2. Kapitel

SPRENKELJUNGES WACHTE AUF und gähnte. Der Traum letzten Mondes ließ ihr einfach keine Ruhe, und so war sie immer öfter im Lager umhergewandelt, nur um über ihn nachzudenken.
Was hatte er nur zu bedeuten? Und wer waren diese Katzen?
Doch auf einem ihrer vielen Rundgänge durchs Lager hatte Sprenkeljunges hinter der
Hohlen Eiche zwischen den Felsen und einem Brombeerstrauch einen schmalen Durchgang entdeckt, mit dem sie unbemerkt aus dem Lager schlüpfen konnte. Er führte in den Wald neben der Kleinen Klippe. Also stand Sprenkeljunges auf und weckte Ringeljunges.
"Ringeljunges?", flüsterte sie, sodass nur ihre Freundin sie hören konnte, "Komm mit!
Ich muss dir was zeigen!"
Ringeljumges gähnte und krabbelte aus ihrem Nest. Sobald sie aus der Kinderstube heraus war, streckte sie sich erst einmal und putzte ihr Fell gründlich. Als sie schließlich
fertig war, rannten sie und Sprenkeljunges den Hang hinab und Ringeljunges fragte:
"Was willst du mir denn zeigen?"
Sprenkeljunges wollte es ihr noch nicht verraten, und so beschleunigte sie ihre Schritte.
An der Hohlen Eiche angekommen blieb sie stehen und wartete darauf, dass Ringeljunges wieder zu ihr stieß.
"Und?", forderte Sprenkeljunges ihre Freundin heraus.
"Wie 'Und'? Was soll ich denn hier sehen?", antwortete sie verschlafen.
"Die Hohle Eiche kenne ich schon, oder meinst du etwas anderes?"
Sprenkeljunges schnurrte belustigt. Sie schob mit ihrer Schnauze ein paar Farne zur Seite, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass auch ja keine Katze zusah, und legte einen 'Tunnel', der unter einer riesigen Wurzel verlief, frei. Ringeljunges staunte nicht schlecht, als sie auf der anderen Seite eine kleine, freie Fläche, die von allen Seiten
vor anderen Katzen, die den Tunnel nicht kannten, abgeschirmt war.
"Und hier...", Sprenkeljunges zeigte mit der Schwanzspitze auf ein paar Felsen neben einem Brombeergestrüpp, "ist das, was ich dir eigentlich zeigen wollte..."
Wieder schob sie ein paar Farne und Ranken zur Seite, und den beiden offenbarte sich
ein Gang, dessen Ende nicht zu sehen war.
"Komm mit!", rief Sprenkeljunges, und schon stürmte sie los. Ringeljunges folgte ihr, wenn auch zaghaft, doch sie schloss irgendwann zu Sprenkeljunges auf, als diese ihre Schritte verlangsamte.
Sprenkeljunges' Stimme schnitt durch die Luft wie kalte Winde an einem Tag im Blattfall, als sie Ringeljunges fragte, wo sie wohl dachte, sie rauskommen würden.
"Ich weiß es nicht! Ich war ja noch nie außerhalb des Lagers...", erwiderte sie.
"Hat dir Morgenrot nie von unserem Territorium erzählt?"
"Nicht so viel, nein..."
Sprenkeljunges verfiel in Schweigen. Sie schlängelte sich zwischen zwei Ranken
hindurch und bemerkte, dass es plötzlich heller wurde. Sie hatten den Ausgang fast erreicht!

