen.
Eisjunges humpelte hinter der Heilerin her und fand sich kurz danach in einer Höhle wieder, durch die in der Decke etwas Licht hineinkam. Die Höhle war steinig und auf den Boden lagen Nestpolster verteilt. In der Wand waren Kräuter aller Art angesammelt.
Wozu die bloß alle gut waren?
,,Mach deinen Mund wieder zu. So schön ist es hier unten auch wieder nicht", schnurrte Steinfell amüsiert.
Eisjunges riss ihren Blick wieder von der Wand los und setzte sich auf ein Nestpolster.
,,Dann zeig mal her."
Eisjunges streckte ihre Pfote nach vorne und die Heilerin schaute kurz verwirrt, dann nahm sie einige Kräuter aus ihrem Vorrat und legte sie neben sich ab.
,,Ich muss den Dorn herausziehen. Das könnte aber kurz wehtun."
Die grau-weiß getigerte Kätzin nickte schnell. Wenn sie dann wieder normal laufen konnte, war es das wert.
,,Halt die Pfote still", befahl Steinfell.
Eisjunges spannte ihre Pfote an und kniff die Augen zusammen.
Mit einem Ruck merkte sie, dass Steinfell den Dorn rausgezogen hatte. Sofort schoss Schmerz durch ihre Pfote. Eisjunges fiel auf den Boden und wimmerte leise.
,,Alles gut", schnurrte die Heilerin aufmunternd und leckte ihre Pfote ab.
Dann nahm sie die Kräuter, die neben ihr lagen, zerkaute sie und begann die Paste langsam auf Eisjunges' verletzter Pfote aufzutragen.
Die kleine Kätzin schaute ihr genau zu.
,,Wofür ist das", fragte sie und deutete auf die Paste.
,,Das ist dafür, dass sich die Wunde nicht entzündet", erklärte Steinfell.
Besorgt schaute sie Eisjunges an.
,,Was ist?", quiekte das Junge.
,,Ist dir kalt?", fragte die Heilerin einfach.
Eisjunges schaute verwirrt nach oben. Wollte sie testen, ob sie Fieber hatte? Aber wieso sollte ihr dann kalt sein?
Schnell schüttelte sie den Kopf.
,,Ich dachte schon, du wärst unterkühlt. Deine Pfote ist ganz blass. Aber vielleicht liegt es nur an der Kälte draußen."
Eisjunges hob ihre unverletzte Pfote hoch und betrachtete sie. Anders als sonst sah sie nicht aus. Aber Steinfell hatte recht. Jetzt wo Eisjunges darüber nachdachte, waren die Ballen ihrer Wurfgeschwister leicht rosa. Ihre waren fast weiß.
,,Ist das schlimm?", fragte sie nervös.
,,Nein, natürlich nicht. Ich denke, dass es einfach mit deiner hellen Fellbarbe zusammenhängt. Das ist bei jeder Katze anders. Mach dir da keine Gedanken drum", schnurrte sie aufmunternd. ,,Jetzt kannst du wieder zurückgehen. Komm bei Sonnenuntergang nochmal wieder, damit ich mir deine Pfote nochmal anschauen kann. Nicht, dass sich etwas entzündet."
Eisjunges nickte und verließ den Bau. Dabei warf sie noch einen letzten Blick auf den Kräutervorrat. Wie Steinfell es bloß schaffte alles richtig zu sortieren und all diese Kräuter genau zu kennen?!
Eisjunges erwachte in der Kinderstube. Nachdem sie von Steinfell zurückgekommen war, hatte sie sich neben ihrer Mutter zusammengerollt und war kurze Zeit später eingeschlafen.
Grade wollte sie aufstehen, als sie merkte, dass Schleierpelz leise in den Bau kam und anfing mit Flammenfell zu flüstern.
Eisjunges konnte nicht genau verstehen, was sie beredeten, aber sie sah den besorgten Gesichtsausdruck ihres Vaters.
