1. Kapitel

Windjunges wachte auf. Sie zitterte. Nein, bloss nicht! Nicht schon Morgen! Ihr stand ihre Schülerzeremonie bevor. Sie würde Kräutersammlerin werden. Wie alle Kätzinnen mit weissen Vorderpfoten. Ich hasse mein Bein, dachte sie. Nur wegen diesem dummen Bein hatte sie alle Probleme. Es war Weiss. Es war viel zu Weiss. Wäre es nur Hellgrau, wie der rest ihres Körpers. Das Weisse Ohr war egal. Die weisse Schwanzspitze war egal. Nur das Bein nicht. Ich muss Jägerin werden. Ich muss. Dachte sie. Es gab wohl nichts schlimmeres als Kräutersammlerinnen. Sie durften nur raus, um Kräuter zu sammeln. Nicht einmal heilen durften sie. So war es wohl seit ewigen Zeiten. Wenn sie Jägerin wurde, durfte sie Junge haben. Und nur als Jägerin durfte sie Tropfen besuchen. Tropfen war ihr Wurfgefährte. Er war Sternenseher. Diese Katzen wurden schrecklich behandelt. Sie hatten noch weniger Rechte als Krallenlose. Auch weniger Rechte als Beute. Sie wurden gepeinigt und verstümmelt. Ihnen wurden die Ohren abgerissen, die Schwänze weggebissen und die Heiler waren gezwungen, ihnen Fellblätter zu verabreichen. Diese bewirkten, das der Katze alle Haare ausfielen. Ausserdem wurde Tropfen seines linken Auges beraubt. Das alles war ihm passiert, kaum hatte er die Augen geöffnet. Seine waren mal verschiedenfarbig gewesen. Wie bei allen Sternensehern. Aber jetzt hatte er nur das Rechte behalten, und konnte sich noch Glücklich schätzen. Sternenseher hatten einen eigenen Platz. Allerdungs hatte er kein Dach und sie mussten draussen frieren. Ausser Tropfen war noch ein Sternenseher im MondClan: sie hiess Blatt. Windjunges brachte den beiden Beute, wenn sie konnte. Manchmal ass sie nichts und gab Blatt und Tropfen ihre Maus. Windjunges rollte im Nest. Morgen würde der Grosse Tag sein. Der Tag des Mondes und der Sonne. Sie würde Kräutersammlerin werden und dafür verantwortlich sein, dass Tropfen Fellos war. Sie würde ihm Fellblätter geben müssen. Da kam ihr eine Idee. Sie schlich aus der Kinderstube. Hinüber zum Kräutersammlerinnenbau. Vorsichtig schlich sie herein. Der Bau bestand aus einem umgefallenen Baum. In einer Baumhöhle lagen die Fellblätter. Leise zog sie ein paar heraus. Dann sprintete sie, so schnell sie ihre schlanken beine trugen, zurück in die Kinderstube. Dort legte sie sich in ihr Nest, die Blätter immer noch im Maul. Ich muss Jägerin werden. war ihr einzige Gedanke, der ihr durch den Kopf ging. Sie schluckte und versuchte nicht zu würgen, als ihr die Kräuter im Hals stecken blieben. Sie schluckte erneut. Die bitteren Pflanzen gaben endlich nach. Jetzt hiess es: warten. Sie legte sich wieder in ihr Nest. Ein plötzlicher Krampf schüttelte sie. Und wieder. Es tat Weh. Alles. Ihr Magen, Ihre Glieder, Ihr Kopf. Was hatte ich mir dabei gedacht? Dachte sie. Ein weiterer Krampf. Sie schloss die Augen. Dann öffnete sie sie wieder. Vor ihr lag ein Fellbüschel. Es war Hellgrau. Mein Fell! Es war zwar das, was sie erwartet hatte, trotzdem Packte sie die Angst. Ein Krampf. Blinzeln. Ein weiteres Büschel Fell. Und wieder. Und wieder. Als sie schon dachte, die Tortur würde nie aufhören, war der letzte Krampf vorbei. Sie musste würgen. Ihr erbrochenes landete auf einem riesigen Haufen Fell. Das war mal ich, dachte sie mit schrecken. Sie Blickte hinunter. Das was sie sah, verschlug ihr den Atem. Es waren nicht ihre Pfoten. Sie sahen aus wie die von Tropfen. Und sie waren doch anders. Es waren ihre Beine. Sie Atmete aus. Keine weisse Pfote mehr. Nichts konnte sie daran hindern, Jägerin zu werden. Jetzt musste sie nur noch eins tun. Sie rannte aus dem Lager. So schnell sie konnte rannte sie zum Fluss. Da sie nun kein Fell hatte, konnte sie viel schneller laufen als früher. Endlich kam Windjunges dort an. Sie lief zum seichten Ufer. Ob gewollt oder nicht, sie sah ins Wasser. Ein Fremdes Gesicht blickte ihr entgegen. Eine Katze ohne Haare, deren Augen stechend Blau waren. Sie wendete den Blick ab. Das war unerträglich. Sie war wegen etwas anderem hier. Sie nahm einen Maulvoll Schlamm. Sie hatte Lust ihn wieder auszuspucken, tat es jedoch nicht. Sie rannte wieder zum Lager zurück. Dort spuckte sie den schlamm in ihr Fell. Dann hastete sie wieder zurück, nahm wieder einen Maulvoll schlamm. Und wieder und wieder. Nach drei Wiederholungen hatte sie genug schlamm im Pelz. Sie entfernte so viele weisse Haare wie möglich, dann wälzte sie sich da drin. Sie schnappte sich alles Moos und rannte damit aus dem Lager. Sie vergrub es und suchte ein neues Moospolster. Sie schlenderte durch den Wald, auf der Suche nach etwas Moos. Endlich fand sie, was sie suchte. Vorsichtig kratzte sie es vom Baum. Hinter sich hörte sie ein Rauschen. Sie drehte sich um. es war der Fluss. sie lief zu Ihm hinüber und betrachtete ihr Spiegelbild. Sie sah aus wie eine struppige Streunerin, aber das war egal. Eine weitere Stunde lang sass sie am Ufer und richtete ihr Fell, bis sie zufrieden war. Der himmel färbte sich langsam Purpurn, wie die Sonne Aufging. schnell packte Windjunges ihr Moospolster und hastete ins Lager zurück.

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