12. Kapitel

„Wie war die Versammlung?", fragte Löwenjunges aufgeregt, als Regenpfote durch den Dornentunnel ins Lager schlüpfte. „Sie war toll!", erwiderte dieser schläfrig und musste sofort gähnen. „Waren viele Katzen dort?", wollte nun Abendjunges wissen. „Ja! Von jedem Clan eine große Patrouille. Es waren fast doppelt so viele Katzen dort, als in unserem Clan." „Wow!", hauchte Abendjunges und staunte, denn er konnte sich so viele Katzen nicht vorstellen. „Ich werde euch morgen alles genau erzählen! Ich bin nämlich müde!", erklärte Regenpfote und musste schon wieder gähnen. „OK! Schlaf gut!", riefen ihm die beiden Jungen nach, als er Richtung Schülerbau davontrottete.

Sturmpfote lag schon in seinem Nest und schlief. Seine zuckenden Schnurrhaare verrieten, dass er träumte.

Regenpfote rollte sich in dem Nest neben seinem Bruder zusammen und schlief sofort ein.

„Aufstehen! Es ist schon nach Sonnenhoch! Ihr habt genug geschlafen!" Regenpfote wachte erschrocken auf, als ihn jemand mit der Pfote anstieß und laut miaute.

Maulwurfkralle, der nun auch Sturmpfote wachschüttelte, hatte gesagt, dass es nach Sonnenhoch war. Durch den Eingang des Schülerbaus fiel wenig Licht, doch Regenpfote konnte erkennen, dass er die Wahrheit gesagt hatte.

Haben wir wirklich so lange geschlafen? Regenpfote fühlte sich, als ob er nur wenige Augenblicke geschlafen hätte. Er war noch sehr müde, doch die Müdigkeit verflog schnell.

„Was ist denn jetzt los?", murmelte Sturmpfote verschlafen, als er den Kopf hob.

„Mondstrahl und Hasenpelz schicken mich! Sie erwarten euch in der Mooskuhle! Ich glaube, dass sie ein Kampftraining geplant haben!", berichtete Maulwurfkralle, während er sich umdrehte und auf die Lichtung schlüpfte.

„Ein Kampftraining! Das ist super! Endlich lernen wir richtig zu kämpfen!", freute sich Sturmpfote, der endlich richtig wach geworden war.

Regenpfote freute sich zwar auch auf das Kampftraining, war aber nicht ganz so begeistert wie sein Bruder. Vor ein paar Sonnenaufgängen hatten ihre Mentoren ihnen ein paar Verteidigungszüge gezeigt und die waren schon schwer gewesen. Anzugreifen war sicherlich nicht leichter, als sich zu verteidigen. Hoffentlich kann ich mich in einer Schlacht an alle Züge erinnern, dachte Regenpfote bei sich.

„Komm Sturmpfote! Wir müssen uns beeilen! Du kannst sicherlich später etwas essen, oder wir dürfen nach dem Training jagen!", rief Regenpfote seinem Bruder zu, der zum Frischbeutehaufen gehen wollte.

„Schade, ich hab so einen Hunger! Aber du hast recht!", miaute Sturmpfote mit einem letzten sehnsüchtigen Blick auf ein Eichhörnchen am Rand des Frischbeutehaufens.

Die beiden Schüler schlüpften hintereinander durch den Dornentunnel und liefen durch den Wald. Bevor sie zur Mooskuhle kamen, hörten sie laute Stimmen und Jaulen. Regenpfote fragte sich, von wem die Laute stammen könnten.

Regenpfote blieb neben seinem Bruder am Rand der Kuhle stehen und schaute hinab. Auf dem Moos, das die ganze Lichtung bedeckte, kämpften mehrere Katzen spielerisch miteinander. Dass es kein ernster Kampf war, erkannte man an den eingezogenen Krallen und den schwachen Hieben.

Tigerschweif, Blütenfell, Amselfeder und Samtflügel kämpften jeweils zu zweit gegeneinander. Mondstrahl und Hasenpelz saßen am Rand der Lichtung und schauten dem Training der jungen Krieger zu.

