5. Kapitel - Auf Wiedersehen

Wenn man alles einmal von außen und mit einem neutralen, nicht von wehleidigen Gefühlen verzerrten Blick betrachtete, dann konnte man meinen Entschluss und die daraus resultierenden Handlungen durchaus als extrem leichtsinnig und wirklich nicht weitsichtig bedacht bezeichnen. 
Doch die Tatsache, dass ich auch in den nächsten Tagen nicht eine Pfote auch nur in die Nähe des Lagerausgangs setzen konnte, ohne sofort einen anderen Krieger an meiner Seite zu haben, bestätigte mich in meiner Entscheidung.
Ich muss weg von hier.

Ein gellender Schrei riss mich aus einem dösenden Schlaf, den ich am Rande des Lagers hielt. 
"Dunstblut! Dunstblut, Hilfe!"
Reflexartig sprang ich auf die Füße und sah mich panisch um, meine Pfoten zitterten. Der Gedanke daran, dass vielleicht ein Notfall vorlag, ließ meine Knie zittern.
Kurz danach allerdings wurde ich entwarnt, zumindest, was einen drohenden Kampf anging, denn der Schrei stammte von Spinnenschweif, der in diesem Moment auf der Kinderstube gestürmt kam. Die eigentlich so bedrohlich erscheinenden, blauen Augen des Katers waren vor Angst weit aufgerissen und sein Atem ging so schnell und keuchend, dass seine Kehle zu zittern schien. 
"Bin da!" Dunstblut kam aus dem Heilerbau geschossen. Es war tiefe Nacht, der halbe Mond stand hell und gut sichtbar am sternenklaren Himmel. Unsere Heilerin war alleine, Streifenblatt war zum Heilertreffen aufgebrochen, um mit dem SternenClan in Kontakt zu treten. "Was ist passiert?!"
"Lichterfeuer!" Keuchend und stolpernd kam der schwarze Krieger vor Dunstblut zum Stehen. "S-sie... sie bekommt ihre Jungen und ich glaube... i-irgendwas geht schief. Sie hat Schmerzen! Und sie blutet!"
"Schmerzen bei einer Geburt sind normal!" Trotz ihrer in erster Linie beruhigenden Worte warf die Heilerin sich hektisch herum und brach wieder in Richtung Heilerbau auf. "Irgendjemand soll einen Stock holen, mir ist egal wer! Fest, stabil und nicht zu leicht zu zersplittern! Ein bisschen Wasser wäre auch nicht schlecht und", kurz keuchte sie nach Luft, als sie durch den Eingang in ihre Höhle schlüpfte, "Spinnenschweif, du bleibst ganz ruhig! Und außerhalb der Kinderstube, ich möchte mit ihr alleine sein!" Im Inneren des Heilerbaus rumorte es, Blätter raschelte, Pfoten trappelten und schienen die Erde leicht zum Vibrieren zu bringen. Dann raste Dunstblut wieder hervor, einige grüne Blätter zwischen ihre Zähne geklemmt, und jagte mit großen Sprüngen in Richtung Kinderstube.
"Birkenschweif und Bachblüte!", fauchte sie noch im Ansturm, "Geht mit euren Jungen zu den Ältesten! Lichterfeuer braucht jetzt Ruhe und... ich möchte nicht, dass junge Katzen unnötig verstört werden!"
Noch bevor sie richtig zwischen den dichten Zweigen, mit denen der Bau isoliert worden war, verschwunden war, brach Chaos im Lager aus. Katzen sprangen auf die Füße, wildes Getuschel machte sich breit. Spinnenschweif hatte direkt vor der Kinderstube gebremst, drehte sich immer wieder auf der Stelle und versuchte, in den warmen, gut geschützten Bau zu lugen, doch wich jedes Mal wieder zurück, wenn die Heilerin ihn laut anfauchte.
Windwolke und Pollenflug diskutierten gut hörbar miteinander, allerdings waren sie dabei so hektisch und fielen sich so oft ins Wort, dass ich nicht einmal verstand, worum es ging.
"Mama", fiepste Tropfenjunges von der anderen Seite des Lagers, "Was ist denn los? Warum sind alle so aufgeregt?" Bachblüte schubste sie und ihren Bruder gerade Richtung Ältestenbau.
