4. Kapitel
IN DIESER NACHT konnte Sprenkeljunges nicht einschlafen. Sie war besorgt um Eichelstern, da er so schwach war, dass er nicht einmal eine Maus gefressen hatte, als Blütenfell sie ihm brachte. Doch irgendwann schlief sie ein und träumte.
In ihrem Traum begegnete Sprenkeljunges der Ältesten Minzfell. Sie saß an der Böschung des Flusses, der an der Seite des MondscheinClans verlief, und sah sich die Strömung an. Sprenkeljunges hüpfte zu ihr und Minzfell freute sich, mal ein Junges zu sehen, das sie nicht ständig irgendwie zu nerven versuchte.
Irgendwann verabschiedete sie sich, und Sprenkeljunges wunderte sich darüber,
dass sie nicht ins Lager geschickt wurde, da sie ja noch ein Junges war und eigentlich gar nicht aus dem Lager hinaus durfte.
Ist das hier gerade ein Traum? Oder ist es die Realität?
Gerade wollte sie Minzfell fragen, doch sie überquerte den Fluss gerade auf einem umgefallen, nassen Baumstamm, der sich von einer Seite zur anderen erstreckte.
Plötzlich rutschte sie aus und konnte sich gerade noch rechtzeitig mit den Krallen an einem Ast festhalten.
Sie schrie um Hilfe und Sprenkeljunges rannte zu ihr. Vorsichtig tastete sie sich auf dem Baumstamm vorwärts, und sie erwischte Minzfell am Nacken.
Langsam zog sie die Älteste wieder hoch auf den Baumstamm.
Wie kann das sein?! Ich bin doch...
Da nahm Sprenkeljunges wahr, dass sie viel größer war, als es ein Junges es je sein konnte.
"Danke!" keuchte Minzfell. Sie konnte wieder stehen, nachdem sie sich von dem Schock erholt hatte. "Vielen Dank..."
Der Rest ging in der Stimme von Kleefell unter, die sie weckte.
"Sprenkeljunges? Geht es dir gut? Die anderen wollen spielen", sagte sie.
"Ja, mir geht's gut... Ich hatte nur einen Traum. Ich gehe dann spielen!" quiekte
Sprenkeljunges und verschwand aus der Kinderstube.
Sprenkeljunges spielte mit ihren Brüdern Katz' und Maus, und ihr Bruder war natürlich der Krieger. Sprenkeljunges musste wieder als Maus herhalten, da sie das kleinste Junge in Kleefell's Wurf gewesen war, und Bachjunges war der Schüler.
Doch da ertönte wieder Nachtschweif's Stimme im Lager.
Noch ein Clantreffen?
Auch ihre Mutter wirkte überrascht, als sie aus der Kinderstube hinaustrat.
"Noch eine Clanversammlung? Erst gestern wurde doch eine abgehalten! Aber kommt", fügte sie an die Jungen gewandt hinzu, "Wir gehen nachsehen."
Doch Nachtschweif war dieses Mal noch betrübter als gestern.
Was ist nur hier los?
Plötzlich erstarrte ihre Mutter.
"Kleefell, was ist? Sag es uns! Bitte!"
Es war Bachjunges. Doch ihre Mutter war wie erstarrt, bis Nachtschweif zu reden begann.
"Katzen des MondscheinClans!" Ihre Stimme war von Trauer erfüllt.
Nein.
"Ich muss leider verkünden, dass... ", Ihre Stimme versagte.
Nein!
"Eine Katze aus unserer Mitte entschwunden ist, dessen Größe nicht geleugnet werden
kann."
Bitte nicht!
"Eichelstern ist letzte Nacht gestorben. Er hat sein letztes Leben verloren, als er noch am schlafen war.
Wir werden heute Nacht für ihn die Totenwache halten.
Doch jetzt muss ein neuer zweiter Anführer erwählt werden", sagte sie und ließ ihren von Trauer getrübten Blick durch die Menge schweifen.
"Ich erwähle nun unseren neuen Zweiten Anführer im Namen Eichelstern's,
damit er meine Wahl billigen kann. Der neue Zweite Anführer wird Rotfell sein!"
Die Katzen fingen an, seinen Namen freudig zu rufen, obwohl Eichelstern tot war.
Er würde nun im SternenClan über sie alle wachen.
Einige Katzen hatten sich schon von ihrem Anführer verabschiedet, und so gingen ihre Mutter und sie zu Sonnenherz, der mit Rotfell zusammen bei ihm kauerte.
Eichelstern war ihr Vater gewesen. Sprenkeljunges kannte ihn zwar nicht so gut wie einige andere Katzen, da sie ja noch ein Junges war, doch sie murmelte trotzdem einige Abschiedsworte.
Eichelstern sah aus, als würde er zusammengerollt in seinem Nest schlafen, doch Sprenkeljunges war trotzdem traurig.
"Sonnenherz? Willst du diese Nacht mit Rotschweif zusammen die Totenwache
halten?", fragte Kleefell ihren Gefährten.
"Nur, wenn es dir nichts ausmacht." Sprenkeljunges' Vater sah Kleefell mit sanften Augen an, der Schmerz über den Verlust seines Vaters aber war deutlich in ihnen zu erkennen.
"Natürlich nicht. Bleib ruhig. Schließlich war er dein Vater", erwiderte sie voller Mitleid.
Sie verabschiedeten sich von ihrem Vater und Rotfell, bevor Kleefell sie zurück in die Wärme der Kinderstube bugsierte.
"Schlaft gut!" miaute Ringeljunges ihren Baugefährten zu.
"Du auch! Bis morgen!" erwiderte Sprenkeljunges ihrer Freundin.
Schon schlummerte sie ein, doch diesmal hatte sie keine unangenehme oder schockierende Träume, wofür sie wirklich dankbar war.
Am nächsten Morgen stand Sprenkeljunges schon früh auf, früher, als sie eigentlich gewollt hatte. Sie verließ den Bau und streckte sich auf dem sonnenbeschienenen Felsvorsprung, der vor der Kinderstube lag. Danach setzte sie den Hang, der ins Zentrum des Lagers führte, und sah Nachtschweif durch die Dornenbarriere kommen. Sie tappte zu ihr hinüber und fragte sie, wo sie gewesen war.
"Ich war beim Mondkreis", erwiderte die schwarze Kätzin.
"Was ist das? Und warum warst du überhaupt da, Nachtschweif?" wollte Sprenkeljunges unbedingt wissen.
"Es ist ein heiliger Ort, wo Heiler und Anführer hingehen, wenn sie einen Traum
mit dem SternenClan teilen wollen oder wenn ein zweiter Anführer seine neun
Leben und seinen neuen Namen erhält. Deswegen war ich dort. Ich bin nun die
neue Anführerin des MondscheinClans."
"Heißt du jetzt auch so wie ein Anführer? Also Nachtstern, anstatt Nachtschweif?"
"Ja."
"Ist bald meine Schülerzeremonie?!" fragte Sprenkeljunges aufgeregt.
"Ja, sehr bald. Ich denke, du wirst eine hervorragende Schülerin sein." antwortete
ihre Anführerin ihr.
"Wirklich?"
"Das denke ich. Aber warum bist du so früh wach?" fragte Nachtstern.
"Ich konnte nicht mehr schlafen..." maunzte Sprenkeljunges.
Sie war zwar noch müde, aber nachdem sie einmal aufgestanden war konnte sie bis zum Abend nicht mehr ohne Mohnsamen einschlafen.
Sie verabschiedete sich von Nachtstern und tappte zurück zur Kinderstube, wo sie Ringeljunges alles erzählte.
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