Kurze Zeit später ging er wieder auf die Lichtung.
Schnell miaute er noch: ,,Ich werde Blatthimmel darum bitten, eine Versammlung abzuhalten. Der ganze Clan sollte darüber informiert werden."
Eisjunges schauderte. Was meinte er damit? War etwas passiert? Oder ging es immer noch um die Entdeckung von der Morgenpatrouille?
Mit einem leisen Gähnen tat sie so, als würde sie aufwachen und setzte sich auf. Flammenfell schnurrte und fuhr ihr mit der Zunge mehrmals über den Kopf.
,,Geh doch raus mit deinen Wurfgeschwistern spielen. Außerdem sind Blütenjunges und Taubenjunges gerade das erste Mal draußen. Vielleicht magst du ihnen ja etwas zeigen", miaute ihre Mutter.
Eisjunges schaute zu Forellenteichs Nest. Es war verlassen. Begeistert sprang die grau getigerte Kätzin nach draußen und suchte die Lichtung nach ihren Geschwistern ab. Auf der anderen Seite der Lichtung sah sie Forellenteich, die ihren beiden Jungen dabei zusah, wie sie in Gebüsche und Baue reinschauten.
,,Ich habe dich", quiekte Blütenjunges und sprang in einen Busch. Kurz danach kam Feuerjunges aus dem Busch gelaufen.
,,Das war aber auch ein gutes Versteck, oder?", miaute er begeistert.
,,Ne, ich habe dich ja gefunden", protestierte die schildpattfarbene Kätzin und schlug spielerisch nach den Schnurrhaaren des Katers. ,,Rauchjunges hat sich besser versteckt."
,,Ich habe ihn", freute sich Taubenjunges vor dem Ältestenbau, in dem Rauchjunges hockte und zerknirscht rausschaute.
Eisjunges schnurrte amüsiert und wollte zu ihrem Bruder sprinten. Doch als sie die Pfote aufsetzte, schmerzte sie sofort wieder. Eisjunges ließ den Kopf hängen. Sie wollte doch nur mit den anderen spielen.
,,Was ist los?", fragte Flammenfell, die ihr aus dem Bau gefolgt war.
,,Meine Pfote tut weh", beklagte sie sich.
,,Das wird schon wieder. Nach zwei Tagen kannst du wieder rumlaufen wie deine Baugefährten", versicherte ihr ihre Mutter.
Eisjunges schnurrte und ging langsam über die Lichtung zu Feuerjunges, der damit beschäftigt war Blütenjunges von seinem Rücken zu pflücken.
,,Du böser Dachs", knurrte die kleine Kätzin und krallte sich noch mehr fest.
Eisjunges wunderte sich, woher sie schon Dachsreiten kannte. Doch als sie Schwarzpfote und Kristallpfote am Rand der Lichtung sah, die sich amüsiert anschauen, wusste sie, wer es Blütenjunges gezeigt hatte.
,,Wie lächerlich Feuerjunges aussieht", schnurrte Schwarzpfote.
Feuerjunges warf ihm einen beleidigten Blick zu, ehe er sich aufbaute und Blütenjunges von seinem Rücken purzelte. Taubenjunges rannte auf ihre Schwester zu und stieß sie um. In einem Knäul aus Fell und rollten sie über die Lichtung, bis sie schließlich vor Forellenteich stehen blieben.
Eisjunges wollte gerade zu Rauchjunges gehen, der immer noch bei den Ältesten war und sich eine Geschichte anhörte, als Blatthimmel aus seinem Bau kam und auf den Versammlungsstein sprang. Schleierpelz folgte ihm und blieb am Fuße des Steins stehen. Kurz danach kam auch Graufell hinterher.
,,Alle Katzen die alt genug sind um selber Beute zu machen, fordere ich auf, sich auf der Lichtung zu einem Clantreffen zu versammeln."
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