In der Lagermitte diskutierte der größte Rest des Clans heftig darüber, wer nun welche Besorgung erledigte, die Dunstblut soeben in Auftrag gegeben hatte, und mindestens sieben Katzen stürmten im Anschluss daran los. Ob es bei Geburten immer so hektisch zuging wie gerade, konnte ich nicht sagen, bisher war ich immer auf Patrouille gewesen, aber als ich vom Lagerrand aus zusah, wie mein kompletter Clan mit einem Mal den Verstand verlor, da verlangsamte sich auf einmal meine Herzfrequenz, meine Atmung wurde langsam und tief, wie als plane ich eine Verschwörung war ich auf einmal vollkommen ruhig. Die Stimmen und lauten Geräusche drangen noch einen Moment lang klar zu mir durch, dann verschwammen sie miteinander, zu einem dumpfen, monotonen Klang, die Welt schien mit einem Mal vollkommen still geworden zu sein. Mein Blut rauschte in meinen Ohren, meine Krallen bohrten sich fest in den Boden, ich war nicht angespannt, nicht auf eine aggressive Art, aber bereit für alles.
Und dann, von einer Sekunde auf die andere, schoss es durch mich wie ein Blitz am Gewitterhimmel, ich schien komplette Klarheit erlangt zu haben.
Niemand, nicht eine einzige Katze, achtete auf mich. Lichterfeuer und ihre Jungen waren - berechtigterweise - gerade der Mittelpunkt aller Aufmerksamkeit, da konnte man die potentielle Verräterin schon einmal außer Acht lassen. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Dann flatterte eben dieses aufgeregt los, Adrenalin schoss durch meine Adern, ich fasste keinen Gedanken mehr. Zumindest keinen klaren.
Flammen schienen in meine Muskeln zu fließen, meine spitzen Krallen gruben sich in den festgetretenen Boden, und dann stieß ich mich ab.
FeldClan-Katzen jagten Kaninchen. Sie bevorzugten freie Flächen und offenes Gelände, gerne auch leicht hügelig, sie hatten Ausdauer, sie konnten sprinten.
Und vielleicht mochte ich nicht diese Gene in meinem Körper haben, aber die Energie, die man mir über Monde antrainiert hatte, explodierte in diesem Herzschlag. Meine Pfoten trafen den Boden nicht einmal wirklich, ich schien zu fliegen, meine Beine fühlten sich so energetisch und geladen an, dass ich einfach für immer weiterlaufen wollte.
Ich jagte durch den Lagerausgang, schon bald versperrte hohes Gras meine Sicht, doch es teilte sich vor mir, ich brach einfach durch, setzte über den kleinen Bach in Lagermitte und raste weiter.
Und dann war sie da. Diese erlösende Stille. Nur der Wind, die raschelnden Felder, das Rufen einer Eule in der Ferne. 
Endlich, endlich war ich alleine.
Meine Beine brannten, aber ich reduzierte das Tempo nicht bevor ich auf einer Wiese stand, die mir nicht weiter als bis zu den Knien ging. Sie lag am Rande des Territoriums, ein gutes Stück nördlich der Senke, in der sich unser Lager befand. Weite Hügel und Flure erstreckten sich hinter mir, zu meiner Linken erhoben sich am Horizont die Bäume des Waldes an der Grenze zum LaubClan, vor mir allerdings flachte das Gras ab und ging in das dunkle, braune Erdland über, das man auch vom Lager aus erreichen konnte. 
Dort allerdings hätte ich keine Deckung gehabt.
Ich spitzte die Ohren, kringelte den Schweif leicht und zog die Schultern nach oben, während ich vorsichtig weiter nach vorne schlich. Eigentlich war das hier genau die Route der Nachtpatrouille, und die war gerade unterwegs. Dem Geruch nach war sie hier noch nicht vorbeigekommen und ich wollte mich ungern von ihre erwischen lassen.
Also hüpfte ich den Abhang hinauf, ließ mich auf der anderen Seite herunterrutschen  und duckte mich in die Erdkuhle, die ich dort vorfand. Hier befand sich nur noch ein schütternder Grasbewuchs und der Boden roch nach dem Lehm, aus dem das Brachland größtenteils bestand. Ich hoffte, dass mein eigener Geruch dadurch größtenteils überdeckt werden würde, und ich schlich weiter. 