Als Sprenkeljunges gen Sonnenhoch mit ihrer Freundin wieder im Lager auftauchte und in der Kinderstube ihre Mutter nicht finden konnte, fragte sie sich, wo sie hin sein konnte. Sie und Ringeljunges waren nicht sehr lange im Wald hinter der Kleinen Klippe
gewesen, und deswegen dachte sie nicht daran, dass sie vielleicht vermisst wurde. Doch als Sprenkeljunges Blattflug fragte, erzählte diese ihr davon, dass ihre Mutter schreckliche Angst um sie hätte und sich im Lager nach ihr umsah, gemeinsam mit Morgenrot. Sprenkeljunges bedankte sich bei ihr und wollte gerade aus der Kinderstube hinaustreten, als sie plötzlich anfing zu jaulen.
"Sprenkeljunges?"
Ihre Stimme klang panisch, und Sprenkeljunges wollte fragen, was los war, doch die Kätzin redete weiter: "Geh Blütenfell holen, so schnell du kannst! Ich glaube, ich bekomme meine Jungen! Schnell!" Sie keuchte, und ihr Körper zuckte zusammen.
Noch ehe sie ausgeredet hatte, nickte Sprenkeljunges und rannte aus dem Bau hinaus, so schnell sie konnte.
Vor dem Heilerbau angekommen, schrie sie: "Blütenfell! Blütenfell! Komm schnell! Blattflug bekommt ihre Jungen!"
Bitte sei in deinem Bau, bitte sei dort, bitte sei dort, bitte!
Erleichterung durchströmte sie, als Blütenfell aus ihrem Bau gerannt kam.
Die Heilerin hatte Borretsch im Maul und so war sie nur undeutlich zu verstehen, als sie Sprenkeljunges flüchtig ansah und fragte:
"Kannst du mir auch noch Mohnsamen bringen? Sie liegen gleich neben meinem Nest.
Blattflug könnte sie gebrauchen!"
Sprenkeljunges nickte und holte eine Kapsel davon aus dem Heilerbau. Sie beeilte sich und war schnell wieder in der Kinderstube.
"Blütenfell?" ,fragte sie, "hier sind die Mohnsamen. Ich warte am besten draußen, ja?"
"Ja. Danke, Sprenkeljunges!", erwiderte die Heilerin, als Sprenkeljunges sich wieder nach draußen begab. Da entdeckte sie plötzlich ihre Mutter, die auf sie zugerannt kam.
"Sprenkeljunges! Endlich habe ich dich wieder! Ich dachte schon, ein Fuchs hätte dich
und Ringeljunges entführt... Heiliger SternenClan."
Sprenkeljunges schmiegte sich an ihre Mutter, doch dann vielen ihr Blattflug und ihre Jungen wieder ein, und so erzählte sie die Geschichte schnell.
"Aber Blattflug's Junge sollten doch noch gar nicht kommen! Sie sind viel zu früh!"
"Ja, das dachte ich auch..."
Sie schwiegen. Plötzlich steckte Blütenfell ihren grauen Kopf durch die Ranken und setzte ein Lächeln auf.
"Kommt rein. Sie sind gesund und stark. Seht sie euch an!"
Kleefell stupste Sprenkeljunges an.
"Na los" , munterte sie ihre Tochter dazu auf. Schließlich konnte Sprenkeljunges der Versuchung, Blattflugs Junge in Augenschein zu nehmen, nicht mehr wiederstehen und sie schob sich durch den Rankenvorhang.
Blattflug's Junge waren wirklich wunderschön. Eins hatte ein so flammenfarbenes Fell,
dass es aussah, als ob zwischen den vier Jungen einen kleines Feuer loderte.
Sie sind so süß. Und sie scheinen wirklich stark und gesund zu sein, dachte Sprenkeljunges.
"Und, wie willst du sie nennen?", fragte plötzlich eine Stimme hinter ihr. Es war Flammenstreif, Blattflug's Gefährte, und blickte ihr liebevoll in die Augen.
"Ich denke, diese hier werde ich Nesseljunges nennen", sagte sie und schnippte mit ihrem Schwanz in die Richtung des hellbraunen Jungen, welches am kleinsten war,
"Und dieses hier Kirschjunges", sie nickte der kleinen, cremefarbenen Kätzin zu, die ihr zum Verwechseln ähnlich sah. "Flammenstreif? Ich hätte gerne, dass du die zwei anderen Jungen benennst... Wenn es dir nichts ausmacht" fügte sie hinzu und sah ihn mit sanften Augen an.
"Natürlich. Dieses wird dann Honigjunges, und das rote hier... Das nennen wir...
Loderjunges."

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