Kapitel 1
Helle Farben drangen an die Oberfläche ihres Bewusstseins als Lavendelpfote langsam die Augen öffnete. Umgeben von Sonnenstrahlen, die durch die Decke des Baus fielen und weichem Moos erwachte sie aus einem traumlosen Schlaf.
Erst nach einigen Herzschlägen fiel es ihr wieder ein. Erschrocken sprang sie auf, unterzog sich einer schnellen Fellwäsche und hetzte aus dem Schülerbau. Mäusedreck! fluchte sie in Gedanken und sah sich hektisch nach ihrem Mentor um. Erst als Lavendelpfote ihn entdeckte beruhigte sich ihr Herzschlag etwas.
„Tut mir leid, Kleesturm...", murmelte sie beschämt und senkte den Kopf. Die Enttäuschung in der Stimme ihres Gegenübers machte sie trauriger als die Strenge der Worte: „Du verschläfst fast jeden Morgen! Wenn du es nicht bald lernst muss ich es Tümpelstern sagen. Und das wollen wir beide nicht!"
Unruhig trat sie von einer Pfote auf die andere. „Es tut mir leid. Das kommt nicht wieder vor", nuschelte sie. Kleesturm seufzte. „Nun gut, fangen wir an. Folge mir", miaute er kurz angebunden und trabte los in den Wald.
Lavendelpfote hing ihren Gedanken auf dem Weg zum Felsplateau nach. Ich merke jeden Tag dass irgendwas nicht mit mir stimmt! Immer verschlafe ich und nie träume ich dabei. Angekommen, erklärte Kleesturm ihr die Trainingsabfolge: „Wenn dich ein MoorClan- Krieger angreift, wie reagierst du?"
Nach kurzem Überlegen antwortete Lavendelpfote schließlich fester als gedacht: „Ich kauere mich auf den Boden, warte bis der Krieger bei mir angekommen ist und springe dann auf ihn." Ihr Mentor nickte kurz und meinte dann: „Probier das doch mal aus. Ich renne auf dich zu und du springst dann ab"
Die Jüngere kauerte sich an den Rand des Plateaus und beobachtete ihren Clangefährte genau. Als dieser mit hohem Tempo losraste, zählte sie bis 3 und sprang dann ab. Sie hielt sich mit den Pfoten an seinem Rücken fest und wurde schließlich doch von Kleesturm heruntergeworfen.
„Gut gemacht", miaute dieser zufrieden. „Du solltest jedoch bedenken dass jeder Krieger dich wie ich gerade einfach runterwerfen kann. Deshalb solltest du ihn mit ganzem Gewicht nach unten drücken. Wenn das nicht reicht musst du von dem Rücken deines Gegners abspringen und wieder auf ihm landen. Das sollte reichen. Probieren wir es nochmal."
Sie wiederholten die Abfolge mehrmals bis Lavendelpfote problemlos ihren Mentor auf den Boden ringen konnte. Zufrieden stieg sie von ihm herunter und schaute gen Himmel. „Es wird dunkel. Gehen wir zurück?", fragte die Kätzin. Kleesturm nickte und lief mit ihr in Richtung des Lagers.
***
Es war bereits dunkel, als Lavendelpfote neben Kleesturm ins Laher trottete. Der LilienClan hatte sich zusammengefunden und aß nun. Auch die Schülerin lief zu ihren Baugefährten und fragte: „Wie lief das Training?" Ohne eine Antwort zu bekommen glotzten die Schüler sie an und wandten sich dann ab. „Okayyy", miaute Lavendelpfote und nickte kurz. „Dann gehe ich halt woanders hin."
Mit hängendem Schweif ging sie an einen abgelegenen, dunklen Ort und des Lagers und ließ sich nieder. Der Appetit war ihr ordentlich vergangen. Stattdessen machte sich Trauer in ihr breit. Die plötzliche Abneigung ihrer Baugefährten hatte es ihr bewiesen. Sie war im LilienClan nun mal nicht erwünscht.
Lavendelpfote beobachtete das gemütliche Treiben im Lager und fühlte sich plötzlich sonderbar fehl am Platz. Bisher hatte sie sich in Gesellschaft ihrer Clangefährten stets wohlgefühlt, doch jetzt spürte sie etwas anderes. Eine Welle aus Abneigung und Hohn fiel aus Richtung der Katzen auf sie nieder.
Tränen bildeten sich und liefen ihr stumm über die Schnauze. Seit ihrer Geburt war Lavendelpfote unerwünscht gewesen. Ab und zu konnte sie sich einigermaßen mit anderen Schülern unterhalten aber die meiste Zeit über wurde sie ignoriert und abwertend angestarrt.
Den Grund wusste sie nicht genau, nur das sie keine Geschwister hatte und ihre Mutter kurz nach der Geburt verstorben war. Selbst über ihren Vater wusste nichts. Nichts hätte sie sich mehr gewünscht als endlich einmal geliebt und nicht nur verhöhnt zu werden.
Lavendelpfote schloss die Augen und fing an zu beten: SternenClan, was tut ihr mir nur an!? Falls es euch gibt, dann zeigt euch, denn bisher habe ich nichts von euch gespürt. Nur den Hass meines Clans. Wütend bettete sie ihren Kopf auf dem Boden, drehte sich um und starrte noch eine Zeit lang in die Sterne. Eine Sternschnuppe huschte über das Silbervlies, dich dies blieb unbemerkt von ihr.
Ihr Kopf füllte sich mit eigenartigem Nebel und kurz darauf trudelte ihr Bewusstsein in eine andere Dimension. Lavendelpfote schlief ruhig und traumlos, bemerkte nicht das magische Leuchten an ihren Flanken und wie sich ein Kreis aus Staub um sie erhob.
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