Was genau ich hier wollte, war mir zu dem Zeitpunkt noch nicht klar, ich dachte einfach, dass ich einen Moment lang alleine sein wollte. Einmal wieder, nach so langer Zeit.
Auch, wenn ich das Gefühl von Freiheit, das mich in dem Moment durchfloss, unbeschreiblich gut war und mein Herz erfreut höherschlagen ließ, eine leichte Frustration wollte mich einfach nicht in Ruhe lassen. Es nagte an mir, pickte an meinem Verstand wie ein Specht an einem Baum.
Warum handelten meine Clangefährten so? Weil Taubenstern es ihnen vermutlich aufgetragen hatte, klar - aber warum? Sie hatten Angst, dass ich abhauen würde - zweifelten sie denn an meiner Treue? Wo sollte ich denn hingehen, ich hatte doch niemanden. Meine Familie war tot.
Ohne, dass ich es bewusst bemerkte, führten meine Pfoten mich aus der Erdkuhle wieder heraus, trugen mich weiter, auf einen leichten Abhang hinauf. Nach oben. 
Alles an meiner Natur zog mich unbewusst nach oben.
Aber meine Familie, die war tot. Meine Mutter verstorben, mein Vater verschollen.
So oft ich es wiederholte, glauben wollte ich das nicht. Als gäbe es irgendetwas, das tief in meiner Brust lag, in den entlegensten Abgründen meines Herzens, dass einfach wusste, was Sache war.
Und in diesem Moment, in dem Herzschlag, in dem mein Blick in die Ferne schweifte, auf den Horizont jenseits der endlosen Weite, da wurde mir klar, dass ich nicht wieder ins Lager zurückehren würde. 
Ich würde mich nicht wieder freiwillig in die Unterdrückung begeben, zurück in die Gefangenschaft meines eigenen Clans.
Dafür war die Sehnsucht, die in mir wütete, zu stark, und die Lügen, die sie alle mir erzählt hatten, zu schwer. 
Ich musste sie finden.
Ich musste die Wahrheit finden. 
Eine leise Stimme war es, die mich aus meiner angespannten Trance riss. Schlagartig schnellten meine Ohren nach oben, meine Nase zuckte und meine inneren Alarmglocken schrillten los. Die Nachtpatrouille. Sie durfte mich nicht erwischen!
Eilig setzte ich den Hang hinunter, machte einen Sprung in die Kuhle und duckte mich.
"Blattfeder?", hörte ich keine Sekunde später eine tiefe, raue Stimme ganz in meiner Nähe fragen. Es musste Dämmerkralle sein, die Gerüche meiner Schwester und Erdpfote schlugen ebenfalls in meine Richtung. 
"Sieht die große Kriegerin wieder Geister, was?", hörte ich den Schüler sogleich murren. Er war immer noch beleidigt, weil Taubenstern ihn noch nicht zum Krieger ernannt hatte, obwohl er fast genauso alt war wie meine Schwester und ich.
"Ach, halt die Klappe", fauchte Blattfeder zurück, "Dämmerkralle, ich müsste mal eben etwas überprüfen... ?"
"Du bist Kriegerin, du kannst tun und lassen, was du willst. Tu dir keinen Zwang an."
"Danke."
Pfotenschritte donnerten über den lehmigen Boden. Ich duckte mich tiefer in die Kuhle hinein, als der Schatten meiner Schwester in meinem Blickfeld erschien und ich merkte, dass sie nun auf meiner Seite des Abhangs sein musste.
"Tränenfall?" Ihre Stimme war leicht und gedämpft, "Tränenfall, komm raus. Ich hab dich gesehen."
Pause.
"Ich verrate dich auch nicht."
Ich konnte ein Seufzen nur unterdrücken, weil es mich vermutlich endgültig verraten hätte. Ich hopste aus der Kuhle hinaus, warf einen schüchternen Blick in alle Richtungen und schlich dann mit angezogenen Schultern zu meiner Schwester, die angespannt am Fuße des kleinen Hügels stand. 
