•Kapitel 1•
Wasserjunges schlug die Augen auf. Er war sich nicht sicher, was genau ihn geweckt hatte, aber um ehrlich zu sein, war ihm das auch egal. Schläfrig sah er sich um. Er hatte einen schrecklichen Traum gehabt.
Neben ihm räkelte sich sein Bruder Beerenjunges im weichen Moos, auch Regenlied und ihre Jungen daneben schliefen noch. Seufzend wollte sich der kleine, hellgraue Kater wieder an das weiche Bauchfell seiner Mutter kuscheln, als ihm auffiel, dass sie gar nicht neben ihnen lag wie gewöhnlich. Das Nest war leer, das Moos noch warm.
Erschrocken setzte er sich auf. Wohin war sie gegangen? Wasserjunges sprang, jetzt klaren Verstandes, auf seine kurzen Beine und schob sich an Beerenjunges vorbei zum Ausgang. Draußen hielt er inne. Ein wunderschöner, klarer Sternenhimmel begrüßte ihn, aber ihm war ganz und gar unwohl zu Mute. Grillen zirpten am Seeufer. Dunkel lag die Lichtung vor ihm, die Schatten tanzten um das fahle Mondlicht herum, als würden sie ihn schnappen, wenn er aus seinem leuchtenden Schutz heraustrat. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch machte Wasserjunges einen Schritt vorwärts. Da! Ein Knacken. Erschrocken fuhr der kleine Kater herum. War das ein Schatten dort, im Lagerausgang?
»Mama?«, maunzte Wasserjunges leise und machte noch ein paar Schritte nach vorn. Nein, das war nicht der Schatten seiner Mutter gewesen. Aber wer oder was war es dann? Wasserjunges musste dem auf den Grund gehen.
In dem kurzen Tunnel, der den Lagerausgang beschrieb, war es dunkel. Sehr dunkel sogar. Nur ein einzelner Mondstrahl fand seinen Weg hinein. Die Nadelzweige, aus denen der Tunnel bestand, streiften das hellgraue Fell des jungen Katers. Doch der Tunnel war leer. Wasserjunges schloss die Augen und lauschte. Grillenzirpen, das entfernte Plätschern kleiner Wellen auf dem See, ein Waldkauz. Sonst war es still. Als er die Augen wieder aufschlug, unterdrückte er einen Aufschrei und stolperte hastig nach hinten, hinaus aus dem Tunnel. Zwei große, lavendelfarbene Augen sahen ihm nach. In diesen Augen spiegelte sich der Mond.
Zitternd hielt Wasserjunges vor dem Kriegerbau an. Was hatte er auch erwartet? Aber was war das gewesen? Eine fremde Katze? Wasserjunges nahm seinen restlichen Mut zusammen und spähte erneut in den pechschwarzen Tunnel – doch er war leer. Hatte er sich die Augen nur eingebildet? Träumte er noch? Plötzlich fuhr er herum. Seine Ohren hatten ein Geräusch von den Brombeerbüschen aufgefangen. Leise setzte der kleine Kater eine Pfote vor die andere. Dunkel wiegten sich die Zweige im Wind. Als sie sich zur Seite schoben, sprang Wasserjunges erschrocken zur Seite, nur um danach freudig schnurrend auf seine Mutter zuzulaufen und sich in ihr hellbraunes Fell zu kuscheln. »Mama!« Seine Mutter Hasenfell schnurrte amüsiert und schleckte ihm über den Kopf. »Wasserjunges! Was machst du denn hier draußen, du solltest schlafen!« Der kleine Kater hob den Kopf. Seine Mutter klang merkwürdig. Nervös. Warum sollte sie nervös klingen? »Ich bin aufgewacht und du warst nicht da, ich musste dich doch suchen!«, maunzte er. Hasenfell schob ihn sanft mit dem Schweif in Richtung Kinderstube. »Ich war nur etwas Wasser am See trinken, jetzt bin ich ja wieder da.« Wasserjunges gähnte, trottete den kleinen Erdwall zur Kinderstube hinauf, drängelte sich am schlafenden Beerenjunges vorbei und ließ sich ins warme Moos fallen. Hasenfell begann, sein hellgraues Fell mit gleichmäßigen Zungenstrichen zu säubern, und Wasserjunges driftete, eingehüllt vom vertrauten Geruch der Kinderstube, wieder in den Schlaf.
Die Höhle war nicht groß, gerade mal eine Katzenschulterhöhe hoch. Wasserjunges musste sich jedoch nicht ducken, um sich nicht den Kopf zu stoßen – er war eben noch ein Junges.
Seltsame Formen wanden sich wie Schlangen über die Wände und von der Decke hingen merkwürdige Steine. Obwohl es keine sichtbaren Löcher in den Wänden gab, war alles in ein dämmriges, orangenes Licht getaucht. Und es war kalt.
Kleine, weiße Wölkchen formten sich, wenn der junge Kater ausatmete. Was das wohl bedeutete? Wasserjunges machte einen Schritt nach vorne, nur um die Pfote prompt wieder zurückzuziehen.
