Siebtes Kapitel


Goldpfote öffnete blinzelnd ihre Augen. Wieso bin ich so müde?, fragte sie sich einen Augenblick lang. Dann kam die Erinnerung wieder. Sommerpfote und sie hatten beschlossen, den Kräutervorrat des Clans aufzufüllen. Nachdem sie vorgestern fast entdeckt wurden und Sommerpfote, Rosenpfote und sie, mit leeren Pfoten ins Lager gekommen waren, hatte Goldpfote daraufhin leise Schuldgefühle gehabt. Deshalb hatte sie Sommerpfote am folgenden Tag dazu überredet Kräuter zu sammeln. Sommerpfote hatte schnell zugestimmt, und sie hatten gefühlt tausendmal Kräuer ins Lager gebracht. Selbst Erlenrinde, die anscheinend gegen Zahnschmerzen half, wenn man sie kaute. Nur hatte keiner, weder Sommerpfote, noch sie, geahnt, dass das Sammeln bis nach Sonnenuntergang dauern würde. Und so waren sie, lange aufgeblieben. Aber das hat sich gelohnt, dachte sie zufrieden und ringelte ihren Schwanz um die Pfoten, der Kräutervorrat des Clans ist richtig groß geworden. Der Clan würde ganz gut durch die Blattleere kommen. So gut wie es eben ging. Goldpfote gähnte und wollte noch ein bisschen dösen, aber Zypressenblüte, ihre Mentorin, rief sie. ,,Goldpfote! Kommst du jetzt endlich? Du warst gestern wirklich lange wach, aber das ist kein Grund, Trainigszeit zu verschwenden". Goldpfote seufzte und erhob sich aus dem Nest. Sie wusch sich kurz, dann trat sie neben ihre Mentorin und bemerkte gar nicht, dass Sandstern sich zu ihnen gesellt hatte. ,,Ich finde nicht dass Goldpfote noch wirklich Trainigseinheiten braucht. Genauso wie Sturmpfote und Rosenpfote. Kommst du nach dem Training in meinen Bau, Zypressenblüte? Wir sollten besprechen, wann die drei geprüft werden". Goldpfote wurde ganz warm vor Stolz, denn ihre Anführerin hatte sie gelobt. Das musste sie Sommerpfote später erzählen. Aber erstmal gab es Training zu erledigen. Sie wandte sich Zypressenblüte zu, die gerade ihr Gespräch mit Sandstern beendet hatte. Sandstern trabte davon, vermutlich auf dem Weg zu ihrem Gefährten, Hoffnungsschimmer. Zypressenblüte sah Sandstern noch kurz nach, was Goldpfote daran erinnerte, dass die beiden Geschwister waren. Dann schüttelte Zypressenblüte ihr Fell und wandte sich Goldpfote zu, die erwartungsvoll neben ihr stand. ,,Dann lass uns jetzt zur Trainingskuhle gehen. Wie wäre es wenn du mir zeigst, welche Kampfzüge du noch nicht so gut kannst und ich helfe dir es zu verbessern". Goldpfote nickte und sie trabten gemeinsam aus dem Lager.


Uff, dachte Goldpfote, das war ein gut platzierter Schlag. Zypressenblüte ließ von ihr ab. ,,Du bist schon gut ausgewichen", meinte sie, ,,aber wenn du deine Pfoten hierhin setzt", ergänzte sie und zeigte mit der Schnauze drauf, ,,kriegst du es noch schneller hin". Goldpfote nickte und schob ihre Pfoten in die richtige Position. Zypressenblüte zeigte sich zufrieden. ,,Das ist genau richtig", schnurrte sie. Dann hielt sie inne und blickte zu den Bäumen auf. Es war schon weit nach Sonnenhoch. ,,Wir sollten jetzt ins Lager zurück", miaute sie. Goldpfote nickte und warf einen Blick auf Sturmpfote und Rosenpfote, die noch mit Aalflosse und Dämmerhimmel trainierten. ,,Sollten wir nicht auf sie warten?", fragte sie. Zypressenblüte nicke und die beiden Katzen ließen sich am Rand der Lichtung nieder. Es dauerte nicht lange, dann waren die anderen fertig. Aalflosse kam zu ihnen. ,,Wollen wir dann ins Lager zurück?", fragte sie. Zypressenblüte stand auf, und sie gingen gemeinsam ins Lager zurück. Dort angekommen, rannte Goldpfote direkt zum Heilerbau, um Sommerpfote die guten Nachrichten zu überbringen. Im Heilerbau ging sie zu Sommerpfote rüber. Die beugte sich gerade über ein Haufen Kräuter, anscheinend sortierte sie die Kräuter. Für Goldpfote sah das, ehrlich gesagt, wie ein einziges Kraut aus. Sommerpfote blickte auf, anscheinend hatte sie, sie gehört. ,,Na?", fragte Goldpfote, ,,Am Kräutersortieren?" Sommerpfote nickte müde. ,,Ja. Aber ich bin gleich fertig. Würdest du mir vielleicht helfen? Ich weiß, es sieht schwer aus, aber das ist es gar nicht". Zögernd nickte Goldpfote.