"Tränenfall!" Ihre Augen blitzten voller Sorge, als sie einen Schritt auf mich zu machte. "Was im Namen des gesamten SternenClans machst du hier?!"
"Du meinst alleine außerhalb des Lagers? Ohne jemanden, der aufpasst, dass ich mich nicht vom Acker mache?" Ich fauchte und stellte meine Nackenhaare auf. "Ich wollte alleine sein. Nachdenken. Nicht jede Katze, die einen Fuß außerhalb des Lagers setzt, will gleich ihren gesamten Clan verraten!"
Alle Wut über die Unterdrückung durch meine Clangefährten, die sich im letzten Mond in mir angestaut hatte, entlud sich in diesem Moment, und dummerweise war es Blattfeder, die es nun traf. Diejenige, die es wahrscheinlich am wenigsten verdient hatte.
"Denkst du denn, ich bin bescheuert? Denkt ihr alle etwa, ich merke es nicht, dass ihr mich ständig überwacht?! Taubenstern hat es euch befohlen, richtig? Ihr alle habt den Befehl bekommen, mich nicht mehr aus den Augen zu lassen, nicht wahr?"
Anfangs hatte es noch so gewirkt, als wollte Blattfeder mir heftig widersprechen, doch je länger ich sie anfuhr, desto mehr legte sie die Ohren an und zog die Schultern zurück, ihr Schweif fiel schlaff zu Boden.
"Ja", murmelte sie schließlich gedämpft, "Ja, das stimmt. Taubenstern hat..."
Sie brach ab, schüttelte den Kopf, riss ihn dann plötzlich nach oben und starrte mich schockiert an. "... sie hat gemeint, dass es das Beste für dich ist. Zu deiner eigenen Sicherheit! Und wir haben ihr geglaubt, SternenClan... was hätten wir denn machen sollen? Sich dem Anführer zu widersetzen wäre gegen das Gesetz der Krieger!" Ihre Augen schimmerten glasig, voller Reue.
Bittere Galle stieg in meiner Kehle auf. 
"Das Beste für mich, ja?", spuckte ich aus, "Das soll das Beste für mich sein, ja? In meinem eigenen Clan gefangen zu sein, soll das Beste für mich sein, ja?" Mein Sichtfeld verschwamm. "Blattfeder, das kannst du doch nicht ernsthaft glauben!"
"Nein."
Dieses eine, ruhige, monumentale Wort, das die Kehle meiner Schwester verließ, schien meine Welt mit einem Mal einzufrieren. Das Rauschen des Windes, das Rascheln des Grases, das Tuscheln von Erdpfote und Dämmerkralle in der Ferne - es alles verstummte mit einem Schlag. Die Farben um mich herum verblassten, und von einer Sekunde auf die andere gab es nur noch Blattfeder und mich auf dieser ganzen Welt.
"Nein, Tränenfall, das glaube ich nicht." Sie senkte leicht den Kopf. "Ich glaube nicht, dass Taubenstern richtig handelt. Aber ich glaube, dass sie ihre Gründe hat, um so etwas zu machen..." Sie blinzelte, wandte den Kopf ab und starrte seitlich an mir vorbei, auf den Boden. "Und deswegen... will ich, dass du die Wahrheit herausfindest."
"Bitte? W-wie meinst du das?" Die Entschlossenheit in allem, was sie ausstrahlte, ließ meine Stimme nun doch brechen. "Was versuchst du, mir zu sagen?"
"... es muss doch einen Grund geben, warum Taubenstern tut, was sie tut." Meine Schwester ließ die Ohren hängen. "Irgendwas muss sie bewegen. Irgendetwas muss sie meinen, wenn sie sagt, dass es das Beste für dich ist. Sie ist doch immer eine gute Anführerin gewesen... sie würde sich nicht von jetzt auf gleich gegen ihre Clanmitglieder stellen." Das Sternenlicht spiegelte sich in ihren Augen wieder, tausend stumm zusehende Krieger schienen auf mich herab zu starren. "Und wenn du hier keine Antworten bekommst, dann musst du eben auf eigenen Pfoten nach der Wahrheit suchen. S-stimmst du mir da nicht zu?"
