Kapitel 6
Es war dunkel. Kälte hatte sich in ihr Herz gefressen. Sie zitterte am ganzen Körper. Ihre Krallen gruben sich in die Erde, die jedoch viel zu leicht war, als dass sie sich hätte halten können.
Die Sicht um sie herum war schwarz. Sie konnte nichts mehr sehen. Nichts erkennen. Und das bereitete ihr noch mehr Angst. Panik brannte sich in ihr Herz.
Was war ihr los? Sie wollte wegrennen, sich bewegen. Doch sie konnte nicht. Jeder Millimeter ihres Körpers fühlte sich an, als wäre er eingefroren. Paralysiert. Zu Stein erstarrt.
Sie wollte schreien. Doch sie konnte ihren Mund nicht öffnen, ihre Krallen nicht ausfahren, um sich zu verteidigen. Es war unmöglich. So unmöglich wie alles, was sie je getan hatte.
Und dann lichtete sich mit einem Mal alles. Es wurde mit einem Schlag so hell, dass sich das Licht in ihre Augen brannte. Schmerz durchfuhr ihren ganzen Körper, obwohl nur ihre Augen getroffen worden waren.
Es war ein pochender Schmerz. Ein nerviger, pochender Schmerz, der von einem unangenehmen Brennen begleitet wurde. Immer weiter breitete sich diese schreckliche Gefühl in ihrem Körper aus.
Sie wollte schreien. Die Augen zusammenkneifen. Doch sie konnte nicht. Ihre Krallen gruben sich noch tiefer in die schlammige Erde unter ihren Pfoten, bis sie schließlich auf Stein trafen.
Und dann, mit einem Mal, ließ der Schmerz nach. Er war einfach verschwunden. Was war das bloß?, fragte sie sich, auch wenn sie es wusste. Es war wieder einer dieser Träume.
Dieser schrecklichen Träume, die sie heimsuchten und ihr das Leben zur Hölle machten. Oder würde es ein schöner Traum sein? Sie fixierte ihre Umgebung genauer, um zu erkennen, dass sie sich in einem Wald befand.
Im Wald des SternenClans. Morgenhimmel erstarrte, als sie sich selbst mit Lichtstern, Seerose und noch einigen anderen Katzen erkannte. So waren auf einer Patrouille.
"Zwei", miaute Seerose, "zwei Dachse." Verwirrt beobachtete die blaugraue Kätzin das Geschehen. Welche zwei Dachse? Lichtstern nickte, wandte sich ab und rannte davon. In diesem Moment starrte die damalige Morgenhimmel Seerose wütend an.
Morgenhimmels Herz zog sich zusammen, und direkt wurde sie, was sich gerade vor ihr abspielte. Es war eine Erinnerung von ihr. Eine Erinnerung, die sie zutiefst bereute.
Nachdem sie Patrouille sich in Bewegung gesetzt hatte, ließ sich Seerose etwas nach hinten fallen, sodass sie zu dem Abbild ihrer ehemaligen Schwester stieß. "Was ist los?", fragte sie verwundert.
Morgenhimmel biss die Zähne zusammen. Bohrte die Krallen in die Erde. Sie wollte etwas tun. Sich auf ihr altes Ich stürzen. Doch sie konnte sich keinen Millimeter bewegen. Sie war gefangen.
"Tu jetzt bloß nicht so ahnungslos!", fauchte ihr damaliges Ich und legte die Ohren wütend an. In ihren Augen blitzten Hass und Zorn auf. Morgenhimmel fauchte frustriert. "Sei leise", flüsterte sie, "sei still! Sag nichts!"
Doch die blaugraue Kätzin aus der Vergangenheit hörte sie nicht. "Was ist los?", wiederholte Seerose. Morgenhimmel grub die Krallen in die Erde, als sie ihren damaligen verächtlichen Blick und das missbilligende Schnauben wahrnahm.
