1. Kapitel

Feuerjunges schlug blinzelnd die Augen auf. Ob die Morgenpatrouille schon zurück war? Vorsichtig krabbelte er über seine Mutter Flammenfell, die leise schnarchend im Nest lag. Vorsichtig stupste er seinen Bruder Steinjunges an.
,,Steinjunges", flüsterte er.
Der kleine graue Kater riss gähnend seinen Mund auf.
,,Was ist?", quiekte er und musste erneut gähnen.
,,Lass uns aus dem Lager schleichen und die Gegend erkunden", miaute Feuerjunges begeistert.
Steinjunges spitzte die Ohren. Hoffentlich wollte er mitkommen. Und wenn nicht, ging er eben alleine los.
,,Kommt Eisjunges auch mit?"
,,Ich frage sie mal."

Feuerjunges hüpfte zu seiner grau-weiß getigerten Schwester und stupste sie an.
,,Hey, Eisjunges, kommst du mit in den Wald?"
Eisjunges setzte sich schnell auf und starrte ihn mit ihren großen blauen Augen an.
,,Du darfst das Lager nicht verlassen", miaute sie vorwurfsvoll.
Feuerjunges ließ enttäuscht den Schwanz hängen. Wieso verstand seine Schwester bloß keinen Spaß?
„Ach komm schon!", miaute der orangene Kater bettelnd. „Das wird bestimmt lustig."
,,Da ich jetzt sowieso wach bin, kann ich auch mitkommen", antwortete sie nach kurzem Überlegen.
Feuerjunges hüpfte begeistert in die Luft.

Eisjunges schaute erst nervös zu Flammenfell, dann zu Forellenteich, die sich um ihre beiden neu geborenen Jungen geringelt hatte. Die beiden waren erst zwei Sonnenaufgänge alt. Graufell hatte zusammen mit seiner Gefährtin die Namen Blütenjunges und Taubenjunges für die beiden Kätzinnen ausgesucht.
Vorsichtig sprang Feuerjunges nach unten und schob seinen Kopf langsam durch den Vorhang der Kinderstube nach draußen. Niemand war auf der schneebedeckten Lichtung. Die Morgenpatrouille war anscheinend noch nicht zurück.
,,Kommt!", flüsterte er.
Seine beiden Geschwister steckten ebenfalls die Köpfe raus und schnupperten kurz, bevor sie langsam zum Lagerausgang tappten. Feuerjunges' Pfoten kribbelte aufgeregt. Endlich würde er mal das Lager verlassen. Er durfte es zwar nicht, aber wenn es niemand mitbekam, würden sie schon keinen Ärger kriegen.

,,Wäre es nicht besser über den Schmutzplatz rauszugehen", fragte Rauchjunges nervös.
,,Wieso denn?", miaute Flammenjunges. ,,Die Morgenpatrouille wird schon nicht genau in dem Moment zurück kommen."
,,Aber nicht dass sie uns riechen", fügte sein Bruder piepsend hinzu.
,,Er hat recht", stimmte Eisjunges bei.
Feuerjunges wollte erst dagegen stimmen, weil er keine Schwäche zeigen wollte und sich nicht von seiner Meinung abbringen lassen wollte, doch er sah ein, dass seine Geschwister recht hatten und schnippte dann doch zustimmend mit dem Schwanz.
,,Hoffentlich ist Hummelschweif oder jemand anderes nicht grad dort. Die Ältesten müssen ständig zum Schmutzplatz", scherzte Rauchjunges.
Feuerjunges schnurrte amüsiert.