Es war eine naive, eine leichtsinnige und wirklich nicht weit gedachte Idee, aber es waren genau die Worte, die ich gebraucht hatte.
"Doch", murmelte ich verlegen. Jetzt, wo ich ihre Meinung kannte, schämte ich mich leicht dafür, sie eben noch so angefaucht zu haben. "Doch ich stimme dir zu aber... ich kann doch nicht einfach gehen." Meine Knie wurden weich und begannen zu zittern. "Man würde doch sofort nach mir suchen und dann würden sie mich erst recht als Verräterin abtun..."
"Willst du gehen?" 
Blattfeder stupste mit ihrer Nase sanft gegen meine, als sie einen Schritt auf mich zumachte. Ihre Ohren waren flach angelegt, ihr Schweif schleifte kraftlos auf dem Boden. Offenbar fiel es auch ihr nicht leicht, in diesem Moment so zu mir zu sprechen. 
"Wenn du gehen willst, um da draußen nach der Wahrheit zu suchen, dann werde ich dir Zeit verschaffen und tun was ich kann, um dich von hier aus zu unterstützen. Ich werde dir Verfolgerpatrouillen vom Leib halten, ich werde deinen Ruf verteidigen und ich werde hier nicht weggehen, bis du zurück bist." Ein kurzes Zögern. "W-wenn du willst dann... dann komme ich auch mit!"
Eine rührende Wärme breitete sich um mein Herz aus und ließ mein Sichtfeld kurz verschwimmen. Für einen Moment hatte ich Angst, einfach zusammenzubrechen.
Ich würde nicht zurückgehen. Wie würde mein Leben aussehen, wenn ich hier bliebe? Man würde mich nie wieder alleine eine Pfote in die Nähe des Lagerausgangs setzen lassen - das war doch kein lebenswertes Leben. Das konnte keine Katze wollen. Ich zumindest wollte es nicht.
Ich wollte die Wahrheit wissen.
Aber Blattfeder hatte diese Einschränkungen nicht. Sie war frei, sie konnte tun und lassen, was sie wollte, sie war ungebunden und gerade zur Kriegerin ernannt worden. Ihre Familie liebte sie, ihre Freundinnen hatten Spaß mit ihr und ich konnte mir auch gut vorstellen, dass der SternenClan sie zu noch Höherem berufen würde.
So gerne ich sie auf dieser Reise auch an meiner Seite gehabt hätte, ich konnte nicht verantworten, dass sie all das meinetwegen aufgab.
"Blattfeder..." Ich schlug die Augen zu, setzte eine Pfote vor die andere und schmiegte meinen Kopf gegen ihren weichen Hals. Die Tigerkätzin war nicht meine leibliche Schwester, aber ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendeine Liebe zwischen Blutgeschwistern das übertreffen konnte, was ich für Blattfeder empfand. 
"... Das... zu hören bedeutet mir einfach so unglaublich viel. Wirklich. Aber... du bist eine Kriegerin des FeldClans. Dein Platz ist hier. Ich... ich werde gehen, ich werde nach der Wahrheit suchen. Aber... also, ich hätte dich wirklich gerne bei mir, aber ich möchte dir nicht deine Zukunft nehmen, verstehst du?"
Pause.
"Ich verstehe."
Schweigen trat ein. Blattfeder und ich standen regungslos aneinander geschmiegt und genossen die Anwesenheit der anderen. Um uns herum ließ eine sanfte Brise die Gräser rascheln.
"Blattfeder?", unterbrach ein brummender Ruf schließlich die Stille, die uns umschloss. "Blattfeder, geht es dir gut? Wo bleibst du denn?"
Schlagartig zuckte meine Schwester zurück, riss den Kopf herum und sah sich um. Ich tat es ihr gleich, aber wir waren immer noch alleine hinter dem Erdvorsprung. 
"... ja!", rief die Tigerkätzin schließlich zurück, "Ja, bei mir ist alles gut. Tut mir leid, ich dachte, ich hätte etwas gehört!"
Ihre Augen glänzten trübe, als sie sich abwandte und begann, zurück zu ihrer Patrouille zu kraxeln. Auf der Hälfte  des Abhangs hielt sie noch einmal an.