"Oh, unsere tolle Seerose ist nicht in der Lage, um zu erkennen, dass es ihrer Schwester schlecht geht. Aber egal, solange—"
Morgenhimmel konnte es nicht mehr hören. "Sei still!", brüllte sie, "sei still! Halt den Mund! Sag nichts! Lass es!" Doch ihr damaliges Ich hörte sie nicht. Sie war nicht da.
"Ich habe doch gar nichts getan—", protestierte Seerose, doch die blaugraue Kätzin unterbrach sie mit einem Knurren: "Natürlich hast du nichts getan. Du bist ja die wunderbare Seerose, die nie einen Fehler machen würde."
Morgenhimmel grub ihre Krallen noch fester in den Boden, wenn das überhaupt möglich war. Ein Teil ihres Herzes brach erneut, als sie sich so dumm sah.
Was hatte sie nur getan? Was hatte sie bloß angerichtet? Sie war ein Monster! Sie wollte sich schämen. Und das tat sie auch. Es war ihr so unangenehm und schmerzhaft, was sie gesagt hatte.
"Es tut mir leid, dass ich nicht mehr auf deine Gefühle geachtet habe", miaute Seerose da, "ich verspreche, dass ich es in der Zukunft werde."
Morgenhimmels altes Ich kniff die Augen zusammen. "Keine Sorge, das wirst du nicht tun müssen", knurrte sie, "ich möchte eh nichts mehr mit dir zutun haben." Die blaugraue Kätzin hielt es nicht mehr aus.
Sie stürzte vor, zu ihrer Verwunderung gelang ihr, und wollte sich auf ihr ehemaliges Ich werfen. Sie fuhr die Krallen aus, wollte sich selber schlagen und fauchte dabei.
"Sei still! Half den Mund!", knurrte sie, "sag nichts!" Doch sie traf nicht. Sie glitt einfach durch sich selbst hindurch und schlug hart auf den Waldboden vor sich auf.
Ein dumpfer Schmerz breitete sich in ihren Pfoten aus. Schwach hob sie den Kopf und sah nur noch, wie sie selbst sich umdrehte und Seerose stehen ließ. "Seerose!", krächzte sie, "warte!"
Doch ihre hellgraue Schwester hörte sie ebenfalls nicht. Sie starrte der damaligen Morgenhimmel nur wutentbrannt hinterher, und dachte etwas. Was, wusste Morgenhimmel nicht genau, aber sie konnte es sich denken.
Dann verschwand Seerose ebenfalls. Und ließ Morgenhimmel wimmernd am Boden zurück. Der dumpfe Schmerz tat weh, doch sie nahm ihn kaum war. Sie verspürte nur ein unerträgliches Stcchen in ihrer Brust, in ihrem Herzen.
Es tat so weh, dass sie es kaum aushalten konnte. Richtete ihr gebrochenes Herz jetzt etwa auch noch Schmerzen an? Tat es wirklich in echt weh?
Doch sie interessierte es gar nicht. Sie wollte einfach nur noch weg. Wieso hatte sie immer diese schrecklichen Träumen? Warum war alles so ein Alptraum? Schwach schloss sie die Augen.
Hoffte, dass es bald vorbei sein würde. Dass der WunderClan sie erhöhen würde. Gnädig mit ihr sein würde. Sie hielt es nicht mehr aus. Sie wollte nicht aufwachen.
Denn dann würde sie nur noch dieselben Gedanken haben. Sie wollte einschlafen. Für immer. Es war unerträglich. Sie wollte einfach nur weg. Der Schmerz durchfuhr ihren ganzen Körper nun. Erschöpft seufzte sie.
Wann würde es wohl vorbei sein? Doch dann wurde der Schmerz plötzlich schwächer. Was war das? Erschöpfung übernahm sie. Und sie verlor das Bewusstsein. Mit dem letzten Gedanken, dass das hoffentlich das Ende sei. Sollte der WunderClan sie doch endlich zu sich nehmen.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top