Sie setzte sich nieder und Sommerpfote begann ihr zu erklären, was der Unterschied zwischen Malve und Schafgarbe war. Goldpfote verstand zwar nur die Hälfte, schien ihre Sache aber gut zu machen. So arbeiteten sie schweigend, bis aus dem riesigen Haufen, zwei mittlere Haufen geworden waren. ,,Fertig!" Sommerpfote stand auf und streckte ihre Beine. Goldpfote tat es ihr nach und fühlte wie gut das Strecken sich anfühlte. Sommerpfote streckte die Pfote aus und schob die Kräuter in die Vorratsspalte zurück. Zu Goldpfote sagte sie:,,Geh du schonmal zum Frischbeutehaufen und suche zwei gute Stücke aus. Ich räume das hier noch kurz auf". Goldpfote nickte und trabte aus dem Bau. Ich habe ihr gar nicht erzählt, dass ich bald Kriegerin werde, fiel ihr auf. Dann zuckte sie mit den Schultern. Ich sage es ihr einfach beim Zungegeben, entschied sie. Dann fiel ihr etwas auf. Wenn sie endlich eine Kriegerin wäre, würde ihr das die Arbeit am Zweitlager vereinfachen. Am Frischbeutehaufen angekommen, suchte sie nach Spitzmäusen, Sommerpfotes und Goldpfotes Lieblingsspeise. Hoffnungschimmer winkte ihr zu und Goldpfote sah auf. ,,Etwas weiter unten, sollten noch ein paar Spitzmäuse sein", miaute er. Goldpfote nickte erfreut. ,,Danke!", miaute sie. ,,Ach, keine Ursache", miaute Hoffnungsschimmer, ,,ich weiß doch, wie sehr du die magst". Goldpfote war erfreut, dass der, manchmal mürrische Krieger, sie anscheinend respektierte. Sommerpfote trat aus dem Heilerbau und blickte sich suchend um. Dann entdeckte sie Goldpfote, im Schatten des Felsens. Sommerpfote trabte zu ihr und sie ließen sich gemeinsam nieder. ,,Weißt du was?", fragte Goldpfote. ,,Was denn", erwiderte Sommerpfote. Goldpfote miaute:,,Ich, Rosenpfote und Sturmpfote halten bald unsere Kriegerprüfung ab! Zypressenblüte, Aalflosse und Dämmerhimmel beraten gerade mit Sandstern, wann wir drei die Prüfung haben". ,,Wirklich?", fragte Sommerpfote mit leuchtenden, großen Augen. Dann huschte blitzschnell ein Schatten über ihr Gesicht. ,,Ihr habt wirklich Glück", miaute sie und versuchte ihre Traurigkeit zu verbergen, doch Goldpfote merkte, dass sie traurig war. ,,Was ist denn?", erkundigte sie sich bei ihrer Freundin. ,,Ach nichts", miaute Sommerpfote, ,,ich weiß bloß noch wie ich als Junges immer davon geträumt habe, die beste Kriegerin des Waldes zu werden. Aber ich bin froh, dass ich jetzt Heilerin bin. Ich bin besser im Heilen als im verletzen". Sie gähnte ausgiebig und stand auf. Goldpfote sah ihr hinterher, da wandte Sommerpfote sich nochmal um. ,Lust auf einen Spaziergang bei Sonnenuntergang?", fragte sie. Goldpfote nickte. ,,Bei Sonnenuntergang".



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