"Das hier ist kein Lebewohl", hauchte sie mir zu. Ein glasiger Schimmer verdeckte ihre Pupillen. "Das hier ist ein Auf Wiedersehen, okay?"
Ich schluckte mein Schluchzen herunter, senkte den Kopf und nickte langsam. 
"Ich verspreche es", murmelte ich ihr zum Abschied zu, "Ich hab dich lieb, Blattfeder."
"Ich dich auch. Pass bitte gut auf dich auf, Schwester..."
Und das waren ihre letzten Worte, bevor sie mit einem hörbaren Schniefen über den Abhang hinwegsetzte und mich wieder alleine ließ.
Herzschläge später hörte ich die Nachpatrouille abziehen.
Ich werde nicht zurückgehen. 
Mit einem vehementen Kopfschütteln schleuderte ich mir die angesammelte Flüssigkeiten aus den Augenwinkeln und wandte mich ab.
Es gab jetzt Wichtigeres zu tun.
Wo sollte ich ansetzen? Ich brauchte ein paar Atemzüge, bis ich wieder klar denken konnte.
Mein Gespräch mit Wisperwind zog noch einmal vor meinem geistigen Auge an mir vorbei.
Der Kater, der mich hergebracht hatte. Eliot. Eliot war sein Name, wenn ich mich recht erinnerte. Und er lebte irgendwo in einem Zweibeinerort.
Wenn es jemanden gab, der mich bei meiner Suche unterstützten konnte, dann war es er. 
Vorausgesetzt natürlich, dass es ihn wirklich gab und, dass er noch lebte.
Aber wie sollte ich den Zweibeinerort finden? Rund um das Territorium des FeldClans herum gab es nichts weiter als Brachland und Leere, in das ich nicht einfach mir nichts, dir nichts hineinrennen wollte - ich brauchte einen Anhaltspunkt, einen Zielort. Zumindest eine Richtung. Dieser Streuner könnte von überall her gekommen sein - wusste der SternenClan, was ihn zu diesem Clan geführt hatte.
Moment.
Ein Detail, dass mir bisher entfallen war, schoss spontan zurück in meinen Kopf.
Eliot hat doch gar nicht den FeldClan gefunden! Er war doch zuerst beim LaubClan, das hat Wisperwind zumindest gesagt...
Ein hoffnungsvolles Flattern breitete sich in meiner Brust aus. Ich hatte zumindest eine Spur, und immerhin konnte ich damit zur äußeren Grenze des LaubClan Territoriums laufen und dort dann weitersehen. Wenn ich außerhalb der Duftmarken blieb, dann konnte mir niemand einen Verstoß gegen das Gesetz der Krieger vorwerfen, wenn man mich denn überhaupt bemerkte. Trotzdem sollte ich mich bei Gelegenheit nach einer Möglichkeit umsehen, meine Geruchsspur irgendwie zu überdecken. 
Den Blick fest auf das Ziel gerichtet, das ich mir selbst gesetzt hatte, machte ich mich auf den Weg, auf die Suche nach der Wahrheit.



 ~
Heyho^^"
Ich habe zu Anfang ja schon erklärt, dass meine Uploadfrequenz sich in Grenzen halten wird, aber jetzt wird wohl eine wirklich lange Pause folgen. Ich kann nämlich, nach aktuellem Stand, erst wieder ab April anfangen, überhaupt wieder an einem Kapitel zu arbeiten, weil ich bis dahin erst einmal meine schriftlichen Prüfungen habe. Danach kommen aber noch einmal die mündlichen, und die habe ich in lernintensiven Fächern(Mathe und Bio), und deswegen kann es sein, dass ich erst wieder ab Mitte Juni zum Schreiben komme. Ich hoffe aber, dass ich schon früher ein neues Kapitel fertigstellen kann.

Und weil ich es mir zur Aufgabe gemacht habe, in der aktuellen Zeit, ich denke, ich muss nicht erklären was ich meine, ein bisschen positive Stimmung zu verbreiten: Immer schön den Kopf hoch halten! 
Einen schönen Tag noch an alle :D




PS: Bitte weist mich weiterhin auf Rechtschreibfehler hin, egal, wie kleinlich ihr dabei sein mögt.

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