9. Kapitel
EINE EISIGE WINDBÖE zauste Sprenkelpfote das Fell und ließ sie zittern. Blattfall nahte und die Beute wurde immer knapper. Doch Sprenkelpfote, die nun seit fast zwei Monden eine Schülerin war, plusterte ihr langes Fell auf, sodass die Kälte sie nicht so schnell erreichte und tappte wieder zurück in den Schülerbau, um Spitzpfote, Loderpfote und Kirschpfote zu wecken, die heute mit ihr trainieren würden. Die Mentoren von Loderpfote und Kirschpfote, Maisblatt und Igelpelz, waren heute auf Patroullie und Nachtstern und Himmelschweif würden alle Pfoten voll zu tun haben.
"Wacht auf, ihr Schnarchnasen", miaute sie belustigt. Gut, dass Bachpfote nicht hier ist. Er würde mir sicherlich die Ohren zerfetzen!
"Mach mal halblang, Schwesterchen. Ich bin doch schon wach", gähnte Spitzpfote und erhob sich murrend aus seinem Nest. Sein braunes Fell war voller Moos und auch die anderen sagen nicht gerade besser aus.
Noch verschlafen trotteten die drei Schüler aus dem Bau hinaus ins Freie und schnell folgze Sprenkelpfote ihnen. Nachtstern, Himmelschweif und Ringelpfote warteten schon an dem Brombeertunnel, wobei Ringelpfote aufgeregt mit ihrem Schwanz in der Luft herumpeitschte. Sie würden heute fischen gehen, damit der Clan den Frischbeutehaufen wider Frischbeutehaufen nennen konnte, welcher mit zunehmenden Kältegraden immer weiter schrumpfte.
Am See der Schüler angekommen, platzte es aus Ringelpfote heraus: "Darf ich Kirschpfote und Loderpfote zeigen, wie man fischt?"
Sie war, wie sich ein paar Tage zuvor gezeigt hatte, eine besonders gute Fischerin. Sprenkelpfote hasste fischen. Sie war zwar nicht unbedingt schlecht, aber sie konnte sich nicht auf die ständig umherflitzenden, schillernden Körper im Wasser konzentrieren und fing lieber Waldbeute.
"Nachtstern, kann ich nicht lieber im Wald jagen gehen?", fragte sie ihre Mentorin.
"Wenn du meinst, dass du dann mehr fängst", erwiderte sie, "dann gerne."
"Danke!", rief Sprenkelpfote ihr aufgeregt hinzu, während sie in den Büschen verschwand.
Sobald sie außer Hörweite der anderen war, ließ sie die Düfte und Geräusche des Waldes auf sich einwirken. Sie erschnüffelte die Geruchsspur einer Maus, jefoch war sie schal und so lief Sprenkelpfote weiter in Richtung SonnenClan- Grenze. Plötzlich blieb sie stehen. Was war das? Der Geruch von Blut stach ihr in die Nase, vermischt mit dem von Kaninchen und dem einer Katze. Blitzschnell folgte sie dem Geruch und kam an einer jungen Eiche zum stehen. Noch konnte Sprenkelpfote nichts sehen, doch der Geruch war bereits viel stärker. Sie schlich weiter, durch ein Gebüsch und mehrere abgestorbene Farnwedel und sah auf einmal ein totes Kaninchen unter den Blättern eines Brombeergestrüpps liegen. Sie lief zu ihm hin und untersuchte das Umfeld. Aufgewirbelte Blätter, Katzengeruch und mehrere Fetzen weißen Fells verrieten ihr, dass eine Katze
das Kaninchen nur knapp hatte erlegen können.
Die schwarze Schülerin konnte den Katzengeruch jedoch nicht identifizieren. Er stammte weder von einem ihrer Clangefährten, noch war es dem Sonnenclan-Geruch ähnlich. Sie drehte sich abrupt um und preschte zurück, lief, so schnell sie konnte. Völlig außer Atem kam sie auf die Lichtung am See der Schüler gesprungen und rief: "Nachtstern, Nachtstern, da ist ein totes Kanichen auf unserem Territorium!"
Sofort fuhren Nachtsern und Himmelschweif herum und sahen sie geschockt an. Plötzlich ertönte Kirschpfotes aufgebrachte Stimme: "Musst du mich so erschrecken?! Ich hatte ihn fast!"
"Tut mir leid", stammelte Sprenkelpfote leise.
Und es ist ja auch egal, dass vielleicht ein Streuner auf unserem Territorium war und gejagt hat, oder nicht?, dachte Sprenkelpfote wütend. Doch da holte Nachtstern sie schon wieder von ihren Gedanken auf die Lichtung zurück, als sie besorgt miaute: "Zeig es mir. Das muss ich sehen."
Nachdem Sprenkelpfote ihre Mentorin, Himmelschweif und die anderen Schüler zu der Stelle gebracht hatte, wo das Kaninchen lag, war die Patroullie erst einmal geschockt. Welche Katze würde ihre nir schwer gefangene Beute einfach so auf dem kalten Waldboden liegen lassen, gerade jetzt, wo die Blattleere über die Clans hereinbrach?
"Die Blattleere ist diesen Blattwechsel sowieso zu früh. Warum also hat es der Jäger nicht mitgenommen...?", murmelte Himmelschweif und Nachtstern nickte zustimmend.
Sie schnupperte. Sprenkelpfote miaute: "Ich habe vorhin schon geprüft, ob es eine Katze aus unserem Clan war, aber ich habe nicht den Hauch MondscheinClan an dem Pelz des Kaninchens gefunden. Es war eher jemand, den wir nicht kennen... ein Streuner zum Beispiel", fügte sie hinzu, als Ringelpfote sie fragend ansah. Loderpfote jedoch schien nicht einmal anwesend, sondern starrte gebannt in die Astgabel einer Eiche, die relativ nah am Brombeergestrüpp wuchs. Dann sah Sprenkelpfote, auf was Loderpfote so gebannt starrte: frische Krallenspuren und Blut waren an der Rinde zu erkennen. Plötzlich miaute er: "Diese Krallenspuren... Sie riechen nach... Blattflug."
Nachtstern sah ihn fragend an. "Welche Krallenspuren?"
Loderpfote deutete mit dem Kopf in Richtung der Eiche. Er ging langsam auf den Baum zu und fing an, zur Astgabel hinaufzuklettern. Er schnüffelte sorgsam an ihnen, dann jedoch sprang der rote Kater vom Ast hinunter.
"Loderpfote? Geht es... dir gut?"
Himmelschweif sah besorgt aus. Loderpfote krächzte: "Sie ist verletzt. Aber sie ist zurück zum Lager gelaufen."
Sprenkelpfote erhob die Stimme: "Ich glaube, sie hat die unbekannte Katze verjagt, sonst wäre das Kaninchen weg. Wir müssen sie fragen, ob sie ihren Gegner von irgendwoher erkannt hat." Nachtstern nickte. "Gute Idee. Sprenkelpfote, Loderpfote, wir laufen zurück zum Lager. Himmelschweif, du und die Schüler sammelt den gefangenen Fisch ein und kommt nach. Verstanden?"
Sprenkelpfote merkte, dass Nachtstern in letzter Zeit sehr gestresst war. Ihr Tonfall war streng geworden, ihr Fell sträubte sich bei den unwichtigsten Dingen und ihr schwarzer Schweif peitschte furch die Luft.
Macht der SonnenClan wirklich so viel Ärger? Und warum tut er das überhaupt?
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