Als Hasenpelz die Schüler erblickte, winkte er mit seinem Schwanz, damit sie zu ihm kamen.

Tigerschweif ließ Blütenfell los, als Regenpfote und Sturmpfote vorbeigingen. Samtflügel verpasste Amselfeder noch eine Ohrfeige mit eingezogenen Krallen, dann folgte sie den Schülern. Die anderen versammelten sich ebenfalls um Hasenpelz und Mondstrahl.

„Für heute haben wir etwas ganz besonderes geplant!", miaute Hasenpelz und machte eine kurze Pause um die Spannung zu steigern. „Was denn? Sag schon!", wollte Blütenfell wissen.

„Wir werden heute einen Gruppenkampf veranstalten! Das bedeutet, dass wir zwei Teams bilden, die gegeneinander antreten!", erklärte Hasenpelz.

„Aber ich und Sturmpfote haben noch keine Kampfzüge gelernt! Was können wir da machen?", widersprach Regenpfote irritiert.

„Das ist richtig, aber bei dieser Übung geht es nicht nur ums Kämpfen! Ihr könnt euch sogar neue Tricks ausdenken, denn hier gibt es keine Vorgaben, wie man kämpfen soll. Ich erkläre euch die Spielregeln bevor noch weitere Fragen kommen. Also, die Mooskuhle ist unser Spielfeld. Jedes Team bekommt eine Feder!", erklärte Mondstrahl, während Hasenpelz zwei Federn von einer Taube auf den Boden legte.

„Die Aufgabe des einen Teams ist es, ihre Feder so schnell wie möglich zu diesem Baum zu bringen! Die Feder des anderen Teams muss zu dem Baum auf der anderen Seite gebracht werden!" „Das ist ja total einfach!", rief Sturmpfote dazwischen.

„Lass Mondstrahl weiter erklären! Dann wirst du merken, dass die Aufgabe nicht ganz so einfach ist, wie du denkst!", ermahnte ihn Hasenpelz streng.

„Wie ich schon sagte, müssen die Federn zu den jeweiligen Bäumen gebracht werden. Die Schwierigkeit besteht darin, durch die Verteidigungslinie des anderen Teams zu brechen und gleichzeitig den Weg zu dem anderen Baum zu versperren! Verstanden?", fragte Mondstrahl noch einmal nach.

„Wir müssen also zu einem Baum rennen, dürfen aber nicht zulassen, dass die anderen das schaffen! Hab ich das so richtig verstanden?", wollte Amselfeder wissen. „Ja, ganz richtig!", bestätigte Hasenpelz.

„Jetzt kommen wir zur Gruppenverteilung! Wer stellt sich auf meine Seite und wer auf die von Hasenpelz?", fragte Mondstrahl.

Nach ein paar Augenblicken standen die Teams fest.

Sturmpfote, Tigerschweif und Blütenfell hatten sich für Mondstrahl entschieden, Regenpfote, Amselfeder und Samtflügel für Hasenpelz.

„Irgendwelche hilfreichen Vorschläge?", fragte Hasenpelz an alle Katzen gewandt.

„Wir könnten eine Katze auswählen, die mit der Feder läuft, während die anderen den Baum verteidigen!", schlug Regenpfote mit erhobenem Schwanz vor.

„Das ist eine sehr gute Idee, Regenpfote!", lobte Hasenpelz seinen Schüler.

„In ein paar Augenblicken wird das Spiel beginnen. In dieser Zeit kann jede Gruppe entscheiden, was sie tun will. Wenn ihr mein Jaulen hört, rennt ihr los!", erklärte Hasenpelz zum Schluss.

Die Teams drängten sich zusammen und flüsterten aufgeregt miteinander, während sie ihre Rivalen beäugten.

„Regenpfote, wie wäre es, wenn du die Feder nimmst und dich am Rand der Lichtung anschleichst?", fragte Samtflügel leise. „Wir versuchen inzwischen die andere Gruppe abzulenken."

„Ok!", flüsterte Regenpfote zurück. Er war sehr stolz, dass er ausgewählt wurde. Er nahm vorsichtig die Feder ins Maul.