Leise schlüpften sie auf den verlassenen Schmutzplatz. Rauchjunges schien sich sofort zu entspannen.
,,Hier lang", flüsterte er und deutete auf eine Lücke im Brombeerstrauch.
Feuerjunges quetschte sich nach seinem Bruder durch und Eisjunges folgte zögernd.
Staunend schaute der orangene Kater sich um. Der Wald wirkte noch größer als er es sich vorgestellt hatte. Überall bedeckte Schnee den Boden. Im Unterholz knisterte es und kurz darauf flog eine Bachstelze nach oben und landete auf einem Ast über ihren Köpfen.
Feuerjunges fühlte sich wie ein Schüler. Nicht mehr lange und sie würden Vögel fangen lernen. Bei der Vorstellung fing er laut an zu schnurren.

Auf einmal flog Schnee gegen ihn und unterbrach seine Gedanken.
Er drehte sich um und sah, dass Rauchjunges ihn abgeworfen hatte.
,,Ey", fauchte er und warf sich auf seinen Bruder, der daraufhin in den weichen Schnee gedrückt wurde.
Hustend drückte er sich wieder nach oben und spuckte Schnee aus. Feuerjunges fiel auf die Seite.
Eisjunges schnurrte amüsiert und fegte mit ihrem Schwanz Schnee über ihn rüber.
,,Na warte", kreischte er belustigt und wollte sich auf seine Schwester stürzen. Doch die wich zur Seite aus und schoss durch den Wald davon.
,,Ich kriege dich", rief er hinterher und raste mit Rauchjunges hinter der grauen Kätzin her.
Die beiden holten immer mehr auf, als Eisjunges plötzlich einen Haken um einen Baum machte und dann nicht mehr zu sehen war.

,,Wo ist sie hin?", fragte Rauchjunges verwundert.
Feuerjunges schüttelte sich den Schnee von den Pfoten und tappte vorsichtig um den Baum herum. Seine Schwester war nicht zu sehen.
,,Ich sehe sie ni..."
Er brach ab, als etwas auf ihn drauffiel. Instinktiv trat er mit den Pfoten aus. Das Gewicht war auf einmal weg. Vor ihm lag seine Schwester und spuckte Schnee aus.
,,Ich habe dich voll reingelegt", schnurrte sie.
,,Habe ich gemerkt", knurrte Feuerjunges spielerisch zurück.
,,Lasst uns wieder zurück gehen, bevor noch jemand etwas merkt", miaute Rauchjunges und schaute ängstlich um sich.
,,Na gut, Hasenjunges."
Rauchjunges warf ihm einen gekränkten Blick zu und sprintete dann in Richtung Lager zurück.
,,Warte", rief Eisjunges und raste hinter ihm her.

Feuerjunges seufzte. Im blieb wohl nichts anderes übrig als ihnen zu folgen. Rauchjunges war langsamer geworden. Eisjunges hatte ihn fast eingeholt, da stolperte sie plötzlich und kugelte über den Boden. Feuerjunges lief noch etwas schneller. Hoffentlich hatte sie sich nicht wehgetan.
Rauchjunges blieb stehen und drehte sich schockiert um.
,,Geht es dir gut", fragte er nervös.
Eisjunges wimmerte leise und hielt ihre Pfote in die Luft.
Feuerjunges kam vorsichtig angelaufen und sah, dass seine Schwester über einen eingeschneiten Strauch gestolpert war.
,,Sie hat einen Dorn in der Pfote."
Rauchjunges schien aufgebrachter als Eisjunges selber.

,,Da vorne ist doch schon das Lager", miaute der orangene Kater deshalb und leckte seiner Schwester ermutigend die Schulter.
Eisjunges trat mit ihrer Pfote nicht auf und humpelte zwischen ihren Brüder zurück zum Schmutzplatztunnel.
Feuerjunges streckte den Kopf durch und bedeutete den anderen beiden ihm zu folgen.
Zusammen mit Rauchjunges' Hilfe humpelte seine Schwester zurück ins Lager.
,,War das nicht aufregend!?", miaute Feuerjunges laut, als sie wieder auf der Hauptlichtung waren.
,,Was war aufregend?"
Oh nein!
Feuerjunges drehte sich um und sah seine Mutter, die ihn wütend anblitzte.

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