Der gesamte Boden war mit einer dünnen, kalt-glitzernden Schicht überzogen. War das das sogenannte Eis, von dem seine Mutter immer wieder erzählte? Aber... Es war doch noch gar nicht Blattfall. Vorsichtig begann Wasserjunges nun doch, über das Eis in die Richtung zu gleiten, in der er den weiteren Höhlenverlauf vermutete. Tatsächlich wurde das Eis immer weniger, bis der kleine Kater seine Pfoten schließlich vor Kälte zitternd auf kaltem Steinboden spürte.
Ein leichter Windhauch streifte seine Schnurrhaare. Als er den Gang, den er gerade betreten hatte, hinaufblickte, konnte er ein kleines Licht am Ende glimmen sehen. Er schüttelte die klammende Kälte ab und fing an, auf das Licht zuzulaufen, doch es schien sich nur weiter zu entfernen. Nun fing er an, zu rennen. Scharfe kleine Steine bohrten sich in seine Ballen, die kalte Luft schien sich in seine Lunge zu schneiden. Ein Lachen ertönte. Hallte in den Gängen wieder. Abrupt und schnellatmend stoppte Wasserpfote. Das Licht war verschwunden. Plötzlich ertönte das Lachen direkt hinter ihm. Der Kater fuhr herum. Ein Klimpern ertönte. Sein Fell stellte sich auf. Was war das für ein Traum? »Du bist es also... Wasserfrost, alter Freund. So sehen wir uns wieder.« Die Stimme schien von überall und nirgends zugleich kommen. Etwas streifte Wasserjunges Rücken. Panisch duckte sich dieser, dann fauchte er: »Ich weiß nicht, wovon du redest, aber mein Name ist nicht Wasserfrost!« Die Stimme fuhr fort, fast tropfend vor blankem Hass. »Merk dir eins, Wasserfrost. Die Sonne vergisst nicht.«
Ein paar Momente der Stille vergingen, in denen das einzige, was Wasserjunges hören konnte, sein eigener, rasender Atem war. Eine andere, weibliche Stimme setzte plötzlich an. »Wach auf, Echo des Wassers«, befahl sie sanft.
»Wach auf~«
»Wach auf~«
»Wach auf-auf-auf« echote es von den Wänden des Ganges. Das Echo wurde immer fordender, immer heller-
-bis Wasserjunges seine Augen aufschlug. »Wach auf, Wasserjunges!«, maunzte Blaujunges fordernd. »Mama hat gesagt, du sollst mit uns spielen.« Der hellgraue Kater rappelte sich verwirrt auf. Wo war die Höhle hin? Die Stimme? Wasserfrost hatte sie ihn genannt... Wasserfrost? Wer war das? Er blinzelte ein paar mal. Die dunkelgraue, kleine Kätzin vor ihm blickte ihn abwartend an. »Was? Achso, ja, natürlich...«, murmelte er.
Blaujunges schien mit der Antwort jedoch nicht zufrieden zu sein. Ihre kleinen, nadelspitzen Zähne gebleckt versuchte sie, ihn zum Ausgang der Kinderstube zu zerren. Wasserjunges schnurrte amüsiert. »Ich komm ja schon. Sei nicht so ungeduldig!« Blaujunges ließ ihn los und leckte sich die Schnauze, dann legte sie den Kopf schief. »Das sagt Mama auch immer!« Der hellgraue Kater lächelte. »Dann hat sie wahrscheinlich auch recht. Na komm, wolltest du nicht spielen?« Der Kopf der jungen Kätzin schoss in die Höhe. »Ja! Höhlenjunges und Donnerjunges wollen auch mitspielen!« »Was wollt ihr denn spielen?« »Keine Ahnung!« Aufgeregt sprang Blaujunges auf. »Donnerjunges will unbedingt MondClan spielen, aber das spielen wir fast jeden Tag!«, jammerte sie, während Wasserjunges ihr nach draußen folgte. Er musste über die energiegeladene Kätzin lächeln. Das einzige, was in der leeren Kinderstube zurückblieb, war ein Schatten – ein Schatten mit großen, lavendelfarbenen Augen.
~1,143 Wörter
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Hey Leute^³^
Gibt mal wieder ein Update :]
Tut mir leid dass es so lange gedauert hat^^"
Ok :>
Weeeer ist die heutige Kapitelkatze?
Und was haltet ihr von meinem Schreibstil eigentlich so?^^" Ich versuche immer, so nah wie möglich zu schreiben, aber irgendwie klappt das nicht :c
Aaanyways. Nehmt euch einen Keks, wenn ihr wollt🍪🍪🍪
Glutenfrei, Vegan und auch in blau oder lila-Glitzer und mit Streuseln erhältlich.
See you all next week [hopefully
(╥﹏╥)✌]
⭐Möge der SternenClan deine Pfoten auf sichere Pfaden leiten~⭐
~Wolfie
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