Genau in dem Augenblick, als Regenpfote den Kopf hob, ertönte ein lautes Jaulen. Es war Hasenpelz, der das Signal gab.

Augenblicklich stürmten die beiden Gruppen aufeinander zu und versuchten den Weg zu versperren. Nur Regenpfote schlich sich auf leisen Pfoten davon und sein graues Fell verschmolz mit dem Schatten der Bäume am Rand der Lichtung.

Als er kurz stehen blieb, um sich zu vergewissern, dass ihn niemand bemerkt hatte, ließ er seinen Blick über die moosige Senke schweifen.

Samtflügel stieß gerade Tigerschweif zu Boden, der mit der Feder im Maul auf den Baum zulaufen wollte. Hasenpelz und Amselfeder stellten sich Mondstrahl und Sturmpfote in den Weg, die Tigerschweif helfen wollten. Doch Sturmpfote schaffte es, zwischen den beiden Kriegern durchzuschlüpfen und sprang Samtflügel auf den Rücken.

Regenpfote konnte nicht mehr erkennen, ob Tigerschweif freikam, weil er den Kopf abwendete, um Blütenfell zu suchen. Er hatte sie seit das Spiel begonnen hatte, nicht mehr gesehen und konnte sie auch jetzt nicht entdecken.

Langsam und vorsichtig schlich Regenpfote weiter und versuchte keinen Laut zu machen, doch auf einmal hörte er ein Rascheln. Das kam eindeutig nicht von ihm, denn es hörte nicht auf, als er stehen blieb.

Wie ein Blitz schoss Blütenfell hinter dem Baum, zu dem er die Feder bringen musste, hervor und versperrte ihm den Weg. „Ich hab es doch gewusst, dass sie dich mit der Feder geschickt haben!", rief sie ihm zu. „Du wirst nicht bis zum Stamm kommen!" Blütenfell stellte ihr Nackenfell auf, bis sie doppelt so groß wirkte wie sonst und versuchte ihm mit einem Fauchen Angst einzujagen. Aber Regenpfote hatte keine Angst vor ihr, denn er wusste, dass das zum Spiel gehörte und Blütenfell ihn nie verletzen würde.

Regenpfote täuschte eine Seite vor und wie er vermutet hatte, versuchte Blütenfell ihn abzufangen. Er glitt auf der anderen Seite an ihr vorbei und war schon siegessicher, doch eine Schwanzlänge vor dem Baumstamm landete ihr Gewicht auf ihm und drückte ihn zu Boden. Instinktiv versuchte er sich zu befreien, doch es hatte keinen Zweck. Blütenfell war viel zu schwer, um sie hochzuheben und seine Verbündeten waren zu beschäftigt, um ihm zu helfen.

Glücklicherweise fiel ihm in diesem Moment ein Trick ein, den Hasenpelz ihnen gezeigt hatte.

Regenpfote ließ seinen Körper erschlaffen, als ob er aufgeben würde. Blütenfell lockerte ihren festen Griff und miaute triumphierend. In diesem Herzschlag schnellte er hoch und schaffte es, sie abzuwerfen. Nun lag Blütenfell verwirrt am Boden, doch Regenpfote durfte keine Zeit verlieren.

Schnell lief er die letzten Schritte bis zum Baum und jaulte laut. „Wir haben es geschafft! Wir haben gewonnen!", hörte er Amselfeder über die Lichtung rufen.

„Mäusedung!", rief Tigerschweif empört, der immer noch die Feder im Maul hielt. „Mir hätten nur noch drei Mäuselängen gefehlt!"

„Kommt alle zu mir!", rief Hasenpelz laut. Als sich wieder alle um ihn versammelt hatten, miaute er: „Ihr habt euch alle gut geschlagen und es war sehr knapp. Wie du schon sagtest, Tigerschweif, hättet ihr gewonnen, wenn Regenpfote nicht um ein paar Augenblicke schneller gewesen wäre. Doch als Belohnung darf sich das Gewinnerteam im Lager zuerst die Frischbeute nehmen."

„Du warst toll, Bruder!", miaute Sturmpfote und legte Regenpfote den Schwanz auf die Schulter, während sie aus der Mooskuhle stapften.

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