Kapitel 15

Funkenpfote erstarrte. Die Maus vor ihr piepte laut und verschwand im Unterholz. Laut fluchend sah sich Funkenpfote nach dem Ursprung des Geräuschs um. Welches Tier machte denn Geräusche wie berstendes Eis? Angestrengt starrte sie in die tiefen Schatten, die die hohen Farne und Braumbeerbüsche auf das Gras warfen. Um sie herum pfiff der Wind durch die Blätter der Birken.

Der eisige Windstoß ließ ihr Fell zu Berge stehen. Fröstelnd drehte sie sich um sich selbst. Raureif bedeckte das Gras und die Blätter an den Bäumen gingen ein. Eisblumen bildeten sich an den weißen Stämmen und das warme Licht der Sonne verschwand unter einer weißen Wattewolke. Leichte Flocken fielen vom Himmel. Eine davon landete direkt auf ihrer Nase. Doch sie schmolz nicht. Schnell war der Wald unter einer Schneedecke begraben, auch wenn nur wenige Flocken vom Himmel tanzten. Der Busch vor ihr raschelte.

Heraus kamen ein Kater und eine Kätzin. Die Kätzin hatte schönes, samtiges silbernes Fell. Ihre Augen strahlten in einem intensiven kristallklaren Türkis vor sich hin. Der Kater war, anders als die zierliche Kätzin, kräftig gebaut und hatte langes schneeweißes Fell und dunkelgrüne Augen. Beide Katzen leuchteten in einem silbernen Licht, das sie blendete.

>> Funke! << schnurrte die Kätzin. Sie hatte eine leise, sanfte und gleichzeitig scharfe Stimme.

>> Wer seid ihr? << fragte Funkenpfote.

>> Der Winter. << sagte die Kätzin. Sie blinzelte nicht. Ihre Augen waren starr auf Funkenpfote gerichtet.

>> Entschuldige meine Schwester. Sie redet gerne etwas unverständlich. << sagte der Kater. Seine dunkle samtweiche Stimme wirkte freundlich.

>> Ihr Name ist Eis, ich bin Schnee. Endlich können wir dich kennenlernen. <<

>> Endlich? Was soll das eigendlich? Zeit? Mond? Nebel? Stern? Wer seid ihr? << fragte Funkenpfote ärgerlich und schlug mit dem Schwanz. Eis zuckte nichtmal. Schnee legte verlegen seine Ohren an.

>> Zeit war bei dir? Sie hat es dir doch erklärt. Wir sind die Natur. <<

>> Die Natur? Wartet! Geht nicht - << rief sie, als sie die beiden Katzen vor ihr in Schatten auflösten. Der Wald wurde schwarz. Es wurde heiß, der Schnee schmolz und wurde blutrot. Der Himmel wurde dunkel. Das einzige was sie vor dem Ertrinken in einem See voller Blut rettete war ein schwarzer Ast, an dem sie sich festklammerte.

Angsvoll riss sie ihre Augen auf, um irgendwo ein Ende zu sehen - ein Licht oder Land. Nichts. Sie stäubte ihr Fell. Ihre Krallen bohrten sich in den Stamm.

Dunkelheit wird kommen. Blut wird vergossen. Kälte wird über euch hereinziehen. Kein Licht und kein Vertrauen, nur Hass und Tod.

>> FUNKENPFOTE!!! <<

Funkenpfote riss ihre Augen auf, sprang jaulend auf und solperte direkt in den Brombeerwall, an dem sie eigendlich Wache halten sollte. Zitternd drehte sie sich um und erblickte Fichtenzweigs dunkle Gestalt, der sich in der Nacht kaum von seiner Umgebung abhob.

>> Hast du mir zugehört? << fragte er leise.

>> Warum schreist du so? << fragte sie kleinlaut und befreite sich aus den Brombeerzweigen. Fichtenzweig starrte sie verwirrt an.

>> Ich hab geflüstert. Funke, alles okay? <<

>> Wie lange war ich weg? << fragte sie leise und starrte gedankenverloren ins Leere. Fichtenzweig tappste zu ihr rüber.

>> Geht's dir gut, Funke? Bist du krank? << fragte er besorgt und half ihr, sich von den Dornen zu befreien. Dabei kamen sie sich näher, als Funkenpfote es in diesem Moment wollte - als sie ihren Blick hob war sie seinem Gesicht gefährlich nahe.

Schnell wich sie zurück.

>> Ich dachte, ich hab geschlafen. <<

>> Nein. Du warst nur kurz - still. <<

>> Fichtenzweig - können Schüler Visionen empfangen? << fragte sie.

>> Selten. Hattest du eine? << fragte er leise. Besorgt musterte er die Kätzin.

>> Da - war alles - Blut. Überall Blut. Und dann diese Stimme - <<

>> Shh! Alles gut, kleiner Funke!<< flüsterte er ihr zu und putzte beruhigend ihren Kopf.

>> Dunkelheit wird kommen. Blut wird vergossen. Kälte wird über euch hereinziehen. Kein Licht und kein Vertrauen, nur Hass und Tod.<< flüsterte Funkenpfote und sah Fichtenzweig bestürzt an.

>> Wir haben Verräter im Clan, Fichtenzweig. << sagte sie noch leiser. Doch Fichtenzweig hörte sie.

>> Das hat mit der SternenClan erzählt. <<

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